Gibt es in Bamberg bald eine Tiny-House-Siedlung?
29.11.2018, 17:21 UhrUtopie oder bald Wirklichkeit: Am Stadtrande Bambergs stehen winzige Häuschen, in der Mitte ein Gemeinschaftshaus. Fahrräder oder Carsharing-Autos davor. Es wird zusammen gekocht. Die Kinder toben über die Wiese. Abends plaudert der Arzt mit dem Studenten, der Rentner mit dem Stadtbeamten. Wer seine Ruhe braucht, zieht sich in seine kleinen, aber gemütlichen zehn bis 50 Quadratmeter Wohnfläche zurück. 30.000 bis 150.000 Euro hat man in sein mobiles Eigenheim investiert. Man lebt sparsam und frei. Und wenn das Studium beendet ist oder es einen fortzieht, koppelt man das Eigenheim ans Auto und stellt es andernorts wieder auf.
"Der soziale Aspekt ist uns dabei wichtig."
Oliver Heinert, Gründer der Bamberger Tiny-House-Gruppe und Mitglied von Tansition Bamberg, dazu: "Wir möchten ein Tiny-House-Village aufbauen. 30 bis 40 Personen aus allen möglichen Schichten der Gesellschaft - vom Studenten über den Lehrer bis zum Senioren - könnten hier wohnen. Der soziale Aspekt ist uns dabei wichtig. Neben den Minihäusern gäbe es noch ein Gemeinschaftshaus mit Sozialräumen und Küche, was alle nutzen könnten. Unser Ziel derzeit ist, diese Idee innerhalb unserer Projektgruppe zu verfeinern, sie bei den Verantwortlichen der Stadt durchzusetzen und schließlich eine Fläche für eine Tiny-House-Siedlung zu finden. Sie sollte in den Randgebieten Bambergs, höchstens eine halbe Fahrradstunde vom Zentrum entfernt, liegen. Bei all diesen Ansätzen wird neben den Wohnaspekten auch unser ökologisches Bewusstsein deutlich. Fahrradfreundlichkeit, Solarzellen auf den Dächern und eine kleine Biogasanlage zum Klären sind einige der Stichworte." Einfach haben er und sein Team es allerdings nicht, denn gegen diese innovative Idee regt sich im Stadtrat Widerstand.
Kostengünstiges und ressourcensparendes Wohnen
Thomas Beese, städtischer Baureferent, sieht zwar das Vorhaben rechtlich möglich, empfiehlt aber nicht, ein Wohngebiet zur Errichtung von Tiny Häusern auszuweisen. Auch fast alle Stadträte einschließlich der GAL meldeten zum Teil sehr große Bedenken an. Nur Heinz Kuntke (SPD) will "am Ball blieben." Er könne sich vorstellen, ein Gebiet für ein Pilotprojekt auszuweisen. "In der Diskussion sind vom Baureferat Zahlen gefallen, die nicht die Durchschnittswerte in Bamberg widerspiegeln", gibt Oliver Heinert noch einmal zu bedenken. "Mit 4000 Euro pro Quadratmeter ist das teuerste Gebiet von Bamberg angesetzt, die Erba-Insel. Diese ist aber nicht der hiesige Maßstab. Ich setzte 32.000 Euro für ein etwa 17 Quadratmeter großes Tiny-House, was komplett autark ist, an. Je nach Anbieter schwanken die Preise aber."
Er und sein Team setzen sich jedenfalls weiter für die Minihäuschen ein, die mit ihrem kostengünstigen und ressourcensparenden Wohnen in Bamberg eine Vorreiterrolle spielen könnten.
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