JVA Bamberg: Größer und spezieller

09.09.2014, 10:51 Uhr
JVA Bamberg: Größer und spezieller

© Corinna Tübel

Platz für 414 Häftlinge, die Ausbaufähigkeit um rund 150 zusätzliche Stellen sowie regionale Bedeutung für ganz Oberfranken: So lauten die Ziele, die Regierungsdirektor Ullrich Mann am Montag in einem Arbeitsgespräch zum Neubau der JVA Bamberg vorstellte. Konkret sollen dabei zentrale Einrichtungen des Bayrischen Strafvollzugs an den neuen Standort geholt werden: eine geriatrische Abteilung, die eine besondere Behandlung für ältere Strafgefangene gewährleistet, eine Abteilung für pflegebedürftige Häftlinge, Plätze für eine interne Dialyse-Behandlung der Inhaftierten sowie eine Stelle für psychisch-auffällige Verurteilte.

Für einen Erfolg dieser Arbeit sollen rund 200 Bedienstete in der JVA sorgen, bisher gibt es ca. 60 Mitarbeiter für rund 210 Haftplätze. Von den Strafgefangenen sind 25 weiblich und 185 männlich.

Das Justizministerium Bayern hat nun beschlossen, dem Neubau der JVA Bamberg höchste Dringlichkeit einzuräumen, so Heinrich Rudrof, MdL und Vorsitzender des Anstaltsbeirates: "In den kommenden Wochen werden die Beratungen für den Haushalt 2015/16 stattfinden, wobei dieses Projekt sicher mehr als einen Doppelhaushalt beanspruchen wird."

Keine Sanierung, sondern Neubau

Die Justizvollzugsanstalt Bamberg hat derzeit an mehreren Fronten zu kämpfen: Zum einen ist gerade der Kern, der Barockbau, stark sanierungsbedürftig. Die Einzelzellen, die Gänge, die Küche aber auch der Kellerbereich sind alt und abgetragen. Eine grundlegende Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes wäre ein zu hoher finanzieller Aufwand.

JVA Bamberg: Größer und spezieller

© Corinna Tübel

Zum anderen sorgt die direkte Innenstadtlage des "Cafe Sandbad", wie die JVA von so manch Einheimischem betitelt wird, für keine ausreichend räumliche Trennung: Das Gebäude ist von allen Seiten von Öffentlichkeit umgeben, Touristen laufen direkt an den Hafträumen vorbei. "Wir haben dieses Problem bisher so gut wie möglich gelöst: Wir haben zum Beispiel Milchglasfenster und Lochblech an den Rahmen anbringen lassen, aber das führt auf der anderen Seite wieder dazu, dass es in den Zellen sehr dunkel ist", so Ullrich Mann.

Nachnutzung durch staatliche Behörde?

Die Stadt Bamberg und der Freistaat Bayern wollen nun an einem Strang ziehen, um dieses Großprojekt bestmöglichst umzusetzen. Erstere ist nun besonders in der Pflicht, ein passendes Areal für den Neubau anzubieten und die Politik zu informieren. "Wir unterstützen diese Pläne, denn es geht sowohl um die Stärkung des Justizstandortes Bamberg, als auch um die Aufwertung des Gebäudes in der Zukunft und um eine sinnvolle Nachnutzung", so Oberbürgermeister Andreas Starke. Auf Nachfrage sei beispielsweise eine universitäre Nutzung oder der Einzug einer staatlichen Behörde in das alte Gebäude denkbar.

Konversionsgelände ist kein Dogma

Das neue Areal der JVA müsse mindestens 10 ha betragen, so die Verantwortlichen. "Natürlich spielt das Konversionsgelände eine Rolle bei den Überlegungen, ist aber kein Dogma. Ich könnte mir die JVA auch außerhalb dessen vorstellen und denke über das Konversionsgelände hinaus."

Anfang des Jahres 2015 sollen in einem weiteren Arbeitsgespräch mögliche Grundstücke analysiert werden. Auch die Ergebnisse des Bürgerdialogs, welchen Ullrich Mann zu diesem Thema noch ausschreiben möchte, sollen dargelegt werden.

Planungen mit vorerst 80 Millionen Euro

An eine schnelle Lösung sei allerdings kaum zu denken, so Heinrich Rudrof. "Ich denke, wir liegen in einem Zeithorizont von mindestens zehn Jahren bei einer solchen Realisierung. Das Bauvorhaben an sich wird wohl ca. drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen." Er setzt das Finanzvolumen vorsichtig mit mindestens 80 Millionen € an, betont aber, dass klare Rechnungen noch nicht vorlägen.

Die Grundsatzentscheidung über den Neubau der JVA Bamberg ist jedenfalls gefallen, die formale Zustimmung des Landtags steht aber noch aus.

Fakten zur JVA Bamberg:

Die Justizvollzugsanstalt Bamberg ist eine von 36 ihrer Art in Bayern, 21 davon sind selbstständig. Die Gefangenen hier sitzen entweder eine Strafhaft von bis zu zwei Jahren ab oder befinden sich in Untersuchungshaft. Für letztere werden auch Tatverdächtige aus den Landkreisen Hof, Bayreuth oder Coburg nach Bamberg entsendet.

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