Kein Alkohol "to go" mehr in der Bamberger Altstadt
4.7.2020, 15:32 UhrDie Mimik und die Wortwahl des Besuchers aus Niedersachsen lassen vermuten, dass er sein Statement nicht ganz ernst meint: "Alkohol muss 24 Stunden am Tag verkauft und der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Das ist ganz wichtig, deshalb verurteile ich das", sagt Thomas Bergen, kann sich ein Lächeln dabei aber nicht verkneifen.
Auch viele Bamberger sehen diesen Einschnitt in die örtliche Feierkultur nicht ganz so tragisch: "Dann muss man halt mal jemanden einladen und zuhause ein Bierle trinken, das geht ja auch", sagt ein junger Mann, während andere Befragte den Schritt der Stadt als übertrieben ansehen. "Die Leute sind vernünftig", glaubt eine Besucherin, während einige Menschen aus der Region der Ansicht sind, dass es angesichts der gegenwärtigen Situation "irgendwo eine Grenze" geben müsse.
Und diese Grenze war nach Einschätzung der Verantwortlichen im Bamberger Rathaus in den vergangenen Wochen mehrmals überschritten worden. Zeitweise hätte man glauben können, die Sandkerwa finde gerade statt - so dichtgedrängt standen die Nachtschwärmer in der Kneipenmeile Sandstraße. Deshalb hat die Stadt nun eine Allgemeinverfügung erlassen, die den "Außer-Haus-Verkauf" von Alkohol an Wochenenden und vor Feiertagen verbietet.
Zahllose Verstöße gegen die Hygiene- und Abstandsregelungen
Die Entwicklung der vergangenen Wochen mit zahllosen Verstößen gegen die Hygiene- und Abstandsregelungen habe gezeigt, dass es nicht ausreiche, sich auf die Vernunft zu verlassen, erklärte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD). "Darüber dürfen wir nicht hinwegsehen. Der Verkauf von alkoholischen Getränken durch die Fenster der Lokale, die erheblichen Ruhestörungen an den Hot-Spots in der Altstadt sowie die großen Verunreinigungen durch Müll im gesamten Innenstadtbereich können wir nicht dulden", sagt Bambergs Rathauschef, während Bürgermeister Jonas Glüsenkamp (Grünes Bamberg) die Notwendigkeit des Verbots auch mit vielen Beschwerden aus der Bürgerschaft und ernsten Hinweisen der Polizei begründet.
Darüber hinaus hatte das örtliche Gesundheitsamt Alarm geschlagen: Die gegenwärtigen Verhältnisse seien in keiner Weise vereinbar mit der geltenden Infektionsschutzverordnung. "Aus infektiologischer Sicht ist es dringend geboten, hier Abhilfe zu schaffen, um nicht Gefahr zu laufen, ein kaum zu kontrollierendes Ausbruchsgeschehen zu provozieren", erklärte der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamtes, Lothar Riemer.
Ins selbe Horn stieß das Bayerische Gesundheitsministerium, enge Mitarbeiter von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hatten sich kurzfristig mit Oberbürgermeister Starke kurzgeschlossen und auf entsprechende Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsrisikos gedrungen. Die Stadtverwaltung will nun Streetworker einsetzen, die deeskalierend auf die Feiernden in der Bamberger Altstadt einwirken sollen. Darüber hinaus ist eine Informationskampagne in den regionalen Medien geplant, die vor den Gefahren warnen und um Verständnis für das städtische Vorgehen werben soll.
6 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen