Miese Hopfenernte: Wird das Bier jetzt deutlich teurer?
3.9.2015, 11:10 UhrAuch die Bitterwerte sind sehr gering, was ja ein wichtiger Faktor für den Hopfen in der Bierherstellung ist", so Braumeister Christian Lange von der Brauerei Keesmann in Bamberg. Der Hopfen gilt als die Würze des Bieres. Zwischen 100 bis 300 Gramm Doldenhopfen werden pro Hektoliter Bier benötigt.
Konkret heißt das für viele deutsche Hopfenanbaugebiete: "Wir rechnen in Spalt mit knapp 9.000 Zentner insgesamt, also einem Ertrag von 26 Zentner pro Hektar. Das ist eine der schlechtesten Ernten der letzten 20 Jahre", prognostiziert Frank Braun, Vorstand der Spalter Hopfen GmbH / HVG. "Die Hopfen sind zwar frei von Krankheiten und Schädlingen, ihr Gehalt an wertgebenden Inhaltsstoffen - Bitter- und Aromastoffe - wird jedoch schwach ausfallen."
Für die IGN Hopfenvermarktungs- und Vertriebs-GmbH Niederlauterbach wird die Ernte in dieser Woche beginnen. Auch sie rechnen, so einige Kunden, mit Ernteeinbußen um die 30 Prozent – "vor allem in den Aromasorten, was ja die Besonderheiten eines Bieres ausmacht", so Stephan Michel, Geschäftsführer der Brauerei Mahr in Bamberg.
Weniger Hopfen gleich teures Bier?
Dennoch müssen sich die Biergenießer nicht auf Versorgungsengpässe oder steigende Bierpreise einstellen. "Da einerseits fast alle mitteleuropäischen Biere für weniger als 1,-€ pro 100 Liter gehopft werden und andererseits Vorverträge und Lagerbestände herangezogen werden, werden die Bierpreise wohl aus diesem Grund nicht steigen", erklärt Frank Braun. Lediglich bei Edelbieren oder Spezialsorten könnten sich Engpässe und damit verbundene Preisansteige bemerkbar machen.
Diese Annehmlichkeit für die Bevölkerung birgt aber auch eine gewisse Problematik: Die Hopfenpreise seien in den letzten Jahren ohnehin stark gestiegen, so Stephan Michel, und kaum einer der Brauer übertrage diese Mehrkosten auf seine Kunden. "Dann kann ein Kasten Bier eben nicht mehr 12,99 € kosten, sondern 15,99€." Er schätzt, dass es in diesem Jahr für einige, kleinere Brauereien finanziell eng werden könnte: "Deshalb wird keine Brauerei sterben, aber Hopfen ist eben ein Rohstoff, auf den man keinen direkten Einfluss nehmen kann. Ich denke aber nicht, dass dieses Jahr den Biermarkt schädigen wird, da die Kunden hier immer noch besonderen Wert auf Regionalität legen und bereit sein würden, auch mehr zu bezahlen."
Für die Hopfenbauern wird dieses Jahr trotzdem als "schwarz" markiert werden: "Sie werden heuer nichts verdienen mit dieser harten Arbeit oder sogar Verluste machen", so Frank Braun.
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