Neonazi-Razzien in Bamberg: Womöglich Anschlag vereitelt

22.10.2015, 18:30 Uhr
Bei der Durchsuchung stellten die Ermittler unter anderem scharfe Waffen und Munition sicher.

© NEWS5 / Herse Bei der Durchsuchung stellten die Ermittler unter anderem scharfe Waffen und Munition sicher.

Am Mittwochvormittag durchsuchten Staatsanwaltschaft und Polizei zwölf Wohnungen in Ober- und Mittelfranken. Die Beamten stellten verschiedene Beweismittel sicher: Scharfe Schusswaffen mit Munition, mehrere nicht scharfe Schusswaffen, verbotene pyrotechnische Gegenstände und Hieb-, Stoß- und Stichwaffen sowie Propagandamaterial.

Polizeivizepräsident Mikulasch sagte in der Pressekonferenz am Donnerstag, es seien 16,3 Kilogramm Pyrotechnik und zwei gefährliche Kugelbomben aus Polen bestellt worden. Die Kugelbomben seien sehr gefährlich und können sogar tödlich sein, so Mikulasch. Die Pyrotechnik sei aber durch die Polizei abgefangen worden.

Ziel war wohl das Balkan-Zentrum in Bamberg, wie jetzt bekannt wurde. Vertreter des rechtsextremen Spektrums hatten dort für den 31. Oktober eine Demonstration "gegen Asylmissbrauch" geplant.

Fast 90 Polizisten waren an den Duchsuchungen am Mittwoch beteiligt. Elf Männer und zwei Frauen im Alter von 21 bis 36 Jahren wurden dabei von der Polizei fest genommen.

Wohnung von Nügida-Mann durchsucht

Gegen drei der Beschuldigten vollstreckte die Staatsanwaltschaft Bamberg noch am Mittwoch die bereits bestehenden Haftbefehle. Gegen weitere Personen beantragte die Staatsanwaltschaft Bamberg den Erlass von Haftbefehlen. Laut Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager handelt es sich bei den Beschuldigten aus der Stadt und dem Landkreis Bamberg, aus Nürnberg sowie Erlangen um eine "gewalttätige und gewaltbereite Gruppe, die von rechtsextremem Gedankengut und dem Kampf gegen linke Gruppen, Ausländer und Asylbewerber geprägt" sei. Sie sei "ernst zu nehmen und gefährlich". Einige der Festgenommenen seien in der Partei "Die Rechte" organisiert, sagte Mikulasch. Eine der durchsuchten Wohnungen in Nürnberg gehöre zudem einem Mann, der eine Veranstaltung des Pegida-Ablegers Nügida angemeldet habe.

Gegen die Angehörigen dieser Gruppierung wird bereits seit Anfang 2014 intensiv ermittelt. Die Polizei berichtet, die Gruppe habe sowohl Verflechtungen in rechtsextreme Kreise als auch in die überregionale Hooliganszene.

Jüngst hatten die Ermittler eine erhöhte Gewaltbereitschaft und zunehmendes Aggressionspotential der Personengruppe festgestellt. "Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen stehen die Täter unter anderem in Verdacht, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben", hieß es am Donnerstag auch in einer Mitteilung seines Ministeriums.

Die Gruppe hatte sich bereits in der Vergangenheit gewaltbereit gezeigt. Mitte Mai kam es zu einem massiven Angriff gegen drei Passanten, die nach einem vorangegangenen Streit die Polizei rufen wollten. Einer der Täter ging mit Faustschlägen auf mehrere Personen los. Auch bei Demonstrationen rechtsradikaler und fremdenfeindlicher Gruppen waren die Mitglieder der Gruppierung als Teilnehmer oder Verantwortliche in Erscheinung getreten.

Dieser Artikel wurde am 22. Oktober um 18.30 Uhr aktualisiert.