Schaeffler 2.0-Areal in Bamberg soll Mitte 2016 fertig werden
3.12.2015, 11:45 UhrIm letzten Drittel des 19. Jahrhunderts boomt die Industrialisierung Deutschlands. In diesem Kontext eröffnet die "Mechanische Seilerwarenfabrik AG" im beschaulichen Bamberg und verarbeitet fortan Hanf und Tauwerk zum namensgebenden Produkt. Während die Arbeiter schuften, residiert der Direktor in der Villa. Doch den zeitgeschichtlichen Namen samt nach außen prägender, dreigeschossiger Fertigungshalle verdankt das knapp fünfeinhalb Hektar große Areal zwischen Lichtenhaidestraße und Regnitz dem Automobilzulieferer Schaeffler. In den 1990er Jahren wird die Teppichwarenproduktion sukzessive verlagert – die nunmehr größtenteils brachliegenden Gebäude bleiben.
Zeitsprung: Erst knapp zwei Jahrzehnte später steht der Gesamtbebauungsplan, welcher das innenstadtnahe Industriegebiet zum grünen und autofreien Trendviertel verwandeln soll. Eine aktualisierte Namensgebung leitet den neuen Zeitabschnitt ein: Schaeffler 2.0.
Die Baumaschinerie setzt sich in Gang, in jahrelanger Folge können und werden Restaurierungen und Neubauten realisiert. Ein besonderes Augenmerk des Investors denkmalneu unter der Führung von Jürgen Dziumbla und Thomas Scherer gilt dabei den denkmalgeschützten Elementen des Areals.
Allen Altersklassen ein Zuhause
Besagte Villa inmitten alten Baumbestands bietet mittlerweile acht gehobene Eigentumswohnungen, welche um Balkone erweitert wurden. Die ehemalige Werkskantine steht ebenfalls unter Denkmalschutz und beherbergt nun sieben Wohneinheiten.
Für mehrere hundert Studierende der Universitätsstadt gibt es möblierte Wohnungen samt schnellem Internet. In der dreiteiligen alten Schlosserei (121 Einheiten) lädt Sonnendeck zum gemeinsamen Lernen ein. Die alte Werkshalle (41) verfügt über einen Lichthof, die Wohnungen im Obergeschoss sind über einen Laubengang zugänglich. Als dritter Standort für angehende Akademiker fungiert das Spitzeck-Haus, ein Neubau mit 74 Appartements gegenüber der Regnitz.
Chapeau Claque erweitert kulturellen Input
Die Gemäuer der historischen, zackigen Sheddachhallen konnten in 59 Townhouses für junge Berufstätige verwandelt werden. Die Stahlträgerkonstruktion blieb dabei erhalten, kombiniert mit großflächig verglasten Fassaden. Jede Einheit besitzt Balkon oder Terrasse.
Mit bis zu fünf Meter hohen Räumen, eingezogenen Zwischendecken und offener Raumgestaltung verspricht denkmalneu typisches Loftfeeling in den 96 Einheiten im Herzen des neuen Stadtquartiers. Wer keinen Blick für den Michaelsberg und den Dom hat, kann alternativ die privaten Dachterrassen nutzen. Unterhalb dieser befindet sich das jüngst eröffnete Chapeau Claque. Der Einzug des Kinder- und Jugendtheaters sei gerade für das kulturelle Leben auf Schaeffler 2.0 gewinnbringend, bestätigt Anna Roderus von denkmalneu auf Anfrage.
Kinderfreundliches Parkkonzept
Das Bürogebäude an der Ecke Margarethendamm-Magazinstraße bietet den Mitarbeitern eines Systemlieferanten für die Automobilbranche eine neue Arbeitsstätte. Sie war vormals im ehemaligen Kraftwerk mit seinem charakteristischen Schornstein und dem davor gelegenen Staubturm lokalisiert. In diesem Komplex kann man, das Brötchenverdienen hinter sich gelassen, als Senior fortan das (betreute) Wohnen genießen. Teils schon bewohnt, soll die Umnutzung des Kraftwerks im Frühjahr 2016 komplett vollendet sein.
Daneben konzentrieren sich die Baumaßnahmen auf die Fertigstellung der 66 Reihenhauswohneinheiten für Familien im Westen der Anlage. Die geräumige Parkgarage für 442 Pkws bietet zusammen mit weiteren 258 derzeit entstehenden und unterirdisch verbundenen Stellplätzen im unteren Loftkomplex die Grundlage für ein autofreies Quartier. Während die Studierendenapartments und das Bürogebäude voll besetzt sind, warten einzelne Wohnungen noch auf ihre Bewohner.
Die Vollendung der Verwandlung von Schaeffler zu Schaeffler 2.0 soll mitsamt der grünen Parkanlagen bis etwa Juni 2016 vollzogen sein. Bis zu 800 Menschen kann es, theoretisch in allen Lebensabschnitten zwischen Wiege und Barre, dann ein Zuhause bieten.
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