Brichst du auf gen Sandkerwa...

Stoscheks Amphibienfahrt zur Bamberger Sandkerwa fällt 2022 ins Wasser

Stefan Besner

Online-Redaktion

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24.8.2022, 14:52 Uhr
Vom Wasserwirtschaftsamt bis zum Schwimmverein, sei es der Bootsführerschein oder der Nachweis eines mitgeführten Wurfankers. Stoschek muss für eine Einmalgenehmigung von Pontius zu Pilatus. (Symbolbild)

© IMAGO Vom Wasserwirtschaftsamt bis zum Schwimmverein, sei es der Bootsführerschein oder der Nachweis eines mitgeführten Wurfankers. Stoschek muss für eine Einmalgenehmigung von Pontius zu Pilatus. (Symbolbild)

Zwei Jahre musste die Sandkerwa wegen Corona pausieren. Dieses Jahr ist es endlich wieder so weit. Und was traditionell bei einer Sandkerwa natürlich auf gar keinen Fall fehlen darf, das ist das Einschippern vom Vorsitzenden der Brose-Gesellschafterversammlung, Michael Stoschek, via Amphibienfahrzeug. Es wäre nicht die erste und auch nicht die zweite, sondern laut dem Fränkischen Tag (FT) bereits die zehnte Fahrt zu einer Sandkerwa mit diesem Fortbewegungsmittel gewesen. Daraus wird nun nichts. Stoscheks Flussfahrt auf der Regnitz soff anno 2022 ab, noch bevor das amphibisches Vehikel überhaupt zu Wasser gelassen wurde. Das hat verschiedene Gründe und eine bizarre Geschichte.

Teutonische Paragraphenreiter

Als Stoschek zum ersten Mal mit einem Boot-Auto – das angeblich aus alten Wehrmachtsbeständen stammt – an den Ufern der Bamberger Sandkerwa anlandete, scherte er sich nicht um solche Kleinigkeiten wie eine Genehmigung. Das ging vorerst auch gut. Bis 2015. Dann ging es nicht mehr gut. Da gab's mächtig Stunk. Und zwar mit der Stadt. Die Mühlen der Bürokratie mögen vielleicht langsam mahlen, aber sie mahlen unerbittlich. Stoschek hatte, wie auch bereits vormals, keine Erlaubnis eingeholt. Das war der Stadt ein Dorn im Auge. Letzten Endes beließ man es jedoch bei einer Verwarnung. 2016 baldowerte man schließlich einen salomonischen Deal aus: Man ließ einen Vertreter des Bayerischen Roten Kreuzes mit an Bord kommen. Damit war die Flussüberquerung von öffentlichem Interesse. Ohne diese Legitimation wäre eine Genehmigung nicht möglich gewesen, so die Argumentation damals. Nach der Sandkerwa-Pause 2017 sah man die Sachlage in der Causa Amphibienfahrt mit einem Mal dann deutlich flexibler.

Besondere Ereignisse bedürfen besonderer Fortbewegungsmittel

Von nun an war es Stoschek wieder möglich, ins Flüsschen zu stechen und zwar deswegen: Die Bamberger Sandkerwa sei nämlich ein besonderes Ereignis. Und bei einem besonderen Ereignis, da dürfe man auch mit einer schwimmenden, fahrenden A-Team-Reminiszenz über die Regnitz zockeln. Eine Extrawurst für Stoschek sei das nicht. Es gelte selbstverständlich gleiches Recht für alle - was konkret bedeutet: Nicht nur Stoschek, nein, jeder, der sich zufällig ein Amphibienfahrzeug in der Garage hielt, konnte jetzt ebenfalls eine einmalige Genehmigung für eine Überfahrt zur Sandkerwa beantragen. Am Ende tuckerte aber nur einer auf der Regnitz: Michael Stoschek. Böse Zungen geißelten die Stadt Bamberg daraufhin gar mit dem Vorwurf, sie sei eingeknickt vor dem Großkapital. 2019 hatten die Nornen dann Erbarmen und es kam gar nicht erst zum Konflikt: Technische Probleme mit der Schiffschraube hielten Maschine und Mann an Land. Kurz darauf sahen sich Bamberg, Stoschek und die Menschheit dann mit echten Problemen konfrontiert: Es begann die Zeit der Corona-Pandemie.

Stoschek bleibt 2022 auf dem Trockenen sitzen

Jetzt, nach drei Jahren Pause, wollte Stoschek es endlich wieder wissen und aufbrechen, gen Sandkerwa. Heute wie auch damals formierte sich jedoch Widerstand, einerseits durch die Hürden der Bürokratie, andererseits von der Schiffer- und Fischerzunft. Als Begründung wird genannt, dass die Regnitz seit den 70ern für Schiffe nur mit Sondergenehmigung zu befahren sei. "Das Fahrzeug ist umwelttechnisch nicht mehr auf der Höhe, die Wehrmacht hat sich wegen eines Tropfen Öls nicht so viel Gedanken gemacht", erklärte ihr Vorsitzender Christopher Kropf gegenüber dem FT. Vom Wasserwirtschaftsamt bis zum Schwimmverein, sei es der Bootsführerschein oder der Nachweis eines mitgeführten Wurfankers. Stoschek musste für seine Einmalgenehmigung von Pontius zu Pilatus. Um etwa 237 Verwaltungsvoraussetzungen gehe es laut SZ – vorsichtig geschätzt. Das nervt den Mann, der doch einfach nur einmal im Jahr seine romantische Amphibienbootautoflussfahrt zur Sandkerwa genießen will. Anderswo ginge das ja auch, dazu noch ganz ohne Scherereien. So erst vor Kurzem auf dem Main. Das "zeigt doch, wie lächerlich das alles in Bamberg ist.", erklärte Stoschek gegenüber dem FT. Nun platzte dem Brose-Vorsitzenden ob des nimmer endenden bürokratischen Eiertanzes ein für alle Mal die Hutschnur: "Ich habe von den Schikanen die Nase endgültig voll!", hieß es zuletzt, was bedeutet: Keine Amphibienflussfahrt. Stoschek ließ dabei offen, ob er mit endgültig die Sandkerwa 2022 oder gar alle Sandkerwas meint, die da noch kommen mögen.

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