Vielfache Kunst im Viertel: Das TiG unterhält Bamberg
6.5.2015, 07:00 UhrOb Ladengeschäft, Innenhof oder Garten: In Kooperation und im Austausch mit den Anwohnern des Gärtnerviertels kann sich das TiG-Team an unterschiedlichen und außergewöhnlichen Orten besonders authentisch in Szene setzen. Gleichzeitig kann und soll so ein naher Dialog zwischen Schauspielern und Publikum entstehen.
Die Idee eines freien Theaters geht auf Regisseurin Nina Lorenz und Schauspieler Stephan Bach, beide im Gärtnerviertel ansässig, zurück. Über vorherige Projekte, etwa in der Theaterwerkstatt Haßfurt oder beim Chapeau Claque fand das TiG-Ensemble im Oktober 2014 zusammen. Die Motivation mitzuspielen beschreibt Martin Habermeyer so: "Für mich ist es toll beim TiG dabei zu sein, weil wir einen besonders reizvollen Stadtteil mit unseren Theaterprojekten immer wieder neu und auf spannende Weise entdecken." – "Und das", so der Darsteller weiter, "macht einfach mega Spaß!" Benjamin Bochmann, Ursula Gumbsch, Heidi Lehnert und Olga Seehafer komplettieren die sechsköpfige Schauspielerriege.
Ihr Programm bietet derzeit lustige, anspruchsvolle und experimentelle Stücke für Erwachsene und Jugendliche. Flexibel im Viertel lokalisiert, spielt das TiG Klassiker und zeitgenössische Dramatik ebenso wie Volkstheater. Innerhalb der Aktion jugendTiG realisiert die Gruppe Schulvorstellungen, die auch mobil an den Schulen gespielt werden. Als ideeller und materieller Unterstützer des TiG fungiert der Verein "Freunde des Theaters im Gärtnerviertel" mit 26 Mitgliedern.
Schokoladenherzen zwischen den Kissen
Erste Spielstätte war das Geschäft Betten Friedrich, in dem auf und um ein Bett herum ein flotter "Dreier" von Jens Roselt gespielt wurde. Mit einem Lächeln erzählt Nina Lorenz, dass der Verknüpfungsgedanke von Spielort und Stück bisweilen auch vom Publikum antizipiert wird. Zur großen Freude des TiG-Teams versteckte ein begeisterter Zuschauer Schokoladenherzen als "Betthupferl“ zwischen Bettdecke und Kissen. Als beidseitige Bestätigung für Schauspieler und Gastgeber kann auch die Anekdote über die Wiederkehr eines erfreuten Theatergängers zwecks Bettenkauf gesehen werden.
Im Dezember öffneten sich für eine Weihnachtslesung die Türen der Klarinetten- und Klangwerkstatt der Familie Seggelke. Im März zeigte das TiG mit "König Ödipus" in einer Neudichtung von Bodo Wartke eine der bekanntesten griechischen Tragödien auf ungewöhnliche Art und Weise. Um Archaik und Moderne zu verbinden, fiel die Wahl auf das Atelier des Künstlers Bernd Wagenhäuser. Seine "in den Elementen geerdeten Bilder und Objekte" führen nach Lorenz "unweigerlich zu den archaischen Kräften antiker Mythen."So entwickelten sich, auch im Besucherverhalten sichtbar werdende, Synergien zwischen Theater und Atelier.
Das JuZ am Margaretendamm war Schauplatz für die Uraufführung des experimentellen Jugendstücks "multiple choice". Das TiG-Team führte die Produktion bisher in rund zwanzig Schulvorstellungen in der Stadt und dem Landkreis vor etwa 1800 Schülern auf. "multiple choice" ist auch bei den diesjährigen 33. Bayerischen Theatertagen am 7. Mai 2015 zu sehen.
"Casanova" ab Juni
Im Frühsommer finden erstmals Freilichtaufführungen des TiG im Innenhof der Gärtnerei Niedermaier, Mittelstraße 42 statt. Mit Premiere am 18. Juni 2015 kommt "Casanova" nach den Memoiren des Giacomo Casanova in einer Bearbeitung von Heidi Lehnert und Nina Lorenz im Herzen des Gärtnerviertels zur Aufführung. Das Stück zeigt den alten Casanova an seinen Memoiren schreibend. In der Großzügigkeit von Innenhof, Feld und Beet kann sich das neu durchlebte Liebesgeflecht Casanovas sowie seine berührende, komische-tragische Lebensgeschichte entfalten und zur vollen Blüte kommen.
Vorstellungen "Casanova":
25.6., 30.6., 2.7., 8.7., 9.7., 14.7., Beginn jeweils 20 Uhr
Vorverkauf: Betten Friedrich, Obere Königstraße 43, 0951/27578
BVD, Langestraße 39/41, 0951/9808220
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