Erhebliche Einbußen drohen
Zensus gibt Rätsel um Einwohnerzahl auf: Warum diese Stadt in Oberfranken schrumpft - und die Folgen
23.8.2024, 12:51 UhrWer durch die Altstadt oder die Fußgängerzonen Bambergs läuft, wird nicht den Eindruck haben, dass es auf irgendeine Art leerer geworden ist. Die Wohnungssuche ist anstrengend, Parkplätze sind eine Rarität und durch die Straßen wuseln unzählige Menschen. Doch anscheinend sind die Bamberger unter diesen Menschen weniger geworden.
"Wir sind 80.000"
Die offiziellen Einwohnerzahlen der Stadt Bamberg scheinen den ersten Eindruck zu bestätigen. In den letzten Jahren ist die Einwohnerzahl immer weiter hochgewandert, bis die Stadt im August 2023 sogar die magische Zahl geknackt hat. "Jetzt ist es so weit: Wir sind 80.000!", verkündete die Stadt auf ihrer Facebook-Seite. Und auch Statista bestätigte die Zahlen im Juni mit 80.580 Einwohnern für 2023.
Der Zensus von 2022 sagt etwas anderes
Der lang erwartete Zensus aus dem Jahr 2002 ist kürzlich erschienen - mit unerwarteten Zahlen. Es handelt sich um eine Volkszählung, die darauf ausgelegt ist, bundesweit vergleichbare Ergebnisse zu einem Stichtag zu liefern. Stichtag war der 15. Mai 2022. Überraschenderweise müssen nach den Ergebnissen des Zensus die Einwohnerzahlen in einigen deutschen Städten nach unten korrigiert werden - auch in Bamberg. Anders als die Zahlen der Stadt ergab die Erhebung nur noch 72.764 Einwohner. Bamberg "verliert" also etwa 8.000 Einwohner.
"Natürlich waren wir etwas überrascht, schließlich stimmen diese Zahlen gar nicht mit der Lebensrealität in der Schwarmstadt Bamberg überein", sagt Sebastian Martin, Pressesprecher der Stadt Bamberg. Einfach akzeptiert werden die Ergebnisse allerdings nicht. "Wenn wir das Datenblatt mit den detaillierten Daten erhalten haben, werden wir diese genau analysieren und entsprechende Schlüsse daraus ziehen." Denn mit weniger Einwohnern als angenommen drohen Bamberg erhebliche finanzielle Einbußen.
Finanzielle Auswirkungen
Die Bevölkerungszahlen sind wichtig für den kommunalen Finanzausgleich. "Sollten sich die Zahlen bestätigen, muss man mit erheblichen Einbußen rechnen" erklärt Martin. Die genauen Auswirkungen bei der Schlüsselzuweisung kenne man zufolge des Pressesprechers im Vorfeld nicht, da auch zu berücksichtigen sei, wie sich die Einwohnerzahlen der anderen Kommunen im Vergleich entwickeln. "Hierzu muss erst die amtliche Einwohnerzahl feststehen, dies wird voraussichtlich erst 2025 der Fall sein". Oberbürgermeister Andreas Starke verrät gegenüber dem "Fränkischen Tag" aber, dass es um viel Geld geht: "Bei vorsichtiger Schätzung müssen wir von fünf bis sechs Millionen Euro weniger im Jahr ausgehen."
Im Punkt Verkehr und Infrastruktur bringt das Ergebnis des Zensus allerdings auch eine finanzielle Entlastung mit. Denn ab 80.000 Einwohnern ist die Stadt nach Paragraf fünf des Bundesfernstraßengesetzes "Träger der Straßenbaulast für die Ortsdurchfahrten im Zuge von Bundesstraßen", sprich diese Städte müssen die Bundesstraßen selbst finanzieren. Für Bamberg mit seinen 72.764 Einwohnern heißt das nun, dass der Bund und der Freistaat Bayern weiterhin für die teure Instandhaltung und Sanierung des Berliner und Münchner Rings sowie der Heinrichs- und Hainbrücke aufkommt. Weitere tröstende Worte findet auch Starke in einer Pressekonferenz: "Ich freue mich jedoch, dass wir weiterhin die größte Stadt in Oberfranken bleiben".
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