Barrierefreier Bahnhof: Ansbach muss warten
13.3.2014, 05:58 UhrFür die Ansbacher ist der Fall klar: Es kann nicht sein, dass sich die mittelfränkische Bezirkshauptstadt länger mit einem Bahnhof begnügen muss, der ohne Aufzug oder Rampe dasteht. Die Stadt auf der Strecke Würzburg – Augsburg und Nürnberg – Stuttgart sei nicht nur ein wichtiger Bahnknoten, sondern mittlerweile auch das einzige Oberzentrum in Bayern mit einer Station, die abgesehen von den S-Bahnsteigen nicht barrierefrei ausgebaut ist.
Seit Mitte Februar versucht die örtliche SPD mit einer Online-Petition an den Bayerischen Landtag, den Umbau voranzutreiben. Günther Pichler macht der Kommune allerdings wenig Hoffnung. Von 2013 bis 2018 sollen im Freistaat zwar 26 Stationen barrierefrei gemacht werden, darunter Coburg, Schwabach und Ebenhausen in Unterfranken sowie die S-Bahn-Haltestellen Nürnberg/Ostring und Röthenbach/Pegnitz, sagt der bayerische Bahnhofschef Für Ansbach aber fehlt das Geld.
Das könnte sich allerdings ändern. Aktuell verhandelt die Bahn mit dem Bund über eine neue „Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung“. Der Vertrag mit dem sperrigen Namen sicherte der DB in der Vergangenheit eine jährliche Zahlung des Staates von 2,5 Milliarden Euro für die Instandhaltung der Infrastruktur zu. In Zukunft soll es mehr werden. Dann stünde auch mehr Geld für den Um bau von Bahnhöfen zur Verfügung. Über 5000 Stationen gibt es in Deutschland, 1015 allein in Bayern. Bundesweit standen für den DB-Sektor „Station und Service“ bisher jährlich 250 Millionen Euro zur Verfügung, nach Bayern flossen 53 Millionen Euro und zusätzlich noch einmal die gleiche Summe vom Freistaat, was die Bahn ausdrücklich lobt: Nur so und durch weitere Mittel aus einem Sonderprogramm des Bundes sei es überhaupt möglich gewesen, den barrierefreien Ausbau im vergleich mit anderen Bundesländern zügig voranzutreiben.
400 Millionen Euro
Von 2009 bis 2013 wurden im Freistaat laut Pichler insgesamt 400 Millionen Euro in den Ausbau von Bahnsteigen und Zugängen investiert. Im Jahr 2005 waren rund 200 Stationen in Bayern barrierefrei zugänglich, heute sind es zwar immer noch „nur“ 360 von 1015, insgesamt profitierten dadurch aber bereits 80 Prozent der Reisenden von einem treppenfreien Weg zum Zug. Schon ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass das von Seehofer bei seiner Regierungserklärung ausgegebene Ziel, alle Bahnhöfe bis 2023 umzubauen, unmöglich zu erreichen ist. Doch darum geht es in den Augen Pichlers nicht. Entscheidend sei, dass durch die Vorgabe „Dynamik in das Thema“ gekommen ist.
Unter dem Strich sei nur entscheidend, einem möglichst großen Teil der täglich drei Millionen Ein- und Aussteiger an bayerischen Stationen in den nächsten Jahren den barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Noch 2014 wird deshalb von der Bahn ein Konzept ausgearbeitet und soll festgelegt werden, an welchen Kriterien eine Priorisierung festgemacht wird, ob also beispielsweise die Reisendenfrequenz oder die Bedeutung des Haltepunkts als Bahnknoten ausschlaggebend für den Umbau sein sollen. In dieser Hinsicht hätte dann wohl auch Ansbach eine Chance – zumindest nach 2018.
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