Bayerische "Königinnen" wegen Corona in Kurzarbeit
21.9.2020, 11:43 UhrTermine in China, Namibia, Mexiko, Belgien und Italien – und dann: Stillstand. „Von Hundert auf Null“, so beschreibt die Bayerische Bierkönigin Veronika Ettstaller das Gefühl nach dem Corona-Lockdown. Während sie zuvor von einem Termin zum anderen eilte – hier ein Fass anstach, da einer Politikerin oder einem Politiker die Hand schüttele – saß sie plötzlich in ihrer rund 6000 Einwohner großen Heimatgemeinde Gmund am Tegernsee. Und das ausgerechnet zu Beginn der Starkbierzeit.
„Auf einmal war alles abrupt vorbei. Es gab keine Veranstaltungen, nichts mehr“, erzählt die 10. Bierkönigin, die von allen Vroni genannt wird. Eigentlich hätte sie nach der Wahl ihrer Nachfolgerin nun endlich Zeit gehabt, sich auf ihren Bachelor in Brauwesen und Getränketechnologie an der Hochschule Weihenstephan zu konzentrieren, den sie mittlerweile im dritten Semester studiert. Doch wegen Corona wurde die Neuwahl der Bierkönigin heuer abgesagt – und Vroni bleibt bis Mai 2021 amtierende Bierkönigin. „Das wäre kein schöner Abschluss für mich gewesen und auch für die neue Bierkönigin kein Vergleich zu meinem letzten Jahr. Die Auslandsreisen hätte sie alle nicht erleben dürfen“, erzählt die 22-Jährige.
Normalerweise rund 400 Termine im Jahr
Ähnlich geht es auch den anderen „Adligen“ im Lande – seien es die Karpfen-, Kartoffel- oder Weinkönigin. „In einem normalen Jahr sind es rund 400 Termine im In- und Ausland“, sagt die Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer aus Castell (Landkreis Kitzingen). Wie die anderen darf auch sie wegen Corona ihre Krone länger tragen.
„Ich weiß, wie viel meine Nachfolgerin verpasst hätte. Große Veranstaltungen haben oft einen besonderen Charakter und viele dieser Highlights sind weggefallen“, erzählt Carolin Meyer. Mittlerweile ist die Winzerin und Technikerin für Weinbau und Önologie wieder in ihren Beruf eingestiegen. Mit „nur rund 150“ Terminen sei das möglich.
Einige der Vereine sind in der Zwischenzeit auf Social Media umgestiegen, wie der Bayerische Brauerbund mit Bierkönigin Vroni. „Wir haben zum Beispiel Bierverkostungen virtuell veranstaltet, die die Leute per Video anschauen konnten.“ Zudem fanden vermehrt kleinere Veranstaltungen statt. „Die Veranstalter haben sich wirklich was überlegt, wie „Kellerfest dahoam“ oder „Hopfenzupfen“ in ganz kleinem Kreis“.
Besonders die familiäre Atmosphäre in kleiner Runde schätze sie sehr. „Man hat mehr Zeit zum Ratschen. Mir macht die Maske nichts aus. Ich finde es nur schade, dass man das Lachen der Leute nicht mehr sieht.“ Doch etwas fehlt der Bierkönigin: Ozapft! Vergangenes Jahr noch mit eigener Kutsche unterwegs, fällt das in diesem Jahr flach. „Es ist ein komisches Gefühl ohne Oktoberfest. Die Wiesn gehört zu Bayern wie die Kirche im Dorf“, sagt Vroni. Termine gibt es dennoch zu Genüge - allein sieben am vergangenen Wochenende. Das normale Pensum vom vergangenen Jahr ist also wieder erreicht.
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