Aufruf zu mehr Eigenverantwortung

Bayern lockert - aber nicht an den Schulen: Kinderärzte für Verzicht auf "anlasslose Massentests"

Tobi Lang

Redakteur

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16.2.2022, 09:32 Uhr
Wie geht es weiter an Bayerns Schulen? Konkrete Pläne präsentiert die Staatsregierung bislang noch nicht. 

© Guido Kirchner/dpa/Archivbild Wie geht es weiter an Bayerns Schulen? Konkrete Pläne präsentiert die Staatsregierung bislang noch nicht. 

Michael Piazolo fehlte am Dienstag bei der Pressekonferenz. Das ist insofern bemerkenswert, als dass der Kultusminister zur Standardbesetzung nach den turnusmäßigen Kabinettssitzungen der Staatsregierung gehört. Schule ist wichtig, das betont Ministerpräsident Markus Söder immer wieder. Warum der Freie-Wähler-Politiker ausgerechnet jetzt, wo Bayern an einem Exit-Plan aus dem Pandemiewinter feilt, nicht sprach, bleibt unklar. So mancher sieht in der Abstinenz aber auch eine Symbolwirkung.

Bayern wagt den Ausstieg aus dem Pandemiewinter. Weniger 2G, weniger Tests für Geimpfte bei Veranstaltungen, mehr Kontakte. Nur: Zu den Schulen verliert die Staatsregierung am Dienstag kaum ein Wort. "Ganz wichtig" sei das Thema, sagte Söder nur. Er warnt: Dann, wenn Ende März das Infektionsschutzgesetz auslaufe, gebe es keine Grundlage mehr für die regelmäßigen Tests und Masken. "Dann wäre der Vorwurf gerechtfertigt, wir würden an den Schulen alles laufen lassen." Heißt wohl: Der CSU-Chef will beide Maßnahmen vorerst behalten.

"Raus aus einer Kultur der Angst"

Die Debatte um Masken und Tests aber schwelt. "Wir müssen raus aus einer Kultur der Angst an den Schulen", sagte Karin Prien, Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) erst kürzlich der Bild-Zeitung. Wenn gelockert werde, müsse auch in den Klassenzimmern etwas geschehen, fordert die CDU-Politikerin. Auf Twitter brach ein Shitstorm über sie herein.

Tatsächlich wird der Nutzen und Unnutzen von Tests und Masken aber auch in der Wissenschaft diskutiert. Am Dienstag, kurz vor der Ministerpräsidentenkonferenz, veröffentlichten Kinder- und Jugendärzte einen klaren Appell. Vier Fachgesellschaften fordern "eine Beendigung anlassloser Massentests, insbesondere in Schulen und Kitas, da sie keinen erkennbaren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten", wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet.

Kinderärzte plädieren für Eigenverantwortung

"Denn Kinder und Jugendliche sind durch eine Infektion kaum gefährdet, wohl aber durch die unnötige Unterbrechung ihres Schulalltags mit Sport und Freizeitaktivitäten", heißt es darin. Es reiche künftig aus, "wenn Erkrankte in Eigenverantwortung zu Hause bleiben, wie es auch vor der Pandemie üblich war". Unterzeichnet haben die Erklärung die Gesellschaften für Pädiatrische Infektiologie, für Pädiatrische Kardiologie, für Krankenhaushygiene sowie der Berufsverband Kinder und Jugendärzte.

Den Medizinern geht es um einen Kurswechsel, berichtet die FAZ. "Die hohen Infektionszahlen sind kein Anlass zur Sorge, da das Auftreten von schweren Erkrankungsfällen in dieser Altersgruppe weiterhin gering ist", heißt es in dem Aufruf. "Es geht nicht mehr um eine nunmehr vollkommen illusorische Verhinderung jeder Infektion, sondern um den gezielten Schutz vor schwerer Erkrankung."

Anderswo in Europa verschwindet die Maskenpflicht zumindest im Unterricht. Bereits ab Montag müssen Grundschüler in Österreich am Platz keinen Mund-Nase-Schutz mehr tragen, ab dem 21. Februar gilt die Lockerung für alle Stufen.

Gelockert wird an Bayerns Schulen wohl dennoch erst einmal nicht. Der Freistaat, das betont Söder, spielt im "Team Freiheit". Nur eben vorerst nicht in den Klassenzimmern.

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