Bayern will's wissen: Wie viele Insekten gibt es in den Wäldern?
29.1.2021, 05:51 UhrWie sich Buchdrucker und Kupferstecher im Wald vermehren, wie sie sich im Forst rasant ausbreiten, wie Generation um Generation neu ausschwärmt, um den Fichten den Garaus zu machen, darüber weiß man in Bayern sehr genau Bescheid. Denn bereits seit dem Jahr 2004 betreibt man ein umfangreiches Monitoring-System für die beiden Borkenkäferarten, um den wirtschaftlichen Schaden durch Käferholz möglichst gering zu halten.
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An Dutzenden Stellen über den Wald im Freistaat verteilt sind Fallen aufgestellt, die während der Borkenkäfersaison Woche für Woche kontrolliert werden. Die Anzahl der gefangenen Buchdrucker und Kupferstecher gibt dann Auskunft über das Ausmaß des Befalls.
Über die Häufigkeit anderer Insekten im Wald weiß man in Bayern hingegen fast nichts. "Im Wald haben wir über längere Zeiträume gesehen nur wenige belastbare Daten. Vor allem über die gesamte Biomasse der Insekten können wir wenig sagen, höchstens über einzelne Arten oder Artengruppen", räumt Thomas Kudernatsch, stellvertretender Leiter der Abteilung für Biodiversität bei der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), ein.
Stationen in Altdorf und Dinkelsbühl
Das soll sich künftig ändern. Denn Bayern möchte ein Insekten-Monitoring im Wald aufbauen. Eine erste LWF-Pilotstudie dazu ist eines von zehn Forschungsprojekten, die das Bayerische Forstministerium mit insgesamt drei Millionen Euro fördert. Aufgebaut werden soll das Monitoring bei ausgewählten Standorten der 19 LWF-Waldklimastationen im Freistaat. In der Region gibt es solche Stationen bei Altdorf und Dinkelsbühl.
"Durch die Daten zu Klimaveränderungen, aber auch zu Stickstoff- und Schwefeleinträgen vor Ort, die wir durch die Waldklimastationen haben, können wir schauen, welche Einflüsse diese auf Insekten haben und Trends besser erklären", meint Kudernatsch. In diesem Jahr soll allerdings erst einmal ein Konzept ausgearbeitet werden, bevor es dann 2022 an die Erprobung gehen kann.
"Wir müssen uns überlegen, welche Stationen wir auswählen, welche Artengruppen wir untersuchen, welche Fallen wir nehmen und wie oft wir diese ausleeren, um belastbare Aussagen treffen zu können", erklärt Kudernatsch.
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Da sich all diese Waldklimastationen im Wirtschaftswald befinden, kann man künftig auch die Unterschiede zum Naturwald untersuchen, wo man beim Aufbau eines Insekten-Monitorings schon einen Schritt weiter ist. In 26 Schwerpunkt-Reservaten (darunter das 113 Hektar große Naturwald-Reservat "Grenzweg" bei Altdorf) wird nicht nur die Veränderung der Waldstruktur erfasst, sondern es werden auch Daten zu vorkommenden Lauf- und Totholzkäfern, Schnecken und Vögeln erhoben.
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"Momentan sind wir da noch bei der Erstinventarisierung, künftig soll alle zehn Jahre der Zustand dokumentiert werden", sagt Kudernatsch. Beim neuen Projekt im Wirtschaftswald hofft er aber, dass zumindest alle fünf Jahre die Veränderungen untersucht werden. Dort interessieren sich die Forscher vor allem für die Generalisten unter den Arten, während im Naturwald eher auf die Spezialisten geschaut wird.
Weitere der zehn neuen Forschungsprojekte, die das Forstministerium unterstützt, untersuchen zum Beispiel wie gut mediterrane Eichenarten wie die Flaumeiche bei uns zurechtkommen oder wie gefährdet die bayerischen Ahorn-Bestände durch die Rußrindenkrankheit sind.
Thomas Kudernatsch und die LWF untersuchen auch noch, wie sich der Klimawandel auf die Gebirgswälder auswirkt. Erforscht wird das in benachbarten Gebieten im Werdenfelser Land, die sich vom Tal bis in eine Höhe von etwa 1600 Metern ziehen.
Werden im Gebirgswald schon Arten verdrängt?
Für diese Region gibt es auch aus der Vergangenheit etliche Arten-Studien, weshalb dort besonders gut Entwicklungen aufgezeigt werden können. "Wir untersuchen, ob bestimmte Arten schon nach oben wandern, weil es wärmer wird, und ob es dort oben Arten gibt, die von den aufrückenden Arten bereits bedrängt werden", verdeutlicht Kudernatsch. In diesem Fall wird gezielt in den Naturwald gegangen, weil man dort die Bewirtschaftung als einen wichtigen Einflussfaktor ausklammern kann.
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