Große Feier zur Verabschiedung
Alle Realschüler bestanden Prüfung: „Ihr werdet umworben“
25.7.2022, 05:52 UhrDie große Überraschung: Bei der Bekanntgabe der Schüler, die eine Eins vor dem Komma haben, standen am vergangenen Freitag plötzlich 33 junge Mädchen und Buben auf der Bühne. Am strahlenden Grinsen des Schulleiters Christoph Kasseckert konnte man erkennen, wie stolz er auf seine Schüler und das Kollegium ist.
Selbst die Abschlussfeier hätte nicht besser laufen können. Die Sonne verwöhnte die vielen Schüler, Gäste und Lehrkräfte während der gesamten Zeremonie im Freien. „Wacken? Oder doch Waldstock? Wow, so eine tolle Kulisse und so ein großes Auditorium habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt“, sagte Konrektor Peter Schüll einleitend. Der Jahrgang 2022 sei ein ganz besonderer gewesen. Diese Normalität, wie man sie bei der Abschlussfeier erleben durfte, konnten die Schüler in den vergangenen zweieinhalb Jahren nicht wirklich spüren.
„Sie mussten sich auf viele Dinge einstellen, die andere Schülergenerationen vor ihnen niemals hatten – niemals“, betonte Schüll und bekräftigte an alle Zuhörer, dass er nur hoffen könne, dass es so eine Situation nie mehr geben werde. „Ihr habt das alle hervorragend gemacht.“ Dass er diese Aussage sogar belegen kann, zeigte sich sofort. Denn Schüll erklärte stolz, dass alle 86 Schüler der zehnten Klassen der Realschule Pegnitz ihre Prüfungen bestanden haben.
Mit einem zunächst überraschten Raunen und einem anschließenden Beifall wurde die Absolventen von den vielen Anwesenden gewürdigt. Das Grußwort übernahm die zweite Bürgermeisterin Sandra Huber, die sich sehr über die Einladung gefreut hatte, wie sie erklärte, da sie viele der Schüler selbst kenne, die nun ihren Abschluss an der Realschule gemacht haben.
„An all diesen Krisen könnte man verzweifeln"
Auch Huber sprach ihren Respekt den Schülern gegenüber aus. Das Geleistete, in diesen schwierigen Zeiten, sei etwas ganz Besonderes gewesen. „Nun gibt es auch noch einen Krieg in Europa, der uns alle schockiert“, sagte sie. „An all diesen Krisen könnte man verzweifeln und es könnte sich Hoffnungslosigkeit breitmachen. Doch die jungen Menschen – also Ihr - lasst mich trotzdem mit viel Optimismus nach vorne blicken.“
Die Jugend sei offen für Neues, sei flexibel und pragmatisch. Es werde mehr ausprobiert und sie ließe sich nicht so einfach von chaotischen Situationen beeinflussen. Es gehe mehr um die Chancen und die Jugend ginge diese kreativ an. Die Zukunft, in die die Jugendlichen jetzt entlassen werde, sei komplex und schnelllebig. Doch die zweite Bürgermeisterin ist sich sicher, dass die anwesenden Schüler für diese Welt gut gerüstet sind.
Wandel zu Bewerbermarkt
Zudem erinnerte sie daran, dass es zu ihrer Schulzeit noch etwas schwieriger war, einen Studienplatz zu erlangen oder einen Ausbildungsplatz zu finden. „Doch Ihr werdet umworben. Als Auszubildende und Fachkräfte, die dringend gebraucht und händeringend gesucht werden.“ Damit wünschte sie den jungen Nachwuchskräften einen guten Start in den folgenden Lebensabschnitt.
Während Huber darauf hinwies, dass die Jugendlichen sich auf eine fordernde Zukunft freuen dürften, hob Schulleiter Kasseckert hervor, wie wichtig dieser erzielte Abschluss für das Leben der Schüler eigentlich sei. Dabei seien die jungen Leute stets begleitet worden und hätten Unterstützung erhalten. Dies werde sich im neuen Lebensabschnitt auch nicht ändern.
Doch: „Jede Medaille hat zwei Seiten“, betonte er. Dinge ein- und derselben Sache könnten oft ganz gegensätzliche Aspekte haben. Je nachdem, aus welchem Blickwinkel, aus welcher Perspektive, man diese betrachte: „Viele von euch empfanden Schule als zu anstrengend, zu zeitraubend, zu sinnlos. Auf der anderen Seite ist sie die Grundvoraussetzung für euer späteres persönliches Fortkommen.“
Des Lernens überdrüssig
So erinnerte er daran, dass es nur durch die schulische Bildung und berufliche Ausbildung möglich sein werde, künftige Familien zu ernähren und ihnen Wohlstand zu bieten. Viele seien zudem des Lernens überdrüssig. Doch es sei die einzige Möglichkeit, sich Wissen und Kompetenzen anzueignen. In den folgenden Lebensabschnitten werde es immer wieder Gelegenheiten geben, diese zwei Seiten der gleichen Medaille zu erleben.
Umso wichtiger war es Kasseckert, dass die Jugendlichen sich selbst einbringen und nicht nur fordern. Jeder Einzelne solle auf der Basis seiner persönlichen Freiheit zuallererst für sein Leben selbst verantwortlich sein, aber auch an die Gemeinschaft denken, in der ein jeder lebt. Zwar kümmere sich der Staat um viele Dinge, doch – und das sei die andere Seite der Medaille – könne das auch nur funktionieren, wenn die Schüler sich zukünftig auch um Dinge kümmerten, sodass es der Gemeinschaft gut gehe. Das funktioniere nicht mit Egoismus und Anspruchsdenken.
Zu erkennen, dass jede Medaille zwei Seiten hat, wünsche er sich. Und weiter: „Ich wünsche Euch – wie schon bei den Abschlussprüfungen – kein Glück. Denn das habt Ihr nicht nötig“, sagte der Schulleiter an seine zehnten Klassen gewandt. „Ich wünsche Euch ganz viel Erfolg, weil ich weiß, dass Ihr gut vorbereitet seid für das, was kommen wird.“
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen