"Was, wenn der ein Messer gehabt hätte?"
Brutale Attacke auf fränkischen Stadtrat: Jetzt erhebt Tasdelen Vorwürfe gegen die Polizei
Redakteur
Er rief "scheiß Türke" und "scheiß Kanake" - dann holte der Täter zum Kopfstoß aus: Ein Mann brach dem SPD-Stadtrat Halil Taşdelen grundlos die Nase. Fotos, die sein Bruder - der Nürnberger Stadtrat Arif Taşdelen - im Netz veröffentlichte, zeigen den Lokalpolitiker bandagiert, mit blauen Augen, schwer gezeichnet von dem rassistisch motiviertem Übergriff. Der Vorfall sorgte bundesweit für Entsetzen. Etwa die SPD-Vorsitzende Saskia Esken reagierte und solidarisierte sich mit Taşdelen.
Inzwischen ist ein Tatverdächtiger gefasst. Es soll sich um einen 35 Jahre alten Mann handeln, der durchaus polizeibekannt in Bayreuth ist. Bereits mehrmals fiel er durch Gewalt und Beleidigungen auf.
Jetzt erhebt das Opfer Vorwürfe gegen die Polizei. Die haben anfänglich zu lasch ermittelt, sagte Taşdelen dem Nordbayerischen Kurier. Nachdem er die Polizei alarmiert habe, erklärt der SPD-Politiker, habe die erst einmal nicht kommen können und ihn aufgefordert, selbst Fotos von seinen Verletzungen zu schießen. Erst nach den Bildern von Taşdelens Bruder und der Welle der Empörung im Netz bewegte sich etwas. Der Staatsschutz sei eingeschaltet worden.
"Was ist, wenn der ein Messer gehabt hätte?"
Die Polizei widerspricht. Man habe "intensivst ermittelt", sagt ein Sprecher dem Nordbayerischen Kurier. Ob man im konkreten Fall etwa für Fotos ausrücke, hänge von der Einsatzlage ab. Und überhaupt: Die Polizei betont, schnell einen Verdächtigen gefasst zu haben.
Die Angst bei Halil Taşdelen jedenfalls bleibt. Der Zuspruch, die Welle der Solidarität helfe, sagt der Lokalpolitiker dem Nordbayerischen Kurier. Aber: "Was ist, wenn der ein Messer gehabt hätte?"