Viel Hilfe in Waischenfeld
Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine sammelt Spenden für die alte Heimat
9.12.2022, 16:44 UhrErste Station der Familie war beim Zweiten Bürgermeister Lothar Huß und seiner Frau, dann waren sie für einige Zeit in Breitenlesau bei Familie Düngfelder untergebracht. Dort entstand der Kontakt zu deren Sohn Christopher, der in München wohnt. Mittlerweile hat Julia Shabaranskyi wieder in Waischenfeld eine Wohnung gefunden, seit Mai leben sie dort in drei Zimmern.
Die beiden großen Kinder Irena und Jura gehen in Hollfeld zur Schule, der Jüngste, Michail (4), geht in Waischenfeld in den Kindergarten. „Ich habe dort Kinderkleidung gesammelt“, erzählt die 34-Jährige. Diese hat sie Christopher Düngfelder mit nach München gegeben, von wo aus er diese mit der katholischen Kirchenstiftung St. Georg in die Ukraine, nach Kherson, geschickt hat.
Aufnahmestation für Verletzte
Und sie hatte Kontakt zu Dieter Schreiber aus Plankenfels, der im Sommer eine Sammlung für ein Krankenhaus in Druzkivka durchgeführt hat. Das führt Julia Shabaranskyi nun von Waischenfeld aus weiter. Sie organisiert das alleine. Das Krankenhaus in Druzkivka liegt rund 20 Kilometer vom besetzten Gebiet entfernt, ist die erste Aufnahmestation für Kriegsverletzte, bevor sie in andere Krankenhäuser verlegt werden. „Ich habe etwas von meinem Geld gespendet und von anderen Menschen aus der Ukraine Spenden bekommen“, sagt sie.
Unter anderem kamen auch 1000 Euro bei der 900-Jahr-Feier von Waischenfeld zusammen. Davon wurden Männerkleidung, Decken, Handtücher und Bettwäsche gekauft. Ebenso Verbandsmaterial, Augenklappen und Mullbinden. Das hat sie alles online bestellt und an die Hilfsorganisation in München liefern lassen. Vom Rehateam Bayreuth kamen noch Rollstühle und Matratzen dazu. Auch in Waischenfeld hat sie Kleidung gesammelt.
Die Spenden gehen nun auch über München in die Ukraine, der erste Transporter fährt am Freitag, 9. Dezember, los. Aber die 34-Jährige sammelt weiter Spenden. „Ich bin sehr dankbar für die Spendenbereitschaft der Menschen, für ihre Großzügigkeit“, betont sie.
Die Eltern besucht
Im Sommer war Julia Shabaranskyi für fünf Tage mit dem Bus in der Ukraine und hat ihre Eltern und die Großmutter besucht. Deren Häuser sind unbeschädigt. Ansonsten telefoniert sie mit ihrer Familie beinahe täglich. „Das ist manchmal nicht so einfach, denn der Strom ist jeden Tag für acht Stunden abgeschaltet in der Ukraine“, berichtet sie.
Sie, ihr Mann und die Kinder haben sich gut eingelebt in Waischenfeld. Julia Shabranskyi hat in der Ukraine als Englischlehrerin an einer Sprachschule gearbeitet. Hier war sie eine Zeit lang an der Gesamtschule in Hollfeld tätig. Nachdem dort momentan nichts mehr für sie zu tun ist, ist sie zurzeit auf der Suche nach einer neuen Stelle. Ihr Mann Maron, gelernter Konstrukteur, arbeitet als Maler, bekommt immer wieder Aufträge in der Region.
Schon etwas Deutsch gelernt
Die beiden großen Kinder gehen in Hollfeld in eine Integrationsklasse und haben schon etwas Deutsch gelernt. Außerdem nehmen sie online am Schulunterricht in der Ukraine teil. „Die beiden fragen oft nach ihren Freunden in der Ukraine“, sagt Julia Shabaranskyi. Keine einfache Situation. Ansonsten sei der Kontakt zu den Nachbarn sehr gut. „Sie helfen uns viel, laden uns zum Kaffee oder Feiern ein oder wir sie zum Essen“, ist sie ganz gerührt.
Die Familie stammt aus Lwiw (Lemberg) und ist, als die Kriegslage sich verschärfte, zu Fuß an die Grenze nach Ungarn geflüchtet, wo sie eine Zeit lang waren. Von dort gelang es ihnen, an einem Tag nach München zu kommen. Ein Autofahrer hatte sie mitgenommen. Die letzte Etappe legte die Familie mit dem Zug zurück.
Das Gepäck bestand aus zwei Taschen und zwei Rucksäcken, sonst nur noch das, was sie am Leib trugen. Die Wohnung, die sie jetzt haben, ist noch spärlich eingerichtet. Aber sie haben einen Adventskranz. „Den haben wir von Familie Düngfelder aus Breitenlesau bekommen“, lächelt sie. In der Ukraine kennt man diese Tradition nicht.
Nur auf Englisch
Jetzt hofft Julia Shabaranskyi auf weitere Sach- und Geldspenden. Und sie ist auf der Suche nach medizinischen Geräten, die ein Arzt vielleicht aussortiert. „All diese Leute können sich bei mir melden und ich kümmere mich dann um den Transport in die Ukraine“, sagt sie.
Eine Kontaktaufnahme mit Julia Shabaranskyi ist nur auf Englisch möglich per Telefon unter (01 51) 72 49 20 00 oder per Whatsapp unter 380962171015. Geldspenden sind möglich an: Katholische Kirchenstiftung St. Georg, IBAN DE63 7016 3370 0000 1330 00 bei der Volksbank FFB, Vermerk: Spende für Ukraine-Hilfe.
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