Erstes Konzert nach langer Pause

Gänsehaut-Momente: Betzensteiner Posaunenchor sorgte für viel Stimmung

Brigitte Grüner

8.5.2023, 11:20 Uhr
Der Posaunenchor Betzenstein setzte beim Konzert am Samstag viele Glanzpunkte. Leiter Christian Steger hatte mit den Bläsern ein anspruchsvolles Programm einstudiert. 

© Brigitte Grüner, NN Der Posaunenchor Betzenstein setzte beim Konzert am Samstag viele Glanzpunkte. Leiter Christian Steger hatte mit den Bläsern ein anspruchsvolles Programm einstudiert. 

Man hatte den Eindruck, dass ganz Betzenstein auf den Beinen war. Viele Menschen freuten sich, nach der Zwangspause endlich wieder ein Konzert des Posaunenchors hören zu können. Auch aus dem Dekanat und der Region - darunter Bezirkschorleiter Jörg Fuhr - waren Musikbegeisterte gekommen.

Kirche voll besetzt

Das Kirchenschiff war voll besetzt, und auch auf den beiden Emporen lauschten die Besucher dem abwechslungsreichen und anspruchsvollen Programm, das Chorleiter Christian Steger seit Herbst 2022 mit „seinen“ Bläsern einstudiert hatte.

Schon das erste Stück „Johannistag“, komponiert vom Niederländer Jacob de Haan, machte Lust auf mehr. Im Konzert brachten die Bläser Kompositionen aus verschiedenen Epochen und Stilrichtungen zu Gehör. Ein tänzerisches Stück von Antonio Vivaldi war dabei, aber auch ein Choral von Johannes Kuhlo. Stücke von Richard Roblee und Jürgen Hahn brachten Schwung und jazzige Rhythmen in die Darbietung.

Beide Musiker sind bekannt durch die „Very little Bigband“, die seit mehr als zehn Jahre bei den Pegnitzer Sommerkonzerten auftritt. Die meisten Stücke hatte Chorleiter Christian Steger in den Bläserheften des Posaunenchorverbands gefunden, die nicht nur Choräle und dazu passende Vorspiele beinhalten.

Evergreens auch am Start

Bekannte Evergreens intonierten die Bläser mit „Über den Wolken“ von Reinhard Mey und „Something Stupid“, das schon 1967 mit Frank und Nancy Sinatra ein Nummer-Eins-Hit war. Beim Slow-Rock „Gloria“ setzten die Trompeter Michael Engelhardt, Annika Kraft, Sarah Lehnes und Dagmar Potzner als Solisten Glanzpunkte.

Kleine Posaunenchöre sind froh, wenn sie ausreichend Mitglieder haben, um vier Stimmen besetzen zu können. Die Betzensteiner beeindruckten am Samstag mit acht- und sogar zehnstimmigen Stücken. In einem großen und ambitionierten Ensemble ist das möglich.

Stehender Beifall und Zugaben

Das musikalische Können und die offensichtliche Spielfreude würdigte das begeisterte Publikum mit stehendem Beifall und dem Wunsch nach Zugaben, die auch gerne erfüllt wurden. Beim amerikanischen Marsch „Washington Post“ wurde es vor dem Schlusschoral nochmals lebhaft und temporeich.

38 aktive Bläser hat der Chor, den Christian Steger seit Anfang 2015 leitet. Einige sind seit Jahrzehnten dabei und wurden dafür ausgezeichnet. Ein Stuhl blieb allerdings leer. „Einer unserer Besten fehlt uns“, sagte Obmann Konrad Wolf. Auf den Plätzen der Alt-Stimme lag auf einem Stuhl eine Trompete, eine Blume und ein Bild von Reinhard Potzner. Der langjährige Chorleiter war 2020 mit nur 53 Jahren während der Pandemie verstorben. Bei der Beerdigung durfte nur eine kleine Bläsergruppe dabei sein. Zur Erinnerung an den unvergessenen „Hoppel“, wie Potzner genannt wurde, spielte der Posaunenchor einige seiner Lieblingschoräle.

Erinnerungen an "Hoppel" Potzner

Potzners Verdienste würdigte der frühere Pegnitzer Dekan Gerhard Schoenauer. Er habe mit zehn Jahren im Posaunenchor angefangen, und war später 25 Jahre Leiter in Betzenstein und vier Jahre in Auerbach. Reinhard Potzner habe einen erfolgreichen Chor geformt.

Mit belegter Stimme sprach Schoenauer von einem „Leben für die Musik mit der gesamten Familie“. Hoppels Engagement habe Generationen von Bläsern geprägt. Im himmlischen Chor diskutiere er vermutlich mit dem Gründer der Posaunenchorbewegung, Johannes Kuhlo, über manche Kompositionen. „Er war ein großer Musiker und ein guter Freund“, sagte Schoenauer hörbar ergriffen.

Keine Nachwuchssorgen

Dass der Posaunenchor nicht nur musikalisch auf hohem Niveau durch die Pandemie gekommen ist, sondern auch keine Nachwuchssorgen hat, bewiesen die Jungbläser – davon zwei Wiedereinsteigerinnen – mit drei leichteren Stücken. Sechs Bläser werden seit einem Jahr von Michael Engelhardt und Christian Steger an den Instrumenten ausgebildet.

Dekan Markus Rausch nannte den Posaunenchor ein „Aushängeschild“ für Betzenstein. 38 Bläser von 14 bis 65 Jahren musizieren gemeinsam. Besonders wertvoll sei die Begleitung aller Trauerfeiern verstorbener Bürger, unabhängig von der Konfession, sagte Rausch.

Der aktuell für die Kirchengemeinde zuständige Pfarrer Harald Knobloch aus Plech sprach vor dem Abendsegen von einem „großartigen Konzert“ mit emotionalen Momenten.