Handschellen statt Bargeld

Mutige Fränkin überlistet Telefonbetrüger: Geldübergabe nahm überraschende Wendung

bej

2.2.2022, 15:53 Uhr
Der sogenannte "Enkeltrick" wurde zum ersten Mal Ende der 1990er-Jahre registriert

© Bastian Lauer, NN Der sogenannte "Enkeltrick" wurde zum ersten Mal Ende der 1990er-Jahre registriert

Am Dienstagmittag riefen die Diebe bei einer 44-Jährigen aus Pegnitz an. Am Telefon versuchten sie die Frau davon zu überzeugen, dass ihre vermeintliche Enkelin einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe und nun Geld für die Kaution und Beerdigungskosten fällig sei. Das Gespräch führten drei Personen: Eine weinende Frau, die sich als Enkelin ausgab, ein falscher Polizeibeamter mit vorgegebenem Namen "König" und ein vermeintlicher Staatsanwalt namens "Bach". Die 44-Jährige bemerkte den Betrug sofort, ließ sich jedoch auf die Geschichte ein und spielte die überrumpelte "Oma". Sie folgte den Anweisungen und begab sich in ihre Hausbank in Pegnitz.

In fast allen Fällen werden die Opfer aufgefordert, das Telefonat am Handy auch in der Bank weiterlaufen zu lassen, damit die Betrüger immer mithören können, was gesprochen wird. Auch darauf ließ sich die Frau ein, informierte aber eine Bankangestellte mit einem Hinweiszettel über ihr Vorhaben. Tatsächlich schafften es sowohl die Angerufene als auch die Bankangestellte, dass die Betrüger keinen Verdacht schöpften.

Frau kommt mit Zivilpolizisten zum Übergabeort

Anschließend ging die Frau zum vereinbarten Geldübergabeort in Bayreuth - begleitet von Zivilpolizisten. Wenig später erschien ein Mann am geparkten Fahrzeug des vermeintlichen Opfers und verlangte tatsächlich das Geld. Daraufhin musste die Frau nur noch hupen. Die Polizisten überwältigten den 42-Jährigen und nahmen ihn vor Ort fest.

Die Kriminalpolizei Bayreuth führt die weiteren Ermittlungen in dem Betrugsfall, der diesmal keinen finanziellen Schaden zur Folge hatte. Eine derartige Strafkaution, wie sie bei den betrügerischen Anrufen immer wieder gefordert wird, ist in Deutschland übrigens nicht üblich. Der Beschuldigte wurde am Mittwoch dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Er sitzt nun auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bayreuth in Oberfranken in Untersuchungshaft. Ersten Erkenntnissen nach war der 42-Jährige bereits in Berlin wegen ähnlicher Betrügereien auffällig.


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