Weihnachtsaktion
NN-Aktion „Schmücken & Helfen“: Wer bekommt das Geld?
12.12.2021, 15:00 UhrDie Spenden gehen zum Beispiel an einen Rentner, der von Nürnberg herzog, einen Stammtisch gründen konnte und Freunde hatte. Aber Corona lässt ihn jetzt vereinsamen. "Wenn Sie fragen, wie‘s mir geht: 3 bis 4. Aber ich lass‘ mich nicht entmutigen. Ich bin Christ mit Leib und Seele. Ich vertraue einfach auf Gott, wirklich, das ist nicht bloß Gelaber." Er schmunzelt: "In Sachsen gibt‘s einen Spruch: Ist das Wetter noch so trübe, immer hoch die alte Rübe!"
So leicht fällt es einem anderen Rentner nicht, der "kein gutes Jahr" hatte. Bei ihm war wegen Diabetes das Augenlicht schlecht geworden. Er hatte nur noch zehn Prozent Sehkraft. Deshalb waren zwei Operationen nötig. "Jetzt geht es wieder, 70 Prozent. Aber vier Monate lang nichts lesen, nichts schreiben, nicht aus dem Haus gehen. Das war ganz schlimm. Da sieht man erst mal, was das Augenlicht wert ist, das glauben Sie nicht." Er musste in Kurzzeitpflege und bekam eine Schmerztherapie.
Auch eine Familie mit drei Kindern gehört zu den Spendenempfängern. Der Vater hat einen Minijob, die Mutter ist arbeitslos. Wenn man mit ihr spricht, bekommt man mit, wie die Armut den Menschen verändert. In ihr ist ein tiefes Gefühl. "Wissen Sie", sagt sie, "wir haben vergangene Woche 20 Euro für die Tafel gegeben, für deren Weihnachtsaktion, obwohl wir selbst fast nichts haben. Aber das ist doch der Sinn und Zweck von Weihnachten: Ich soll nicht so an mich denken. Das gehört zu Weihnachten dazu."
Wie wertvoll die Aktion "Schmücken & Helfen ist"
Eine alleinerziehende Mutter freut sich sehr über die Spende, vor allem für ihre Tochter, die eine leichte genetische Erkrankung hat. "Bei uns war alles so total dunkel, das glaubt man nicht, weil alles so schief gelaufen ist", sagt sie. "Das sind Schläge, da leidet die Seele. Das Geld, das Sie jetzt geben, nehm‘ ich vor allem für meine Tochter. Sie hat‘s verdient."
Thomas Knauber, der als früherer NN-Redakteur die Spenden verteilt, bedenkt auch einen schmalen Mann, der seit Jahren unter schweren Depressionen leidet. Er joggt oft – "bis zu meinem kleinen Limit" – und stürzte da. Er prellte sich die Rippen. "Fragen Sie mich lieber, wo es keine Baustelle gibt. Bei mir ist es eine Achterbahnfahrt, rauf und runter." Er lebt am Rand eines Dorfes, nah bei Wiesen. "Das ist meine Apotheke: die Natur." Regelmäßig läuft er zu einem bestimmten Platz, wo er innehalten und loslassen kann. "Das ist wie ein Ritual, das tut gut."
Könnte er bei Vereinen helfen, um mehr Kontakt zu Menschen zu haben? "Ehrenämter will ich nicht, weil ich zu unzuverlässig bin. Ich kann da nicht plötzlich wegen meiner Depression fehlen. Die Leute verstehen das nicht. Aber ich sitze ja wie in einem Loch. Und wer da noch nicht dringesessen ist, soll nicht mitreden. Auch wenn gute Ratschläge kommen: Da kann der andere sagen, was er will – in meinem Loch sehe ich diese Chancen nicht. Ich bin in einem Kessel gefangen."
Versteckte Not und Einsamkeit: NN-Weihnachtsaktion hilft
Ihn zieht auch herunter, dass sein Vater gestorben ist. "Da hab‘ ich die Endlichkeit begriffen. Das Leben wird bewusster. Die letzten Worte – und dann du kannst nichts mehr machen. Nur noch Handhalten und gehen lassen."
INFO: Wenn Sie für die Aktion "Schmücken & Helfen" der Nordbayerischen Nachrichten etwas spenden möchten, können Sie es bei Schreibwaren Wöckel, Hauptstraße 59, tun. Oder Sie überweisen an "Freude für Alle", Konto DE 62 7735 0110 0038 0645 72 bei der Sparkasse Bayreuth. Wenn Sie eine Quittung brauchen, die Adresse vermerken. Wenn es anonym sein soll, auch. Jeder Cent kommt bei den Betroffenen an.
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