Behinderte Studenten: Inklusion beginnt im Kopf

22.01.2014, 17:30 Uhr
Behinderte Studenten: Inklusion beginnt im Kopf

© dpa

Die TH Nürnberg arbeitet an ihrer Barrierefreiheit. Studierende im Master Betriebswirtschaft haben sich darum im Seminar „Diversity Management – Studieren und Lehren mit körperlicher Beeinträchtigung“ mit der Inklusion beschäftigt. In einer Diskussionsrunde stellten sie aktuelle Probleme und konkrete Maßnahmen vor, um die Hochschule barrierefreier zu gestalten.

Ein Ärgernis sind die Behindertentoiletten. Manche sind abgeschlossen, um Missbrauch zu vermeiden. Der Schlüssel dazu ist in der Cafeteria erhältlich, aber nur, wenn dort Mitarbeiter vor Ort sind. Darum schlagen die Studierenden den Einsatz von Euro-WC-Schlüsseln vor. Jeder, der einen Behindertenausweis vorzeigen kann, bekommt einen der Schlüssel, die in etwa 12000 Schlösser in ganz Europa passen. Solche Schlösser könnten auch in die Türen der Behinderten-WCs der Hochschule eingebaut werden.

Körperlich Beeinträchtigte erleben häufig ein Gefühl der Ausgrenzung. Das liegt auch daran, dass bei ihren Mitmenschen Unsicherheit herrscht und die Gesellschaft oft uninformiert ist. Die Folge ist eine mangelhafte Sensibilisierung. Inklusion soll Abhilfe schaffen.

Jeder sollte Rücksicht nehmen

Dabei geht es nicht nur um barrierefreie Zugänge. Vielmehr bedeutet es auch eine einheitliche Gemeinschaft und aufrichtige Wertschätzung in der Gesellschaft zu verankern.

In Nürnberg gibt es Führungen für Sehbehinderte durch die Kaiserburg. Dabei können sie historische Exponate fühlen und so erleben. Doch viele Restaurants und Bars sind nur über Treppen erreichbar. Eine Rampe für Rollstuhlfahrer fehlt. In den Parkhäusern der Stadt gibt es zwar Behindertenparkplätze, doch häufig parkt dort jeder. Hier beginnt Inklusion, sagen die Studierenden: „Es sollte selbstverständlich sein, dass man aufeinander Rücksicht nimmt.“ Bundesweit sind etwa acht Prozent aller Studierenden körperlich beeinträchtigt oder leiden an einer chronischen Krankheit. Diese Zahl ist auch für die TH Nürnberg realistisch. Außerdem arbeiten hier etwa 50 Mitarbeiter und zehn Professoren, die betroffen sind.

Die Universität Wien hat bereits ein Leitsystem erstellt, das sehbehinderte Studierende und Mitarbeiter helfen soll, sich in den Gebäuden besser bewegen zu können. Auch an der Universität Regensburg gibt es einen Hochschulführer für Studierende mit Behinderung.

Zwar gibt es Normen wie Gebäude gebaut werden müssen, aber selbst wenn alle Richtlinien eingehalten sind, stellen die örtlichen Gegebenheiten häufig ein Problem für Menschen mit Behinderung dar. Oft gibt es in Hochschulen und anderen öffentlichen Gebäuden frei stehende, unterlaufbare Treppen. Sehbehinderte können sich daran leicht den Kopf stoßen, weil sie mit dem Taststock auf dem Boden kein Hindernis finden.

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