Besuch in Nürnberg: Söder will MAN bei Wasserstoff-Offensive unterstützen

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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19.10.2020, 17:55 Uhr
Ministerpräsident Markus Söder spricht während eines Besuchs im MAN-Werk in Nürnberg über die Wasserstoffstrategie des Freistaats.

© Daniel Karmann, dpa Ministerpräsident Markus Söder spricht während eines Besuchs im MAN-Werk in Nürnberg über die Wasserstoffstrategie des Freistaats.

Ein drei Meter hoher Dieselmotor steht am Eingang des Werksgeländes. "Gebaut in Nürnberg 1908, in Betrieb bis 1964", steht auf dem Schild. Die Zeiten ändern sich. Die Antriebe auch. Und jetzt müssen sie das wieder tun.

"Ein fundamentaler Strukturwandel steht bevor", sagt Markus Söder. "Arbeitsplätze sind bedroht – doch durch neue Technologien können wir sie sichern, hier in Nürnberg, hier in Bayern." Der Ministerpräsident ist zu MAN Truck & Bus in die Vogelweiherstraße gekommen, um über die Zukunft zu sprechen.

In Zukunft ohne Diesel

Die sieht Söder nicht in Dieselmotoren. "Wir brauchen einen grünen Lkw", sagt er. "Wir müssen die gesamte Flotte auf eine ganz neue Basis stellen." Europa will bis zum Jahr 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, seine Emissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Dazu soll der Verkehr einen maßgeblichen Beitrag leisten. "Die Transformation der Nutzfahrzeuge ist ein wichtiger Baustein für den ökologischen und auch ökonomischen Wandel", erklärt der Ministerpräsident.

Der Freistaat will vorangehen. Mit einer sogenannten "Bayernflotte" können Städte und Speditionen ab 2023 Prototypen testen. "Bayern soll Wasserstoffland werden", sagt Söder. "Wir werden uns finanziell beteiligen, um neue Technologien zu fördern und Arbeitsplätze zu erhalten."

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat am Montag das MAN-Werk in Nürnberg an der Vogelweiherstraße besucht.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat am Montag das MAN-Werk in Nürnberg an der Vogelweiherstraße besucht. © Daniel Karmann, dpa

MAN hat im September eine "umfassende Neuausrichtung" angekündigt – und Stellenabbau. Im Nürnberger Motorenwerk sollen bis zu 1300 der 3700 Stellen gefährdet sein, unter anderem in der Gießerei, der Logistik und Verwaltung. Auf dem traditionsreichen Gelände an der Vogelweiherstraße fertigt das Unternehmen Dieselmotoren – knapp 100000 Stück im Jahr – vor allem für Lkw, aber auch für Züge, Boote und landwirtschaftliche Maschinen. Seit der Corona-Pandemie ist die Produktion um etwa ein Drittel zurückgegangen.


MAN-Mitarbeiter protestieren gegen Stellenabbau


"Sie kennen das Werk als Motorenwerk", sagt Vorstandsvorsitzender Andreas Tostmann. "Aber wir entwickeln hier auch neue Antriebe mit Batterie und Brennstoffzellen." Die Ziele der Politik seien für den Betrieb ein eindeutiges Zeichen: "Wir müssen auf neue Antriebe setzen."

Elf Elektro-Busse hat das Unternehmen bislang an die Nürnberger Verkehrsbetriebe geliefert, 28 Gelenkbusse sind bestellt. "Wir beliefern bereits 1500 Kunden mit elektrischen Antrieben", sagt Tostmann. Dazu sind Elektrotransporter für den Innenstadtverkehr im Angebot. "Ab 2024 sollen dann auch grüne Trucks in Serie gehen", erklärt der Vorstandsvorsitzende. "Wir sind gespannt, welche Technologien sich durchsetzen." Wasserstoff, Elektro-Antriebe oder Biokraftstoffe.

Die Uni zieht mit aufs Gelände

Für die Weiterentwicklung kooperiert der Konzern mit der regionalen Wissenschaft. MAN-Entwicklungsvorstand Frederik Zohm unterzeichnete gestern einen Vertrag mit den Präsidenten der Friedrich-Alexander-Universität und der Technischen Hochschule Nürnberg. "Wir holen die Uni in unsere Fabrik und forschen direkt am Objekt", sagt Zohm. "Nur so erreichen wir die Geschwindigkeit, die es jetzt braucht."

Erst vor drei Wochen ist die Idee entstanden. "Wir hoffen, dass es in diesem Tempo weitergeht", sagt Uni-Präsident Joachim Hornegger. "Wir bekommen Zugang zu top ausgestatteten Labors." Eine Arbeitsgruppe mit Professor und fünf bis zehn Doktoranden werde wohl auf das Werksgelände umziehen.

Dazu kommen etwa zehn Leute der Technischen Hochschule. "Dann sind Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Praxis unter einem Dach, so gibt es keine Brüche in der Innovationskette", sagt TH-Präsident Niels Oberbeck. Die Hochschule soll außerdem Weiterbildungen für die MAN-Belegschaft anbieten.

"Meine Kollegen haben die Kraft, die Power und den Geist, das hier zu stemmen", sagt Saki Stimoniaris, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats. "Es ist wichtig für uns, jetzt die nötige Unterstützung zu erfahren."

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