Bezirkstagspräsident Bartsch: Keine Zweifel an Nawratil
26.7.2017, 05:52 UhrHerr Bartsch, wie groß ist der Image-Schaden für die Bezirkskliniken, der durch die bekannt gewordene Kritik entstanden ist?
Richard Bartsch: Ich bedauere diese Diskussionen vor allem mit Blick auf unsere rund 3000 Mitarbeiter. Die können nun mal gar nichts für die entstandene Situation. Die sehen sich im Kollegenkreis in der Familie mit der Frage konfrontiert: Was ist denn bei euch los? Ein Image-Schaden ist eher im politisches Bereich zu sehen als in der Leistungsfähigkeit der Bezirkskliniken. Ich selbst mache momentan nicht anderes als informieren und erklären.
Muss sich was ändern?
Bartsch: Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit dem Gesamtpersonalrat, und da gab es nur eine Kritik an Herrn Nawratil, nämlich die, dass er das Tempo zu hoch hält. Die Richtung stimmt, es gibt klare Entscheidungen, aber die Geschwindigkeit der Veränderung halten die Mitarbeiter nicht durch. Das habe ich an den Klinikvorstand weitergegeben. Der hat das auch verstanden.
Sie packen das etwas in Watte. Es gibt doch vom Pförtner bis zum Chefarzt massive Kritik am Umgang des Herrn Nawratils mit seinen Untergebenen. Der Umfang dieser Unzufrieden ist das für Sie noch Normalmaß?
Bartsch: Mein Problem ist, dass ich von Konflikten zum Teil erst Monate danach etwas mitbekomme. Es gibt aber auch viele Mitarbeiter, die sagen: Endlich habe ich einen Chef, der sagt, wo er hin will und wo mein Platz ist. Die Mitarbeiterschaft ist in dieser Frage zwischen Befürwortern und Gegner Nawratils geteilt. Ich versuche, mir möglichst beide Seiten anzuhören.
Wenn Sie das tun, welche Bilanz ziehen Sie?
Bartsch: Ich habe keinen Anhaltspunkt, dass Herr Nawratil über das Ziel hinausgeschossen ist. Er hat den Auftrag, das Kommunalunternehmen zu sanieren und klar Vorgaben zu machen. Wenn ein Mitarbeiter sagt, das mache ich nicht oder das halte ich nicht aus, dann wird das Konsequenzen haben.
Im Bezirksrat, der am Donnerstag tagt, sollen der Anträge aus den Fraktionen zum Thema Bezirkskliniken behandelt werden, allerdings nichtöffentlich. Wovor haben Sie Angst?
Bartsch: Diese Anträge waren noch nicht da, als ich eingeladen hatte. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass so etwas öffentlich behandelt wird. Dazu wird es am Donnerstag im Bezirkstag sicherlich eine große Debatte geben.
Muss im Lichte der aktuellen Diskussion der eine oder andere Punkt neu überdacht werden?
Bartsch: Meines Erachtens nicht. Man muss vielleicht mehr miteinander reden. Was mich in der ganzen Diskussion bestürzt, ist der Umstand, dass die Information der Bezirksräte, die nicht im Verwaltungsrat sitzen, nicht so ist, wie ich mir das vorstelle. Herr Nawratil ist und war bereit, vor jeder Verwaltungsratssitzung in die Fraktionen zu gehen. Wir in der CSU hatten den immer bei uns und haben ihn gelöchert. Ob er in die anderen Fraktionen auch so oft ging, weiß ich nicht. Jeder hat die Möglichkeit, im geschützten Bereich der Fraktion mit dem Klinikvorstand über alles zu diskutieren.
Lässt sich da etwas verbessern?
Bartsch: Ich stelle mir vor, dass Helmut Nawratil in Zukunft künftig in jeder Bezirkstagssitzung berichten muss über aktuelle Ereignisse oder Entwicklungen. Das ist mein konkreter Vorschlag, den ich auch umsetzen werde. Dann haben auch die Bezirksräte, die nicht Mitglied des Verwaltungsrates sind — und das sind ja zwei Drittel der Kollegen — die Möglichkeit, den Klinikvorstand zu allem zu befragen.
Auch zu Themen wie Führungsstil oder Umgang mit Mitarbeitern?
Bartsch: Warum denn nicht? Da kann natürlich auch zur Sprache kommen, warum jemand entlassen worden ist und unter welchen Umständen dies geschehen ist. Da kann jeder seien Fragen stellen. Das muss allerdings im nichtöffentlichen Teil geschehen, weil es da um Persönlichkeitsrechte und Betriebsgeheimnisse geht. Es ist allerdings jetzt schon so, dass Verwaltungsratsmitglieder ihren anderen Kollegen im Bezirksrat berichten dürfen, was dort passiert.
Hat Helmut Nawratil als Vorstand der Bezirkskliniken Mittelfranken heute noch ihr uneingeschränktes Vertrauen?
Bartsch: Ich sehen keinen Grund, an ihm zu zweifeln. Wir haben uns mit der Vertragsverlängerung sehr viel Zeit gelassen. Alle fünf Fraktionen wollten mit Helmut Nawratil weitermachen, obwohl damals die Kritikpunkte, die jetzt öffentlich debattiert werden, damals alle schon in den Gremien bekannt waren. Wir kannten alle seine Ecken und Kanten. Auch der Verwaltungsrat war trotzdem einstimmig dafür, den Vertrag mit Nawratil zu verlängern. Das hat der Verwaltungsrat dann auch so beschlossen.
Und umgekehrt: Ist auch Herr Nawratil bereit, mit dem Bezirk Mittelfranken und seinen Kliniken zusammenzuarbeiten?
Bartsch: Ich habe ein langes Gespräch mit ihm geführt. Er weiß: Wenn man saniert, kann das schwierig werden. Jetzt muss er erst einmal wieder gesund werden. Dann werden wir mit ihm weiter zusammenarbeiten. Dass die Angriff der vergangenen Wochen nicht spurlos an ihm vorübergehen, ist auch klar. Ich habe keine Signale bekommen, dass er geht. Ich bin der Politiker, die am häufigsten mit Herrn Nawratil gesprochen hat. Und ich habe ihm manche fränkische Eigenart erklären können.
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