Bier-Schock: Glyphosat in den 14 beliebtesten Bieren gefunden

25.2.2016, 12:12 Uhr
In 14 deutschen Bieren haben Wissenschaftler Glyphosat nachgewiesen.

© Sven Hoppe In 14 deutschen Bieren haben Wissenschaftler Glyphosat nachgewiesen.

Beim Test von 14 der beliebtesten Biermarken Deutschlands wurden Spuren des Unkrautvernichters gefunden. Die gemessenen Werte lagen zwischen 0,46 Mikrogramm pro Liter (μg/l) und 29,74 μg/l. Mit dem höchsten Wert wird fast das 300-fache des gesetzlichen Grenzwerts für Trinkwasser überschritten. Einen Grenzwert für Bier gibt es allerdings nicht.

Sophia Guttenberger, Biologin im Umweltinstitut München, erklärte: "Alle getetsteten Biere enthielten das Pestizid Glyphosat. Damit droht das deutsche Reinheitsgebot ausgerechnet in seinem 500. Jubiläumsjahr zur Farce zu werden." Glyphosat wird als Wirkstoff zur Pestizidbekämpfung eingesetzt. Das Mittel ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erbgutschädigend und "wahrscheinlich krebserregend".

Das Umweltinstitut München erklärte, Glyphosat würde im Hopfenanbau eingesetzt. Die Pflanzen selbst würden jedoch nicht mit dem Wirkstoff behandelt. Durch Abdrift könne das Mittel auf die Dolden gelangen, was unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen sei.

Malz wird zumeist aus Gerste oder Weizen hergestellt. In der konventionellen Landwirtschaft ist der Einsatz von Glyphosat vor und kurz nach der Aussaat und nach der Ernte erlaubt. Dies könnte das Auftauchen des Wirkstoffes im Bier erklären.

Glyphosatrückstände in Bier grundsätzlich erwartbar

Der Deutsche Brauer-Bund kündigte eine Stellungnahme bis zum Mittag an. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hingegen sieht keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. Glyphosatrückstände in Bier seien aus wissenschaftlicher Sicht plausibel und grundsätzlich erwartbar, da Glyphosat ein zugelassener Pflanzenschutzmittelwirkstoff sei.

Selbst die höchsten Werte von rund 30 Mikrogramm pro Liter seien jedoch so niedrig, dass die rechnerisch resultierende Aufnahmemenge bei einem Erwachsenen mehr als 1000-fach niedriger liegen würde als die derzeit als unbedenklich geltenden Aufnahmemengen, teilte das BfR auf Anfrage mit. "Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken." 

Das Umweltinstitut hatte zunächst mit der sogenannten Elisa-Methode messen lassen, die zwar bei niedrigen Werten anspricht, aber nicht unumstritten ist. Die drei Biere mit Werten ab 20 Mikrogramm pro Liter waren mit der weniger sensiblen LC-MS/MS-Methode gegengecheckt worden, die Werte bestätigten sich. Mit der Elisa-Methode gemessene und dann mit der LC-MS/MS-Methode bestätigte höhere Werte können als nachgewiesen gewertet werden, sagte Marike Kolossa, Leiterin des Fachgebiets gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung im Umweltbundesamt. Sie berichtete auch, dass bei Studien mit Studenten in den vergangenen 15 Jahren die Belastung mit Glyphosat im Urin gestiegen ist.

Kolossa erklärte auch, da nach wie vor zwischen Experten nicht abschließend geklärt sei, ob Glyphosat Krebs beim Menschen verursachen könne, sei eine Belastung des Menschen "nicht wünschenswert".

Die getesteten Biere sind:

- Krombacher Pils (2,99 μg/l)

- Oettinger Pils (3,86 μg/l)

- Bitburger Pils (0,55 μg/l)

- Veltins Pilsener (5,78 μg/l)

- Beck's Pils (0,50 μg/l)

- Paulaner Weißbier (0,66 μg/l)

- Warsteiner Pils (20,73 μg/l)

- Hasseröder Pils (29,74 μg/l)

- Radeberger Pilsner (12,01 μg/l)

- Erdinger Weißbier (2,92 μg/l)

- Augustiner Helles (0,46 μg/l)

- Franziskaner Weißbier (0,49 μg/l)

- König Pilsener (3,35 μg/l)

- Jever Pils (23,04 μg/l)

Die Testergebnisse finden Sie auch auf der Seite des Umweltinstituts München.

Der Artikel wurde am Donnerstag, 25. Februar um 12.12 Uhr aktualisiert.
 

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