Biotonnenpflicht: Bayerns Städte sind gut vorbereitet
8.3.2014, 13:34 UhrEs wird noch bunter vor Deutschlands Haustüren. Zu den gelben, blauen und grauen Abfallbehältern gesellt sich spätestens ab 1. Januar 2015 die braune Biotonne – so verlangt es das Kreislaufwirtschaftsgesetz.
Eine Ausnahme gilt für diejenigen, die ihren Biomüll auf dem eigenen Grundstück kompostieren. „In Bayern sind derzeit 78 Prozent der Bevölkerung an eine Biotonne angeschlossen“, sagt ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums. Bei gut einem Fünftel der Bayern muss also noch eine braune Tonne bereitgestellt werden. Eine dpa-Umfrage ergab, dass dies Bayerns Großstädten längst geschehen ist.
Würzburg ist sozusagen der Geburtsort der deutschen Biotonne: Hier wurden nach Angaben der Stadt 1981 die allerersten Biotonnen überhaupt aufgestellt – vom Verein Organische Müllabfuhr, den Studenten eines Theologieseminars gegründet hatten. Die Stadt führte die Biotonne erstmals 1990 in einem Stadtteil ein, seit 1997 gibt es sie in ganz Würzburg. „Wir haben unsere Hausaufgaben schon vor vielen Jahren gemacht“, sagt Stadtreiniger-Chef Christian Strohalm. „Wir haben einen Anschlussgrad von über 95 Prozent.“
Vielerorts gute Erfahrungen
Auch die Nürnberger zählen sich zu den bundesweiten Vorreitern der Biotonne. Seit Ende der 1980er Jahre gibt es die Biotonne quasi verpflichtend in der Stadt. Nach der Schätzung von Gerhard Bock, Bereichsleiter beim Abfallwirtschaftsbetrieb Nürnberg (ASN), haben rund 80 Prozent aller Haushalte eine Biotonne. Die vom Bund geplante Biotonnen-Pflicht sieht er skeptisch. Zwar ist auch er der Auffassung, dass „man was tun muss, um organische Abfälle einer sinnvollen Verwendung zuzuführen“. Ob das allerdings auch in ländlichen Regionen Sinn mache, bezweifelt der Abfallexperte. Seiner Ansicht nach sollten weiterhin die Kommunen entscheiden, ob und wie sie es mit der Biotonne halten wollen.
Im ländlich geprägten oberbayerischen Landkreis Miesbach ist die Biotonne schon lange fester Bestandteil der Abfallentsorgung. Die braunen Tonnen werden bei jährlichen Kosten je nach Größe zwischen 50 und 120 Euro wöchentlich geleert. Das kommunale Abfallentsorgungsunternehmen Vivo verarbeitet die Küchen- und Gartenabfälle in seiner Vergärungsanlage in Warngau zu hochwertigem Kompost.
Zu Kompost wird auch die Hälfte des Münchner Bioabfalls verwertet. „50 Prozent werden in der Trockenfermentationsanlage energetisch genutzt und anschließend zu Kompost verarbeitet“, sagt Heiner Bauer, Sprecher des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM). Ein weiterer Teil wird zu Erdenprodukten recycelt und verkauft. Nach Angaben von Bauer ist in München die Biotonne schon seit 15 Jahren flächendeckend erhältlich. Ihre Entsorgung ist kostenlos, Gebühren fallen lediglich für die Restmülltonne an.
In der Praxis hat jedoch derzeit nicht jeder Münchner eine Biotonne vor der Haustüre. Das liegt daran, dass die Bestellung der Tonne bisher Pflicht des Hauseigentümers ist, erklärt Bauer. Bei einer Reihenhausbebauung könnten sich die Nachbarn darauf verständigen, einen Tonnenstandort gemeinsam zu nutzen.
Auch in Kempten wurde die Biotonne bereits 1992 flächendeckend eingeführt. Nach Angaben von Christian Oberhaus, Geschäftsleiter des Zweckverbands für Abfallwirtschaft (ZAK), war die Einführung der Biotonne ein voller Erfolg. „Man braucht allerdings motivierte Bürger, weil ansonsten zu viele Störstoffe mit in die Tonne geworfen werden“, räumt er ein.
Die Stadt Regensburg setzt als eine der wenigen Kommunen bei der Biotonne auf die Privatwirtschaft. Seit 2004 bietet ein privates Unternehmen die Biotonne an, 2012 kam ein zweites Unternehmen hinzu, sagt Umweltreferent Wolfgang Schörnig. „Wenn wir eine kommunale Biotonne wollten, müssten wir diese privaten Unternehmen zunächst enteignen. Das wollen wir aber nicht. Wir sind sehr zufrieden.“
In Augsburg gibt es ebenfalls bereits seit mehr als zehn Jahren die Biotonne. Für den braunen Behälter wird keine zusätzliche Müllgebühr fällig. Hier geht die Stadt sogar noch einen Schritt weiter: Wer privat kompostiert, kann für einen Komposter bis zu 41 Euro Zuschuss erhalten.
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