Briten dürfen Nürnberger S-Bahn wohl doch betreiben

29.07.2016, 14:54 Uhr
Die Vergabekammer Südbayern hat entschieden: National Express kann das Nürnberger S-Bahn-System betreiben.

© dpa Die Vergabekammer Südbayern hat entschieden: National Express kann das Nürnberger S-Bahn-System betreiben.

Die britische National Express Rail (NX) darf voraussichtlich doch vom Jahr 2018 an die Nürnberger S-Bahn betreiben. Die Vergabekammer Südbayern wies einen Nachprüfungsantrag des bisherigen Betreibers DB Regio im Vergabeverfahren als unbegründet zurück, wie die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) am Freitag mitteilte.

An der Absicht, den Briten den Zuschlag zu erteilen, sei nichts auszusetzen, hieß es. Damit soll erstmals ein Privatunternehmen ein großes regionales S-Bahn-Netz in Deutschland mit rund 20 Millionen Fahrgästen pro Jahr betreiben.  "Ich hoffe, dass nun eine endgültige Klarheit über den zukünftigen Betreiber der S-Bahn Nürnberg herrscht", sagte Verkehrsstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) nach BEG-Angaben.

Der endgültige Zuschlag an das private Bahnunternehmen darf jedoch frühestens nach Ablauf einer zweiwöchigen Beschwerdefrist erteilt werden. Die Bahn kann also erneut Beschwerde beim Vergabesenat des Oberlandesgerichts (OLG) München einlegen. NX soll das S-Bahn-Netz im Großraum Nürnberg bis zum Jahr 2030 betreiben. 

Bereits seit eineinhalb Jahren wird um die Vergabe der Strecken gerungen. Die BEG hatte die S-Bahn Anfang 2015 überraschend an das britische Unternehmen vergeben. Seitdem geht die unterlegene Deutsche Bahn (DB) gegen die Entscheidung vor. Die Entscheidung, National Express den Zuschlag zu erteilen, wurde von Politikern und Gewerkschaften massiv kritisiert. Auch Sorgen um mehrere Hundert Arbeitsplätze waren laut geworden. 

Im vergangenen Dezember stellte die DB Regio bei der Vergabekammer, die bei der Regierung von Oberbayern angesiedelt ist, den Antrag, die Vergabe des Netzes an die Briten nochmals zu prüfen. Zuvor hatte das OLG München verfügt, dass vor einem Zuschlag die finanzielle Leistungsfähigkeit der deutschen Tochtergesellschaft von NX geprüft werden müsse. 

Das Nürnberger S-Bahn-Netz erstreckt sich durch Mittelfranken und Teile von Oberfranken und der Oberpfalz. Etwa 500 Mitarbeiter wären von einem Betreiberwechsel betroffen.

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16 Kommentare

Heiner Schritze

Die Briten wollen die Nürnberg S-Bahn betreiben? Dass ich nicht lache! Und der Brexit? Die sollen bleiben, wo der Pfeffer wächst.

VorsichtIchStreueBlumen

Deutlich unbesorgter würde ich über die Gräfenbergbahn nachdenken, wenn die Investition getätigt worden wäre, um diese Linie bis nach Fürth zu verlängern.

Hat man aber nicht!

Wo nicht investiert wird, wackelt die Zukunft!
Auch die Strecke wird nicht vernünftig saniert.
Ich bin gespannt, wie lange es diese Strecke noch geben wird.


braumeister

@seku: Ist ja auch egal wer das Copyright für die sanierte Gräfenbergbahn hat. Jedenfalls konnte und kann ein FDP-Stadtrat den Kampf um einen Standort für ein Gymnasium nicht beeinflussen. Tatsächlich war es der Schülerverkehr, der die schienengebundene Verbindung zwischen Nürnberg-Nordost nach Gräfenberg überhaupt erst rentabel gemacht hat. Jetzt sind es natürlich auch weitere Berufspendler und die 5-Seidla-Steig-Fans, die fast schon zu viel sind.

VorsichtIchStreueBlumen

@luwa: der ÖPNV war bereits einmal in öffentlicher Hand; 1 Postbus morgens und einer abends; das war damals schon nicht lustig. Die Bundesbahn fuhr zu ihrer Zeit hohe, vollkommen unnötige Defizite ein und das bei einer deutlich schlechten Dienstleistung als heute.

Der Zuschlag für NX erfolgt viel zu spät. NX hat keine Chance sich auf den Betrieb ordentlich vorzubereiten. Verantwortlich dafür die die bayerischen Vergabe-Behörden durch ihre lahme Bearbeitung - sie haben dem ÖPNV hier in der Region einen Bärendienst erwiesen.


seku

@ baumeister: Dass die genannten Politiker sich für Schulen in der Region einsetzten, ist unbestritten. Doch war nicht auch im Gespräch, die Gräfenbergbahn durch Busse zu ersetzen, so wie schon an den Wochenenden praktiziert ? Letztendlich war es der Eisenbahner und FDP-Politiker Tobias Richter, der durch seinen Einsatz die Bahn rettete !