Bühne frei für alle Rampenschweine
17.5.2018, 19:34 UhrUnter dem Motto "Wer ko, der derf – und wer ned ko, derf ah" bietet der Verein Rampenschweinerei (noch) unbekannten Künstlern die Möglichkeit, auf der Bühne zu zeigen, was sie können. Wir haben uns den "Schweinestall" im Liveclub näher angesehen.
So schräg und alternativ wie der Liveclub ist die ganze Veranstaltung in der Kofferfabrik – und genau das ist es, was ihren Charme ausmacht. Edda Lang, zweite Vorstandsfrau des Kreativ-Vereins, erklärt das Phänomen Rampenschweinerei: "Auftreten kann, wer sich traut, egal ob Sänger, Tänzer, Poetry-Slamer, Gaukler, Komödiant oder Impro-Gruppe." Zwischen sechs und acht Künstler können pro Veranstaltung in der Fürther Kofferfabrik und im ELAN in der Kapellenstraße oder auch in Nürnberg auf AEG auftreten. Die Akteure haben zehn Minuten Zeit, um sich dem Publikum zu präsentieren. "Wir haben auch immer Raum für einen oder zwei spontane Auftritte", sagt Lang, die sich seit acht Jahren im Verein engagiert und neben ihrem Hauptjob bei einer Versicherung mit der Band Edda B. auftritt, singt, diverse Instrumente spielt und gerne fotografiert.
Rampenschweinerei-Mitgründer Rainer Gipp erinnert sich an die Anfänge vor zwölf Jahren: "Die Idee entstand, damit die vielen Nummern, die es gibt, die aber nicht vor zahlendem Publikum aufgeführt werden können, eine Bühne bekommen."
Damals stand diese in der Kneipe der Fürther Künstlerin Sascha Banck. Doch als das Lokal zu klein wurde, zog man in die Kofferfabrik.
Das Konzept hat sich nicht verändert: Der Verein stellt den Künstlern Bühne und Technik kostenfrei zur Verfügung. Besucher zahlen keinen Eintritt. Am Ende aber geht ein Hut herum, in den die Zuschauer einen Obolus werfen, der unter den Künstlern des Abends aufgeteilt wird. Zudem wird jeder Akteur zum Ehren-Rampenschwein.
Die Veranstaltung ist ausgesprochen beliebt und zieht monatlich rund hundert Besucher an. Da kommen Freunde, Ehepaare oder Mütter mit ihren Töchtern und der gut situierte Lehrer diskutiert mit dem Ex-68er und dem Punk mit der Rasierklinge im Ohr.
"Gut 70 Prozent gehören zum Stammpublikum, aber immer sind auch neue Gesichter dabei und manchmal gehen spontan welche auf die Bühne", erzählt Edda.
Die Organisatoren wünschen sich mehr Menschen, die das Rampenschwein in sich entdecken. "Auch berühmte Künstler haben mal klein angefangen."
Applaus ist übrigens allen gewiss: "Buh-Rufe oder Pfiffe gibt es nicht; und wenn die Nummer nicht so gut ist, wird höchstens mal jemand vorzeitig, aber höflich von der Bühne geklatscht. Unser Publikum ist offen und ausgesprochen liebevoll."
Daher verwundert es auch nicht, dass der Liveclub trotz besten Frühlingswetters innerhalb kürzester Zeit brechend voll ist. Das Publikum empfängt die ersten Künstler der 154. Rampenschweinerei, die der Komiker, Publizist und Spiele-Autor Stephan Daniel moderiert, ausgesprochen herzlich. "Die singenden Honey Sweets & The 7 Ups" sind eine Inklusions-Band. Acht behinderte und nichtbehinderte Musiker und Sänger rocken die Bühne, outen sich als Geflügelliebhaber und werden mit viel Applaus belohnt. Comedian Kevin Try aus Hessen kann Shoppen nicht leiden. Er, der XXL-Maße hat und dessen Waage konstant "Error" zeigt, gerät an eine jugendliche Verkäuferin, die ihm eine beige Skinny-Jeans verkaufen möchte. Auch ihm wird ordentlich applaudiert, bevor er die Bühne an Sandra Ettling – alias "Madam ohne E" – übergibt, die im Flick-Flack über die Bühne springt, im Handstand ihren Hut aufsetzt und das Publikum mit einer Mischung aus Akrobatik, Klamauk und einem Hauch von Zirkusatmosphäre begeistert.
Die Rampenschweinerei findet immer am letzten Dienstag des Monats statt. Das nächste Mal am 29. Mai — bei gutem Wetter von 19.30 bis 21.30 Uhr auf der Freilichtbühne im Stadtpark, bei schlechtem von 20 bis 23 Uhr im ELAN (Kapellenstr. 47). www.rampenschweinerei.de
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