Cholesterin: Alle wichtigen Fragen und Antworten

9.1.2017, 19:52 Uhr
Cholesterin: Alle wichtigen Fragen und Antworten

Ab wann ist Cholesterin gefährlich?

Cholesterin ist nicht giftig. Es gibt keinen Schwellenwert, ab dem Cholesterin gefährlich wird oder unterhalb dessen keine Gefahr lauert. Cholesterin ist sogar insofern lebensnotwendig, als es ein Teil der Zellmembran ist und auch vom Körper zur Herstellung einiger Hormone benötigt wird – allerdings nur in winzigen Mengen.

 

Was ist das „gute“ Cholesterin?

Das als „HDL“ verpackte Cholesterin wird zur Leber zurücktransportiert und gilt deshalb als ungefährlich oder sogar günstig.

 

Was ist „schlechtes“ Cholesterin?

Das als „LDL“ verpackte Cholesterin kann in die Wand von Blutgefäßen eindringen und dort dazu beitragen, dass sich Atherosklerose-Ablagerungen bilden. Ein hoher LDL-Cholesterinspiegel ist einer der Risikofaktoren dafür, dass sich solche Ablagerungen bilden. Daraus können sich Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder bei Befall der Beingefäße die „Schaufenster-Krankheit“ entwickeln. Das geschieht vor allem, wenn die Gefäßwand durch weitere Faktoren wie Rauchen, hohen Blutdruck und Zuckerkrankheit geschädigt ist.

 

Gibt es Richt- oder Zielwerte?

Weil es sich um Risikofaktoren und Wahrscheinlichkeiten handelt, sind die Zielwerte, die man für den Cholesterinspiegel als erstrebenswert festgelegt hat, vom Gesamt-Risiko des Patienten abhängig. Wenn jemand bereits einen Herzinfarkt hatte, ist sein Risiko, einen zweiten Infarkt zu bekommen, recht hoch und es wird ein sehr niedriger Cholesterinspiegel empfohlen. Das LDL-Cholesterin sollte kleiner als 70 mg/dl sein, das Gleiche gilt für Patienten mit Zuckerkrankheit. Für Patienten ohne wesentliche weitere Risikofaktoren wird für das LDL ein anzustrebender Zielwert von unterhalb 115 mg/dl empfohlen.

 

Wie berechtigt ist die Kritik, dass nur die Pharmaindustrie Interesse an Grenzwerten hat, um damit ihre Medikamente zu verkaufen?

Die Normen sind nicht willkürlich festgelegt, sondern wurden von medizinischen Expertenrunden im Konsens auf der Basis veröffentlichter Ergebnisse wissenschaftlicher Studien festgelegt. So zeigte sich zum Beispiel, dass bei Patienten nach Herzinfarkt die Senkung des LDL-Cholesterinspiegels unter 70 mg/dl das Risiko erneuter Infarkte eindeutig verringert. Deswegen wird der Zielwert LDL-Cholesterin unter 70 mg/dl in europäischen Leitlinien empfohlen, wenn Patienten einen Herzinfarkt oder ähnliche Erkrankungen hatten. Die Studien wurden allerdings von der Pharmaindustrie finanziert.

 

Welche Nahrungsmittel sollte man bei erhöhtem Cholesterin vermeiden?

Alle kalorienreichen Nahrungsmittel. Vor allem Nahrungsmittel mit sogenannten Transfettsäuren, das sind Fleisch, Milchprodukte und insbesondere industriell hergestellte Nahrungsmittel, die mit in der Regel billigem Fett schmackhaft gemacht werden. Man muss nicht ganz auf Eier und andere Nahrungsmittel, die Cholesterin enthalten, verzichten.

 

Was gilt als Cholesterin-Killer?

Unter den Medikamenten sind es vor allem sogenannte Statine. Eine Ernährung mit vielen Ballaststoffen wie Gemüse und Vollkornprodukten wirkt cholesterinsenkend. Bewegung kann den Wert nicht extrem stark senken, aber alle anderen Risikofaktoren wie Blutdruck und die Neigung zur Zuckerkrankheit. Daher ist viel Bewegung bei hohem Cholesterin günstig.

 

Was sind die möglichen Folgen eines erhöhten Cholesterin-Wertes?

Es gibt keine akuten Folgen eines hohen Cholesterinwertes. Hohe Cholesterinspiegel erhöhen die Wahrscheinlichkeit für atherosklerotische Erkrankungen, vor allem Herzinfarkt und Schlaganfall.

 

Muss man an Weihnachten auf die Gans verzichten?

Zwar hat eine Weihnachtsgans mit Haut einen hohen Fettgehalt und damit vergleichsweise viele Kalorien, allerdings gibt es hinsichtlich des Cholesterins eine gute Nachricht. Denn sowohl der Cholesteringehalt als auch der Anteil an gesättigten Fettsäuren, die den Cholesterinspiegel eines Menschen anheben können, ist bei der Gans im Vergleich zu anderen Fleischsorten niedrig. Wenn man das Jahr über gesund lebt und zu Weihnachten gerne etwas Gans verzehrt, dann kann man sich bedenkenlos darauf freuen.

Quellen: Professor Stephan Achenbach, Direktor der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Erlangen; Deutsche Herzstiftung.

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