Coburg: Direktor legt Hand an Abitur-Noten
18.07.2013, 11:29 Uhr
Während in Schweinfurt 27 Schüler durch das schriftliche Fachabitur gerasselt sind, ist das Problem am Coburger Gymnasium ein ganz anderes. 35 Prozent aller Prüflinge haben ihr Abitur mit einem Einser-Schnitt, 27 Prozent mit einer Zwei vor dem Komma bestanden. Nun bestätigte das Kultusministerium in einer am Donnerstagmittag veröffentlichten Stellungnahme den Verdacht: der Schuldirektor des Coburger Gymnasiums Burkhard Spachmann hat die Noten seiner Schüler geschönt und jeweils um einen Punkt angehoben.
Kritisiert wird vom Kultusministerium nicht die Praktik an sich, sondern das Spachmann alle Noten im Alleingang anpasste. Der Direktor habe zuvor Mängel bei der Korrektur und dem Bewertungsmaßstab im Fach Deutsch festgestellt. "Dieses Verfahren ist schulrechtlich nicht vorgesehen", heißt es in der Stellungnahme des Ministeriums. "Vorgesehen ist, dass ein Schulleiter bei einer Notenänderung den Beschluss der Lehrerkonferenz einholt."
Betroffen von der Notenanhebung war demnach lediglich das Fach Deutsch, weitere Veränderungen habe Spachmann nicht vorgenommen. Die Schüler des Coburger Gymnasiums haben keine Konsequenzen zu befürchten. Für ihre Leistungen gilt der Vertrauensschutz, ihre Abiturnoten können nicht nachträglich geändert werden.
Eine Prüfung aller schriftlichen Arbeiten unter Federführung des Ministerialbeauftragen bestätigte die Korrekturen des Direktors. Er habe demnach zutreffend geurteilt. "Spachmann hat hier nichts heimlich gemacht, seine Änderungen waren transparent und auf jedem Prüfungsbogen ersichtlich", erklärte der Sprecher des Kultusministeriums Ludwig Unger. Auch der zeitlich enge Rahmen zwischen Absolvieren der Prüfungen, Bewertung und Benotung werde berücksichtigt.
Von einer vorsätzlichen Täuschung kann also keine Rede sein. Der Vorfall werde aber dennoch dienstrechtlich untersucht, so Unger. Auch eine ausführliche Stellungnahme von Direktor Burkhard Spachmann werde eingeholt. "Wir wollen in erster Linie, das so etwas nicht mehr vorkommt."
4 Kommentare
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Teacher
Dass 62 Prozent der Schüler mit Note 1 oder 2 abschließen ist schlicht und einfach unmöglich und widerspricht jeder statistischen Erhebung. Da kann man letztendlich am Niveau der Maßstäbe zweifeln.
Vera R. Schung
@Beobachter
Es ist ein altbewährter Trick, sich im Schulwesen unbequeme Dinge vom Hals zu schaffen, indem man Mist macht.
Hierzu gehört auch, durch übertriebene Härte oder (in Ausnahmefällen) auch durch zu gute Noten Ärger zu erzeugen.
Seltsamerweise zieht das keine Konsequenzen nach sich, solche Leute haben später - sogar unter derselben Schulleitung! - Funktionsstellen übernommen. Ich selbst hatte einen Englischlehrer, der gegen seinen Willen an unser Gymnasium ausgeliehen wurde. Einserschüler hatten bei ihm Fünfer und Sechser, als er nach vielen Beschwerden an seine alte Schule zurück durfte, bedankte er sich bei jedem, der sich über ihn beschwert hatte, persönlich durch Handschlag. Zwei Jahre später kam er an seiner alten Schule in eine Funktionsstelle.
Kurzer Rede langer Sinn. Ich halte es für vertretbar, wenn ein Schulleiter auf die Gleichbehandlung von Schülern achtet.
Nur: Warum müssen solche Selbstverständlichkeiten in der Presse breitgetreten werden?
Beobachter
Sie hatten die Arbeiten wohl in der Hand?
Ja, die anderen Lehrer war bei allen 93 Arbeiten zu dumm und die Verbesserung erfolgte bei ALLEN Arbeiten und ausschließlich nach oben. Bloß, weil ein einzelner befreundeter Ministerialbeauftrager aus Hof sich nicht traute, gegen seinen Freund Spachmann zu rebellieren, wird die Sauerei nicht besser.
Ganz alte Schachtel
Der gute Mann hat die Noten nicht "geschönt", sondern hat die Arbeiten berechtigt und nachvollziehbar nachkorregiert. Da sollte man sich so eine reißerische Überschrift sparen.