Steigende Infektionszahlen

Coronavirus im Gepäck: Reiserückkehrer lassen die Inzidenz nach oben schnellen

Arno Stoffels

Region und Bayern

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30.8.2021, 12:45 Uhr
Reiserückkehrer treiben vielerorts die Werte der Sieben-Tage-Inzidenz nach oben.

© Matthias Balk Reiserückkehrer treiben vielerorts die Werte der Sieben-Tage-Inzidenz nach oben.

Warnungen gab es genug. Bereits im Mai blickten Gesundheitsexperten und Virologen mit einiger Skepsis auf die Sommerferien und mahnten zur Vorsicht im Urlaub, weil sonst die Gefahr bestehe, dass das Virus im Gepäck der Reiserückkehrer die Infektionszahlen hierzulande erneut in die Höhe treibt.

Damit lagen die Fachleute wieder einmal richtig. Deutschland befindet sich auch nach Einstufung des Robert Koch-Instituts (RKI) in einer vierten Welle, vielerorts steigen die Werte stetig und auch deutlich.

Die meisten Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage verzeichnet in Bayern die Stadt Rosenheim. Aktuell liegt der Wert bei 217,0. Dabei lassen sich die Fälle gut nachverfolgen.

Reiserückkehrer vom Balkan

70 Prozent der Neuinfektionen gingen auf Reiserückkehrer zurück, die in den Balkanstaaten und damit in ihrer alten Heimat Urlaub gemacht oder ihre Familie besucht haben, erklärte eine Sprecherin der Stadt bereits in der vergangenen Woche. Daher wolle sich die Stadt nun mit Briefen in der jeweiligen Landessprache unter anderem an Kroaten, Bosnier und Albaner aus dem Kosovo wenden.

Diese stellten in der Stadt die mit Abstand größte ausländische Bevölkerungsgruppe. In den Briefen werden die Einwohner vor allem gebeten, sich impfen zu lassen. Laut dem zuständigen Gesundheitsamt sind 86 Prozent der gemeldeten Infektionen bei Menschen ohne Impfschutz aufgetreten.

Ein ähnliches Bild bietet sich auch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, wo die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 70,4 liegt. Auch hier erklären die Behörden, dass mit 90 Prozent ein Großteil der Neuinfektionen auf Bürgerinnen und Bürger zurückgeht, die im ehemaligen Jugoslawien Urlaub gemacht beziehungsweise dort ihre Familie besucht haben.

Mit dieser Situation ist auch der Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz konfrontiert. Am Montag, 30. August, hat die Inzidenz dort erstmals die 100er-Marke überschritten. Das Robert Koch-Institut meldet einen Wert von 103,5. Eine Woche zuvor war es noch 34.

Rückverfolgung möglich

Die Ursache des hohen Anstiegs lässt sich gut rückverfolgen, heißt es aus dem Landratsamt. Hauptsächlich betroffen sind Rückkehrer vom Balkan und aus der Türkei. Dabei handelt es sich in erster Linie um Familien, die auf Heimatbesuch waren. Dazu kommen auch noch junge, ungeimpfte Urlaubs-Rückkehrer.

Besonders in den Fokus rückt dabei der Kosovo und Nordmazedonien. Hier liegen die Sieben-Tage-Inzidenzwerte am 30. August bei 691,3 beziehungsweise 310,1.

Kurz vor den Sommerferien hatte die kosovarische Regierung nahezu alle Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie aufgehoben. Alleine im Juli landeten nach Angaben von Schweizer Medien rund 450.000 Menschen am Flughafen von Pristina, doppelt so viele wie in anderen Jahren.

Niedrige Impfquote

Aufgrund der niedrigen Impfquote - im Kosovo beträgt sie laut John-Hopkins-Universität gerade einmal 11,89 Prozent - breitet sich die Delta-Variante des Corona-Virus rasend schnell aus, das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps. Die Regierung hat deshalb nach Angaben der ARD inzwischen strengere Corona-Maßnahmen verhängt, die Nachtclubs wurden geschlossen, Hochzeits- und andere Familienfeiern sind nicht mehr erlaubt.

Restaurants müssen früher schließen und größere Veranstaltungen können nur noch mit einem negativen Corona-Test besucht werden.

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