Das steckt hinter den Lichtpunkten am fränkischen Himmel

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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29.12.2019, 15:29 Uhr
Das steckt hinter den Lichtpunkten am fränkischen Himmel

© Tresp

Zehn bis fünfzehn Mal klingelte in der Nacht zum Samstag das Telefon von Astronom Frank Fleischmann. Mehrere Nachtschwärmer hatten am fränkischen Himmel eine ungewöhnliche Lichterformation entdeckt. Fotografien zeigen helle Leuchtpunkte, die sich in einem akkuraten Abstand aneinanderreihen. Wegen der ungewöhnlichen Präzision wollten viele Menschen von dem Betreiber der Sternwarte Feuerstein in der Fränkischen Schweiz wissen, was es mit dem Himmelsspektakel auf sich hat.

Satelliten in der Erdumlaufbahn

Fleischmann konnte die aufgeregten Anrufer zumindest teilweise beruhigen. "Bei der Lichterkette handelt es sich um Satelliten, die zu einem Raumfahrtprojekt des Tesla-Gründers Elon Musk gehören", erklärt der Experte. Musk besitzt neben seinem Elektroauto-Unternehmen nämlich auch eine Raumfahrtfirma namens "SpaceX". Diese schießt im Rahmen des Projektes "Starlink" hunderte Satelliten in die Erdumlaufbahn. Die Trabanten sollen den Internetzugang selbst an den abgelegensten Orten der Erde ermöglichen.

Die Lichtreflexionen durch Musks Satelliten sorgten nicht nur in der Region für Aufregung. Auch im Kreis Marburg-Biedenkopf (Hessen) gingen bei der Polizei zahlreiche Anrufe ein. "Die Lichterketten können weltweit auftreten, je nachdem, wie klar der Himmel ist", sagt Fleischmann.

Rund 120 Satelliten entsandte "SpaceX" bereits in den Himmel. Für mehr als 11.000 weitere liegen Genehmigungen vor. Zudem sollen Anträge für weitere 30.000 Trabanten in den kommenden Jahren folgen. "Dann gibt es am Himmel irgendwann mehr Satelliten als Sterne", gibt Fleischmann zu bedenken.

Kritik wegen Weltraumschrott

Musks ambitioniertes Projekt ist bei Experten umstritten. Je mehr Trabanten es im Weltraum gibt, desto höher ist die Kollisionsgefahr. "Stoßen Satelliten zusammen, werden sie in viele Einzelteile gespalten, die wiederum auf andere Teile treffen können", erklärt Fleischmann. Das kann eine Kettenreaktion auslösen. Da die Stücke beim Aufprall auf die Erde verglühen, besteht keine Gefahr für den Menschen.

Derzeit gibt es keine Gesetze, die den Einsatz von Satelliten beschränken würden. "Theoretisch kann jeder einen Trabanten in die Umlaufbahn schießen", sagt der Astronom.

Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch andere Unternehmen ähnliche Projekte wie "Starlink" starten. Die Lichterformationen am fränkischen Himmel werden also noch häufiger zu sehen sein. Auf der Website www.heavens-above.com können Interessierte herausfinden, ob über ihnen gerade ein Satellit unterwegs ist.

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