Klimabedingungen günstig

„Das wird ein gutes Jahr“: Spargelernte im Knoblauchsland beginnt - wo pendeln sich die Preise ein?

Johannes Lenz

Online-Redakteur

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12.04.2024, 13:10 Uhr
Der Spargel sprießt wieder: Die Spargelsaison 2024 beginnt.

© IMAGO//IMAGO/Funke Foto Services Der Spargel sprießt wieder: Die Spargelsaison 2024 beginnt.

"Der Spargel ist wahrlich der König aller Gemüse; bedauerlich nur, dass seine Herrschaft so kurz währt." Nein, dieses blumige Zitat ist nicht den kreativen Köpfen eines Marketing-Teams für Sauce hollandaise entsprungen - schon Goethe wusste die Vorzüge des edlen Stangengemüses zu schätzen. Ganz in der Tradition des großen Dichters und (Vor-)Denkers erfreut sich der Spargel hierzulande größter Beliebtheit: In der vergangenen Dekade verspeisten die Deutschen jedes Jahr durchschnittlich rund 1,6 Kilogramm "Asparagus officinalis", wie der Gemüsespargel offiziell heißt.

Einen Teil der großen Nachfrage decken die Landwirte aus dem Knoblauchsland. Sie befinden sich bereits in den Startlöchern für die Spargelernte: "Am 15. April ist offiziell Anstich", verrät Jochen Loy, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes in der engeren Metropolregion Nürnberg-Fürth-Erlangen. Er ist zuversichtlich, dass die Landwirte in der Region auf eine ertragreiche Ernte hoffen dürfen - noch sei es aber schwierig, eine Prognose abzugeben: "Der feuchte Jahresbeginn hat eine Bearbeitung der Böden teilweise verhindert, die Böden waren zu weich und zu nass. Die Wärme in den letzten Wochen gefällt dem Spargel aber", erklärt Loy.

Die Nürnberger Landwirtin Tanja Behringer deutet die klimatischen Voraussetzungen für den Spargel in diesem Jahr positiv. Ihr Betrieb sticht bereits seit über einer Woche ab: "Die Ernte fängt gut an, wir haben früh begonnen. Das Frühjahr ist mild, wir hatten wenig Frost. Außerdem war es schon früh warm und der Boden hatte ausreichend Feuchtigkeit. Das wird ein gutes Jahr", glaubt Behringer.

Kosten für Erzeuger steigen - Angebot und Nachfrage entscheiden

Unklar ist indes noch, auf welchem Niveau sich die Preise in diesem Jahr einpendeln. Durch gestiegene Kosten für die Erzeuger hat sich der Kilogrammpreis in der jüngeren Vergangenheit erhöht. Unter anderem der Mindestlohn spielt für die Landwirte eine große Rolle bei der Kalkulation: "Spargelstechen ist sehr arbeitsintensiv. Und die Arbeiter werden immer teurer", erklärt Tanja Behringer. Erst zum Jahreswechsel ist der Mindestlohn von 12 Euro auf 12,41 Euro angestiegen. Dennoch ist Behringer optimistisch, dass der Kilogrammpreis für den Spargel zumindest auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr bleibt.

Ein weiterer wichtiger Faktor für den Spargelpreis ergibt sich aus dem ureigensten Gesetz des Marktes: Angebot und Nachfrage. "Ein Beispiel dafür ist der 1. Mai. Am Feiertag wollen alle Gaststätten Spargel anbieten, der aber wächst immer gleich schnell", weiß Jochen Loy. Denn Spargel ist Frischware - spätestens am Tag nach der Ernte wird er verkauft. Steigt die Nachfrage sprunghaft an, schnellen die Preise entsprechend nach oben. Generell gelte: Zu Beginn der Ernte sind die Preise traditionell höher, da weniger Spargel auf dem Markt ist. Im Laufe der Saison, die traditionell am 24. Juni endet, sinken die Preise aufgrund des erhöhten Angebotes.

Spargel aus dem Knoblauchsland: kleinteiliger Anbau, hohe Pachten

Spargel aus dem Knoblauchsland ist oft teurer als das Konkurrenzprodukt aus anderen Regionen Deutschlands. Das liegt unter anderem daran, dass Spargel in Franken zumeist kleinteiliger angebaut wird als beispielsweise im Süden Bayerns, wo die Anbauflächen oft drei bis sechs Hektar betragen, wie Jochen Loy erklärt. Dieser Umstand habe seinen Ursprung tief in der Vergangenheit: "Grund dafür ist die in Franken praktizierte Erbteilung. Die Bauern haben ihr Land unter allen Nachkommen aufgeteilt, entsprechend sind die Anbauflächen immer kleiner geworden. In Südbayern hat der älteste Sohn das komplette Land geerbt."

Ein weiterer Grund für die höheren Preise: Viele Landwirte aus dem Knoblauchsland bauen ihren Spargel auf gepachtetem Land an - und die Pacht inmitten des Städtedreiecks Nürnberg-Fürth-Erlangen ist höher als andernorts in der Region. In Zukunft könnte der Preis für Spargel aus dem Knoblauchsland sogar noch weiter steigen, wie Jochen Loy weiß: "In der Metropolregion herrscht ein unheimlicher Flächenhunger." Die Flächenkonkurrenz sei groß, für Bauprojekte wie die Stadtumlandbahn oder neue Wohngebiete werde immer mehr Land als Baugebiet ausgewiesen. Dabei seien die Spargelbauern auf ausreichend Ackerflächen angewiesen - auch, weil Spargel im Gegensatz zu Fruchtgemüse wie Gurken und Tomaten nicht im Gewächshaus angebaut werden kann.

"Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis": Frisch und regional

Doch aktuell liegen die Preise noch auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. "Ich sehe aktuell Preise zwischen 10 und 18 Euro pro Kilogramm, je nach Qualität und Sortierung", erzählt Loy. Der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes in der engeren Metropolregion wirbt dafür, die Spargelbauern aus dem Knoblauchsland zu unterstützen und nicht zu billigen Alternativen aus dem Supermarkt zu greifen. Einerseits aus Gründen des Umweltschutzes - "Spargel aus Peru zu kaufen ist eine Klimakatastrophe" - andererseits aufgrund der höheren Qualität, denn in der Regel würden in den Supermarktregalen nicht die ersten Sortierungen landen.

Zumindest lohne sich ein Vergleich, schließlich ist Loy der Ansicht, dass der frischeste Spargel auf den Märkten in der Region und in den Hofläden der Landwirte angeboten werde. Deshalb bekomme man dort auch den Spargel zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Letztlich müsse aber der Kunde selbst abwägen: "Der Verbraucher hat die Entscheidung in der Hand."

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