Tourismus

Der "Kümmerer" für die Jura-Region

16.11.2021, 11:51 Uhr
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© Rainer Heubeck, NN

Das soll sich nun ändern – vor allem mit Hubert Beckstein. Der 43-jährige gebürtige Weimersheimer ist seit Sommer als „Regionalmanager“, wie es Neudeutsch und etwas hochtrabend so heißt, auf dem Jura tätig. Er sieht sich als „Kümmerer“, der in Teilzeit zehn Stunden pro Woche für den gesamten VG-Bereich tätig ist.

„Da gibt es einiges zu tun“, hatte er schon in einem früheren Gespräch mit Nennslingens Bürgermeister Bernd Drescher festgestellt und seine Hilfe (wie aktuell beim Wassertretbecken in Gersdorf) angeboten. Der Nennslinger Rathauschef sah das Problem nicht allein auf die Marktgemeinde beschränkt, sondern den gesamten Jura betreffend. Die vier Kommunen Bergen, Burgsalach, Nennslingen und Raitenbuch waren sich rasch einig, den gelernten Schreiner anzustellen, damit auch im Bereich Freizeit und Tourismus Neues angestoßen werden kann.

Einen Überblick verschaffen

Das war wegen der Großprojekte von der Abwasserentsorgung bis hin zur Schulhaus-Sanierung immer wieder hinten angestellt worden, auch die Wege und Infos wurden nur leidlich gepflegt beziehungsweise erneuert. Die touristische Entwicklung reduzierte sich vornehmlich auf die römischen Relikte am Limes.

Die sind auch weithin bekannt und gut erläutert, doch „viele wissen nicht, was es auf dem Jura alles gibt“. Hubert Beckstein erhebt deshalb Daten für eine Bestandsaufnahme und entdeckt dabei selbst immer wieder Neues. In den vergangenen Wochen war er 146 Kilometer in den vier Gemeindegebieten unterwegs, hat Wegweiser überprüft, nahezu vergessene Infotafeln lokalisiert und dabei auch etliche unterschiedliche Erläuterungen entdeckt.

„Ich muss mir erst mal einen Überblick verschaffen, was da ist – und dann sehen, was wir davon noch brauchen.“

Mehr als nur Wanderwege

Aus seiner Sicht macht es keinen großen Sinn, 27 Wanderwege in einer Karte zusammenzufassen und auszuschildern, wie das vor 20 Jahren der Fall gewesen ist. „Das ist zu viel“ – vor allem wenn diese Wege kaum zu Sehenswürdigkeiten führen. „Auf Forstwegen nur durch den Wald laufen kann man auch ohne Beschilderung.“

Letztere ist durchaus ein Kostenfaktor, weniger wegen der einmaligen Anschaffung, sondern vor allem wegen der aufwendigen und nötigen Pflege.

Sein Engagement in der Verwaltungsgemeinschaft geht weit über Wanderwege und Tourismus hinaus. Nach und nach will Hubert Beckstein Daten sammeln über den Bestand an touristischen Einrichtungen, Gewerbebetrieben, Gastronomie, Direktvermarktern, Sehenswürdigkeiten, aber auch über Leerstände in den Orten oder Denkmäler auf dem Jura. „Wichtig ist es, dass wir erst einmal wissen, was wir alles haben.“

Keine Langeweile

Und er möchte Ideen einbringen, Vorschläge diskutieren und Projekte angehen. Einfließen könnten die Daten dann in eine Art Heimat-App, mit der über eine interaktive Karte und je nach Standort oder Urlaubsdomizil die Angebote in der Umgebung aufgezeigt werden. „Viele wissen gar nicht, was es hier alles gibt“, hat Beckstein aus vielen Gesprächen erfahren. „So eine interaktive Karte ist aber noch eine jahrelange Arbeit.“

Und nur eines von vielen Dingen, die auf dem Jura angegangen werden könnten. Umtriebig ist der Gersdorfer allemal. „Ich bin viele“, sagt er lachend und mit Blick auf sein aktuelles Engagement beim Naturwald-Schauspiel in Weißenburg oder dem „Glückskeks“ im kommenden Jahr. Darüber hinaus hat er eine Waldpädagogik-Ausbildung absolviert und bildet sich zum „Seminarleiter Waldbaden“ fort.

Schreinerarbeiten und Holzkunst hat er zurückgeschraubt, dafür widmet er sich der Fotografie, eine Bilderausstellung schwirrt ihm schon im Kopf herum. „Langweilig wird mir nie.“ Dafür hat er allerdings auch zu viele Ideen, wie der Jura, das Altmühltal und das Seenland neue Wertschätzung erfahren könnten. Nicht nur bei Gästen und Urlaubern, sondern auch bei den Einheimischen.