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Der mysteriöse Fall Peggy: In einer SMS ging es um 50.000 Mark
6.5.2022, 05:51 UhrWer erinnert sich noch daran, wie am 7. Mai 2001 das Wetter war? Wie es in Lichtenberg war, wissen heute, nach 21 Jahren, Kriminalpolizisten, Staatsanwälte und Richter und Richterinnen genau. Es war nasskalt und regnerisch an diesem Montag, erst am Abend wurde es besser. So steht es in den Akten. Doch was unter den dichten Wolken in dem oberfränkischen Städtchen nahe am Rennsteig dort mit der Schülerin Peggy Knobloch passiert ist, weiß noch immer kein Ermittler.
Die Neunjährige ist an diesem Tag spurlos verschwunden. Wann genau? Auch darum ranken sich Spekulationen und Zeugenaussagen, Mutmaßungen und Behauptungen. Die Wahrheit kennt nur der, kennen nur die Täter. Erst 15 Jahre später, im Juli 2016, fand ein Pilzsammler bei Rodacherbrunn in Thüringen, etwa 15 Kilometer von Lichtenberg entfernt, die sterblichen Überreste von Peggy in einem Waldstück.
Wer hat das quirlige Mädchen mit den leuchtenden blauen Augen getötet? Und wo? Auf diese Fragen gibt es, selbst nach der intensiven Arbeit dreier Sonderkommissionen, keine Antwort. Die Geschichte von Peggy gehört zu den mysteriösesten Kriminalfällen in Deutschland.
Der Fall erinnert ein wenig an das Schicksal von Madeleine McCann, die immer noch weltweit für Schlagzeilen sorgt. Die vierjährige "Maddie" verschwand im Jahr 2007 aus einer Ferienanlage in Portugal. Bis heute ist ihr Verbleiben ungeklärt, die Polizei geht davon aus, dass sie getötet wurde. Ein Deutscher, der in Haft sitzt, wird verdächtigt, etwas mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben.
Im Fall Peggy hat man immerhin die Leiche des Mädchens bergen können. Und es gab bisher mindestens sechs Verdächtige. Im zweiteiligen Podcast in der Reihe Abgründe, der ab heute auf allen bekannten Plattformen abrufbar ist, sprechen Redakteurin Elke Graßer-Reitzner und ihre Kollegin Franziska Wagenknecht darüber, wer die Männer sind und was sie verdächtig gemacht hat.
Es geht dabei auch um eine merkwürdige SMS, die auf dem Handy von Peggys Mutter eingegangen ist und mit den Sätzen endet: "Überleg es Dir ganz gut, solange es noch geht. Mit 50.000 DM kann man viel machen auf dieser scheiß Welt!" 50.000 D-Mark waren damals, kurz vor der Einführung des Euro, als Belohnung für Hinweise ausgesetzt worden, die zum Kind führen würden.
Der Fall erregte bundesweites Aufsehen im Jahr 2004, als im Gerichtsprozess ein geistig behinderter junger Mann unter heute schier unfassbaren Umständen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Mordes an Peggy verurteilt worden war, obwohl die Leiche fehlte. Durch den unermüdlichen Einsatz seiner Betreuerin, die von der Unschuld ihres Schützlings überzeugt ist, ebenso wie viele Menschen in Lichtenberg, kam es zehn Jahre später nach weiteren spektakulären Wendungen und dem Widerruf eines totkranken Belastungszeugen schließlich zum Wiederaufnahmeverfahren und dem Freispruch.
Zwei Jahre später stand der Fall kurz vor der vermeintlichen Aufklärung, als eine Spur auf Verbindungen zur rechten Terrorzelle NSU hinwies. Am Ende standen die Ermittler abermals vor einer Trug-Spur. Weitere Männer, die bereits 2001 im Fokus standen, kamen wieder ins Spiel. Doch bis heute ist das Schicksal des Mädchens ungeklärt.
An ihrem 30. Geburtstag, am 6. April 2022, haben ihre Mutter und ihre Schwester Peggys Gebeine im engsten Familienkreis beisetzen dürfen. Der Ort ist geheim.
Die neue Folge unseres True-Crime-Podcasts "Abgründe" über den Fall Peggy ist ab dem heutigen Freitag, 6. Mai, auf www.nordbayern.de, auf www.nn.de sowie auf www.fein-raus.de zu hören, sowie über diesen Artikel. Der zweite Teil des Podcasts ist in 14 Tagen abrufbar.