Deutlich weniger Vögel in Bayerns Gärten

24.1.2014, 15:57 Uhr
Den Spitzenplatz sicherte sich dabei zum ersten Mal in neun Jahren überraschend der Feldsperling.

© Hannelore Hopfe Den Spitzenplatz sicherte sich dabei zum ersten Mal in neun Jahren überraschend der Feldsperling.

In Bayern zeigten sich sogar 20 Prozent weniger Vögel in Gärten und Parks als im Vorjahr. Hauptgrund ist der bisher so milde Winter, in dem die Vögel in der Natur noch genügend Nahrung finden. Hinzu kommt aber auch die schlechte Brutsaison für viele Kleinvögel. Gerade in Bayern war das Frühjahr 2013 nasskalt wie nie und hat die Zahlen der Jungvögel reduziert. Da bundesweit der Rückgang durchschnittlich weniger drastisch ausfiel, ist davon vor allem der nasskalte Süden Deutschlands besonders betroffen. 

Insgesamt zählten am Aktionswochenende der größten wissenschaftlichen Mitmachaktion in Bayern über 19.000 Naturfreunde mehr als 460.000 Vögel. Den Spitzenplatz sicherte sich dabei zum ersten Mal in neun Jahren überraschend der Feldsperling. „Dabei nahm der Bestand des Feldsperlings nicht zu, sondern der nahe Verwandte des Spatzen profitierte davon, dass die Vorjahresspitzenreiter Kohlmeise und Haussperling weniger häufig vorkamen“, erklärt LBV-Biologe Alf Pille. So bekam die Kohlmeise (2. Platz) dieses Jahr keine „Unterstützung“ durch Artgenossen aus dem Norden und der Bestand des Haussperlings (3. Platz) erlebt in Bayern weiter einen starken Rückgang, so dass er nicht mal mehr in jedem zweiten Garten zu sehen ist.


 
 „Das bedeutet aber nicht, dass die Vogelbestände grundsätzlich stark abnehmen“, so Alf Pille. „Dass derzeit weniger Vögel zu sehen sind, liegt unter anderem am bisher so milden Winter. Meisen, Finken und Co. finden in der Natur mehr Nahrung als in einem kalten Winter mit Schnee. So vermeiden sie auch die große Konkurrenz am Futterhaus und müssen sich keinen zusätzlichen Gefahren bei der Nahrungssuche in unseren Gärten, wie lauernden Katzen, aussetzen“, sagt Pille weiter.

Sorgen um den Grünfink

Ernsthafte Sorgen macht den Naturschützern der Grünfink, der um 20 Prozent zurückging. Er ist zwar immer noch der sechsthäufigste bayerische Gartenvogel im Winter, aber sein leichter Abwärtstrend hat sich dieses Jahr erheblich verstärkt. „Der Grund dafür ist möglicherweise das im vergangenen Jahr verstärkt aufgetretene Grünfinkensterben aufgrund von Trichomoniasis, einer durch einzellige Parasiten ausgelösten Erkrankung, die insbesondere an sommerlichen Vogelfutterstellen auftrat“, so Pille.


 
Das milde Wetter hat aber auch dazu geführt, dass einige Durchzugsgäste derzeit noch in Bayern verweilen. Wacholderdrosseln aus Nordeuropa, die bei strengem Winter eigentlich in den Mittelmeerraum fliegen, sparen sich erst Mal den Weg in den Süden und wurden deshalb vermehrt beobachtet. Der Zugvogel rangiert auf Platz 17. Einen kleinen Lichtblick liefert auch die Amsel. So trat zwar nicht die erhoffte Erholung ihrer seit drei Jahren abnehmenden Bestände ein, die Amsel hat aber trotz der schlechten Brutsaison nicht weiter abgenommen und verteidigt den 5. Rang.
 
Auch in diesem Jahr hatten einige Teilnehmer das große Glück, außergewöhnliche Vögel zu beobachten. So flogen 57 Eisvögel und 3 Schleiereulen vor die Ferngläser. Beide Arten leiden stark unter hartem Winterwetter und profitieren derzeit von der milden Witterung. Besonders großes Glück hatten die Vogelfreunde, die sogar einen Seeadler und einen zooflüchtigen österreichischen Waldrapp zu sehen bekamen.

Regionale Unterschiede

Die in den Regierungsbezirken im Durchschnitt beobachteten Vögel pro Garten schwanken teilweise erheblich. Zählten die Niederbayern mit Abstand die meisten Vögel pro Garten (42), bekamen die Oberbayern im Durchschnitt gerade mal 31 Vögel zu sehen. Die Schwaben bilden dabei genau den Schnitt (34), wobei die Oberpfälzer (37) und die Ober- (37), Unter- (37) und Mittelfranken (36) dieses Jahr leicht darüber liegen. Bezirks- und landkreisgenaue Ergebnisse und Auswertungen finden Sie unter www.stunde-der-wintervoegel.de.

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