Bohrtürme standen am Tegernsee

Die abenteuerliche Geschichte der bayerischen Erdölförderung

28.11.2018, 06:46 Uhr
Nein, das hier ist nicht Texas, sondern der bayerische Tegernsee. Hier wurde im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im großen Stil nach Erdöl und Erdgas gebohrt. Seit 1883 wurden 56 Lagerstätten gefunden.
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Nein, das hier ist nicht Texas, sondern der bayerische Tegernsee. Hier wurde im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im großen Stil nach Erdöl und Erdgas gebohrt. Seit 1883 wurden 56 Lagerstätten gefunden. © Gemeinde Bad Wiessee

Teilweise wurde das Erdöl sogar mit Eimern aus Quellen geschöpft.
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Teilweise wurde das Erdöl sogar mit Eimern aus Quellen geschöpft. © Gemeinde Bad Wiessee

In den Spitzenzeiten um das Jahr 1911 standen bis zu elf Bohrtürme am Westufer des Tegernsees. Allerdings sprudelten nur aus drei Bohrlöchern nennenswerte Mengen Erdöl.
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In den Spitzenzeiten um das Jahr 1911 standen bis zu elf Bohrtürme am Westufer des Tegernsees. Allerdings sprudelten nur aus drei Bohrlöchern nennenswerte Mengen Erdöl. © Gemeinde Bad Wiessee

Eine niederländische Firma hatte die Suche nach Erdöl am Tegernsee ab dem Jahr 1904 intensiviert. Statt auf Öl stieß man am 27. Mai 1909 in einer Tiefe von 696 Metern auf einen Sprudel salzhaltigen, 21 Grad warmen Wassers.
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Eine niederländische Firma hatte die Suche nach Erdöl am Tegernsee ab dem Jahr 1904 intensiviert. Statt auf Öl stieß man am 27. Mai 1909 in einer Tiefe von 696 Metern auf einen Sprudel salzhaltigen, 21 Grad warmen Wassers. © Gemeinde Bad Wiessee

Man bohrte immer tiefer, die ausströmenden Wassermengen wurden immer größer, das Gemisch roch übel nach faulen Eiern. Es war reich an Jod und Schwefel und wurde schon bald als Heilwasser eingesetzt. Die Förderstätte erhielt den Namen "König-Ludwig-Quelle", Wiessee durfte sich ab 1922 Heilbad nennen. Erdöl interessierte dort fortan niemanden mehr.
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Man bohrte immer tiefer, die ausströmenden Wassermengen wurden immer größer, das Gemisch roch übel nach faulen Eiern. Es war reich an Jod und Schwefel und wurde schon bald als Heilwasser eingesetzt. Die Förderstätte erhielt den Namen "König-Ludwig-Quelle", Wiessee durfte sich ab 1922 Heilbad nennen. Erdöl interessierte dort fortan niemanden mehr. © Gemeinde Bad Wiessee

Die Geschichte des bayerischen Erdöls begann aber nicht erst im 19. Jahrhundert, sondern bereits 1441. Damals entdeckte ein Mönch beim heutigen Bad Wiessee eine Quelle, aus der mit Wasser vermischtes Erdöl strömte. Die Mönche füllten das Öl in Flaschen, nannten es nach ihrem Klosterpatron "Quirinusöl" und verkauften es als Heilmittel.
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Die Geschichte des bayerischen Erdöls begann aber nicht erst im 19. Jahrhundert, sondern bereits 1441. Damals entdeckte ein Mönch beim heutigen Bad Wiessee eine Quelle, aus der mit Wasser vermischtes Erdöl strömte. Die Mönche füllten das Öl in Flaschen, nannten es nach ihrem Klosterpatron "Quirinusöl" und verkauften es als Heilmittel. © Gemeinde Bad Wiessee

Gegen Augen- und Probleme, bei Brandwunden oder Zahnschmerzen sollte das Quirinusöl helfen. Die Quelle wurde gefasst und über ihr ein Brunnenhaus errichtet. Heute befindet sich dort ein Golfplatz, auf dem die Quirinuskapelle an die Geschichte des Wiesseer Erdöls erinnert.
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Gegen Augen- und Probleme, bei Brandwunden oder Zahnschmerzen sollte das Quirinusöl helfen. Die Quelle wurde gefasst und über ihr ein Brunnenhaus errichtet. Heute befindet sich dort ein Golfplatz, auf dem die Quirinuskapelle an die Geschichte des Wiesseer Erdöls erinnert. © Gemeinde Bad Wiessee

Doch nicht nur am Tegernsee wurde nach Erdöl gebohrt. Vor allem in den 1950ern und 1960ern boomte die Förderung an etlichen Stellen im südbayerischen Molassebecken. Auf dem Bild ist ein Bohrturm in Ampfing zu sehen, wo seit 1954 Erdöl aus 1900 Metern Tiefe geholt wurde.
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Doch nicht nur am Tegernsee wurde nach Erdöl gebohrt. Vor allem in den 1950ern und 1960ern boomte die Förderung an etlichen Stellen im südbayerischen Molassebecken. Auf dem Bild ist ein Bohrturm in Ampfing zu sehen, wo seit 1954 Erdöl aus 1900 Metern Tiefe geholt wurde. © Gemeindearchiv Ampfing

Mit klassischen Pferdekopf-Pumpen wurden in Ampfing zwischen 1954 und 1997 insgesamt 551.000 Tonnen Erdöl gefördert.
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Mit klassischen Pferdekopf-Pumpen wurden in Ampfing zwischen 1954 und 1997 insgesamt 551.000 Tonnen Erdöl gefördert. © Gemeindearchiv Ampfing

Die Erdölförderung war eine schweißtreibende Arbeit. Hier transportieren im Jahr 1954 Arbeiter in Ampfing einen Bohrturm von einer Förderstelle zur nächsten. Die Arbeiter verdienten aber sehr gut und auch Ampfing profitierte mächtig von den Gewerbesteuereinnahmen. Als das geförderte Erdöl immer wässriger wurde, musste man die Förderung 1997 einstellen.
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Die Erdölförderung war eine schweißtreibende Arbeit. Hier transportieren im Jahr 1954 Arbeiter in Ampfing einen Bohrturm von einer Förderstelle zur nächsten. Die Arbeiter verdienten aber sehr gut und auch Ampfing profitierte mächtig von den Gewerbesteuereinnahmen. Als das geförderte Erdöl immer wässriger wurde, musste man die Förderung 1997 einstellen. © Gemeindearchiv Ampfing

Jetzt soll sie aber wieder aufgenommen werden. Eine Erkundungs- und eine Probebohrung hat das Unternehmen RDG bereits hinter sich, die Firma sieht ein großes Potenzial. 560.000 weitere Tonnen Erdöl sollen in den nächsten 15 bis 20 Jahren aus dem Ampfinger Untergrund geholt werden.
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Jetzt soll sie aber wieder aufgenommen werden. Eine Erkundungs- und eine Probebohrung hat das Unternehmen RDG bereits hinter sich, die Firma sieht ein großes Potenzial. 560.000 weitere Tonnen Erdöl sollen in den nächsten 15 bis 20 Jahren aus dem Ampfinger Untergrund geholt werden. © RDG GmbH

Möglich wird die Renaissance der Erdölförderung durch die verbesserte Technik. Während man früher nur senkrecht nach unten bohren konnte, kann man nun auch abgelenkt zur Seite bohren und dadurch bisher schwer zu erreichende Reserven erschließen.
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Möglich wird die Renaissance der Erdölförderung durch die verbesserte Technik. Während man früher nur senkrecht nach unten bohren konnte, kann man nun auch abgelenkt zur Seite bohren und dadurch bisher schwer zu erreichende Reserven erschließen. © RDG GmbH

Die größte Förderstätte in Bayern befindet sich im schwäbischen Aitingen. Dort wurden 2017 fast 34.000 Tonnen Öl aus der Erde geholt, ein Großteil der gesamtbayerischen Fördermenge von 45.236 Tonnen.
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Die größte Förderstätte in Bayern befindet sich im schwäbischen Aitingen. Dort wurden 2017 fast 34.000 Tonnen Öl aus der Erde geholt, ein Großteil der gesamtbayerischen Fördermenge von 45.236 Tonnen. © Wintershall

In Aitingen, aber auch in Schwabmünchen und in Lauben im Unterallgäu ist das Unternehmen Wintershall aktiv. Seit 1979 hat es in Schwaben 1,6 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Wintershall sieht eine sehr gute Perspektive für den Standort. Die Förderung sei mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich, die Qualität hoch.
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In Aitingen, aber auch in Schwabmünchen und in Lauben im Unterallgäu ist das Unternehmen Wintershall aktiv. Seit 1979 hat es in Schwaben 1,6 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Wintershall sieht eine sehr gute Perspektive für den Standort. Die Förderung sei mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich, die Qualität hoch. © Wintershall