Diebstahl aus Armut: "Oma Ingrid" muss ins Gefängnis

25.10.2017, 14:59 Uhr
Diebstahl aus Armut:

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Sie hoffte auf Gnade, vergeblich. Ein entsprechendes Gesuch beim Justizministerium sollte den Gang ins Gefängnis von Ingrid M. noch verhindern - dort aber blitzte sie jetzt ab. Die 84-Jährige, die als "Oma Ingrid" mittlerweile bundesweit bekannt ist, stahl - aus Hunger, wie sie selbst sagt. Von ihrer Rente könne sie nicht leben, selbst nach 45 Jahren Arbeit.

Fünf Mal wurde sie beim Diebstahl erwischt, der Gesamtschaden liegt bei 70,11 Euro. "Ich habe aber extra nur die bereits reduzierte Ware gestohlen", sagt  M. gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Eine Geldstrafe, zu der ein Memminger Gericht sie verurteilte, konnte sie nicht bezahlen - nach zwei Bewährungsstrafen bleibt nun nur noch der Gang ins Gefängnis. Und das für neun Monate.

"Die Koffer sind gepackt"

Ein Sprecher der Memminger Staatsanwaltschaft wird deutlich. Die Sozialprognose der 84-Jährigen sei hoch, das Rückfallrisiko ebenso. Die Verurteilte müsse spüren, "dass sie sich an die Gesetze zu halten hat". Eine Deutung, der auch der zuständige Generalstaatsanwalt jetzt folgte - und das Gnadengesuch ablehnte. Nur in absoluten Ausnahmefällen komme das Instrument zum Einsatz und zwar nur dann, wenn es neue Fakten oder Umstände gebe. All das war bei Ingrid M. nicht der Fall.

Sie habe Angst, große Angst, sagt 84-Jährige gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Besonders vor den Mitgefangenen, vor der Erniedrigung - und vor dem Alleinesein. Nach dem abgelehnten Gnadenersuch jedoch ist die Haftstrafe unumgänglich. In den nächsten Tagen tritt Ingrid M. ihre Haftstrafe in der JVA Memmingen an. "Die Koffer sind gepackt", sagt sie selbst.