Erlangen: Jüdische Gemeinde muss wieder ausziehen
17.12.2008, 00:00 UhrDabei hatte alles so gut begonnen. Die Eigentümerin der Erdgeschosswohnung, eine Freundin der jüdischen Kultusgemeinde, hatte die Erdgeschosswohnung in der Hindenburgstraße als neue Synagoge angeboten, nachdem die Bet- und Versammlungsräume der alten Gemeinde zu klein geworden waren.
Zustimmung alle Eigentümer des Hauses Voraussetzung
Dass für einen Mietvertrag und für die Umnutzung der Räume in eine Synagoge aber die Zustimmung aller Eigentümer des Hauses Voraussetzung sind, wusste Klaus offensichtlich nicht. «Das war mir nicht bekannt», sagt Klaus.
Die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde ging davon aus, dass mit der Zustimmung der Eigentümerin der Erdgeschosswohnung, der auch noch die mittlere Wohnung in der Villa gehört, die rechtlichen Voraussetzungen für einen gültigen Mietvertrag bestehen.
Gericht nennt Umnutzung "nicht zulässig"
Nach Ansicht des Richters hätte aber die gesamte Erbengemeinschaft das Synagogen-Projekt im Erdgeschoss genehmigen müssen. Die Eigentümerin der jetzigen Synagogenräumen ging davon aus, dass alles korrekt gelaufen ist, zumal ihr die Stadt den Umbau der Wohnung zur Synagoge genehmigt hatte und auch ihre Anwälte signalisierten, dass sie im Recht sei.
Das sah das Amtsgericht jedoch anders. Es erklärte auch in zweiter Instanz die Umnutzung für «nicht zulässig», so dass die Wohnungsbesitzerin nun keine andere Wahl hatte, als fristlos zu kündigen.
Vorsitzender der Kultusgemeinde ist geschockt
Ester Klaus, die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Erlangen, ist geschockt. Sie weiß nicht recht, wie es weitergehen soll. Die Zukunft der Gemeinde stehe auf dem Spiel, sagt sie. Eine Lösung des Konflikts deutet sich bisher jedenfalls nicht an.
Finanzielle Kompensationen für eine Zustimmung zu einer Vermietung an die jüdische Kultusgemeinde seien ausgeschlagen worden, berichtet Professor Gotthard Jasper, früherer Rektor der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Freundeskreises der jüdischen Gemeinde. Ihn hatte OB Siegfried Balleis (CSU) zu Vermittlung eingeschaltet.
Fieberhafte Suche nach anderen Räumen
Nun hat die Stadtverwaltung den Auftrag des Oberbürgermeisters, intensiv nach neuen Räumen zu suchen. Ester Klaus sagt, der Umzug im Frühjahr habe viel Kraft gekostet. Viele Gemeindemitglieder seien verunsichert. Sie hofft nun, dass die jüdische Gemeinde wenigstens so lange in der Hindenburgstraße bleiben kann, bis sie ein neues Zuhause gefunden hat.