1983: Als die Bergkirchweih um zwei Tage verlängert wurde
5.6.2020, 18:00 UhrAndreas Jakob weiß nicht nur berufsbedingt als Erlanger Stadtarchivar und Buchautor viel über die BergkirchweihEr ist seit seiner Studentenzeit auch privat ein Berg-Fan. So hat er viele Geschichten parat, zum Beispiel hat er im Jahr 1998 zwei Hauptgewinne an einer Losbude gezogen. Gewonnen hatte Jakob zwei Teddybären, "die so groß waren wie meine Kinder damals".
Diese Geschichte aber führt weiter zurück, zu einem ganz besonderen Festjahr. 1983 hatte der damalige Oberbürgermeister Dietmar Hahlweg die Kirchweih um zwei Tage verlängert, weil das Wetter so schlecht war. Andreas Jakob erlebte das als Student hautnah mit. "Ich war mit studentischen Freunden dort."
Es regnete, wie fast an allen Tagen. "Wir saßen unter den tropfenden Bäumen. Einer hatte einen Poncho an und darunter seinen Maßkrug in der Hand." Der Freund verkündete stolz, der Poncho sei wasserdicht. "Kein Tropfen" gehe da durch. "Doch sein Maßkrug ist unter dem Poncho umgekippt. Und tatsächlich: Es kam kein Tropfen nach außen." Der Freund war pitschnass, die anderen zwar auch, aber immerhin nur vom Regen.
"In diesem Jahr hat es immer nur geregnet", sagt Jakob. Die großen Plastikplanen, die Kellner mittlerweile bei schlechtem Wetter verteilen, gab es noch nicht. "Und der richtige Berggänger geht nicht ins Zelt", meint Jakob. Er harrte also mit ein paar wenigen anderen Hartgesottenen unter den Bäumen aus. "Der Kellerweg war weitgehend leer. An den Plätzen konnte man die Leute an einer Hand abzählen. Abends ist auch keine richtige Stimmung entstanden."
Verlängerung per Gerichtsurteil
Um die verregnete Kirchweih noch zu retten, gab es nach dem Abschieds-Montag noch für Donnerstag und Freitag eine Verlängerung. Sogar per Gerichtsurteil. "Es gab eine lange Diskussion, ob die Bergkirchweih wegen der schlechten Besucherzahlen verlängert werden kann", sagt Jakob. Die zwei Tage mehr aber hätten nicht wirklich viel gebracht. "Der Umsatz, der zuvor versäumt wurde, konnte nicht aufgeholt werden."
Der Leiter des Erlanger Stadtarchivs erlebt das in seiner "glücklichen, goldenen Studentenzeit". Zu seiner Zeit gab es noch die Berg-Ferien, eine ganze Pfingstwoche hatten die Studenten hier frei, "um den Berg genauer zu studieren". Andreas Jakob, der 1978 für das Geschichtsstudium nach Erlangen gezogen ist, hat das natürlich sehr pflichtbewusst getan.
"Der Berg damals war unbeschwert", sagt der gebürtige Würzburger. Sicherheitskontrollen an den Eingängen waren nicht nötig, die Atmosphäre sei entspannt gewesen. Man habe sich oft einfach oben auf den Kellern getroffen. "Man ist am Berg nie alleine, als Erlanger kennt man oben auch immer jemanden." Nirgends sei es so leicht, Kontakte zu knüpfen.
"Es ist, wie viele sagen: Professoren, Studenten, Bürger, Handwerker — alle sitzen einträchtig am selben Tisch. Das stimmt!" Sogar Elke Sommer hat Jakob einmal auf der Kirchweih getroffen. "Für meine Tochter habe ich eine Autogrammkarte bekommen. Das war mein Berg-Erlebnis mit einem Filmstar."
Ohne großen Bergschein
Jeden Tag aber ist Andreas Jakob nicht auf den Berg gegangen, auch 1983 nicht. "Ich war ein Freund des Bieres, hatte aber nie die Absicht, den großen Bergschein zu machen und jeden Tag dort zu erscheinen." Außerdem sei das nicht gerade billig, vor allem für einen Studenten.
Mittlerweile ist Andreas Jakob natürlich längst kein Student mehr. 1993 promovierte der anerkannte Historiker, seit 2007 leitet er das Erlanger Stadtarchiv. Seine Liebe zur Bergkirchweih aber, die ist geblieben.
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