22. Februar 1964: Die Stadt ehrt fünf verdiente Bürger

22.2.2014, 07:45 Uhr

Sie gründete die Berufsorganisation der Hausfrauen und organisierte von 1945 bis 1957 die Weihnachtsfeiern, die von der Stadtverwaltung für die Waisenkinder Jahr um Jahr veranstaltet wurden.

In Heilsbronn wurde Anna Barth-Blendinger 1884 als Tochter eines Lehrers und Kantors geboren. Sie besuchte die Hauswirtschaftsschule in Nürnberg und ab 1908 für zwei Jahre das Seminar für Hauswirtschaftslehrerinnen in München, ehe sie der damalige Stadtschulrat Dr. Hedenus nach Erlangen holte, wo sie zunächst sechs Monate einen hauswirtschaftlichen Unterricht gab, um das damalige Gemeindekollegium von der Bedeutung einer hauswirtschaftlichen Fortbildungsschule zu überzeugen. Im Herbst 1911 wurde Frau Barth schließlich als erste Hauswirtschaftslehrerin in Bayern mit Pensionsberechtigung angestellt.

Jahrelange Lehrtätigkeit

Die hauswirtschaftliche Fortbildungsschule mussten alle Erlanger Mädchen für zwei, später für drei Jahre, besuchen, wenn sie die Volksschule verlassen hatten. Der Ausbau der hauswirtschaftlichen Berufsschule wurde Ende der zwanziger Jahre unterbrochen. In den Jahren 1937 bis 1945 erteilte Frau Barth-Blendinger jedoch weiter hauswirtschaftlichen Unterricht in den Erlanger Schulen. Bis 1951 ist sie im Amt geblieben.

Frau Frieda Bergmann begann ihre Öffentlichkeitsarbeit zum Wohle der ganzen Stadt als sie in das Stadtparlament gewählt wurde, dem sie von 1948 bis 1960 angehörte. Der Kampf um die Linderung der Not, um einen gerechten sozialen Ausgleich bestimmte das Gesetz ihres Handelns. Im Alter von 70 Jahren - 1960 - beendete sie ihre Stadtratstätigkeit und kandidierte nicht mehr. Noch heute, im Ruhestand lebend, kümmert sie sich jedoch um die Arbeiterwohlfahrt.

Als Tochter eines Universitätstanzlehrers wurde sie 1890 in Erlangen geboren. Ihre besondere Liebe galt dem Zeichen- und Nähunterricht, mit 15 Jahren wurde sie Putzmacherlehrling. Sie blieb 23 Jahre in ihrem Lehrgeschäft, dann machte sie sich selbstständig. Ihr Putzmachergeschäft führte sie 31 Jahre lang, war also insgesamt 54 Jahre in ihrem erlernten Beruf tätig. 1958 trat sie in den Ruhestand.

Politisches Engagement

Neben ihrem Hauptberuf hat sich Frieda Bergmann von jeher der „Politik der tätigen Hilfe“ verschrieben. Getreu dem Verantwortungsbewusstsein für den einzelnen in der Gemeinschaft hat sie auch in den schweren Jahren deutscher Not gehandelt. Gleich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges tat sie als Rot-Kreuz-Helferin Dienst in Notunterkünften, Luftschutzkellern, Lazaretten und später bei den Flüchtlingstrecks, die die Stadt durchzogen. Auch in der Verwundetenbetreuung hat sie Vorbildliches geleistet.

Stadtrat Oberstudiendirektor a.D. Dr. Oscar Finn, der ebenfalls mit der Bürgermedaille ausgezeichnet wird, ist seit 1949 Mitglied des Stadtparlaments. Er gehörte zunächst zur Fraktion der Parteilosen Wählergruppe, seit 1952 ist er bei der Fraktion der Gesamtdeutschen Partei (GDP/BHE). Besonders hervorgetreten ist Dr. Finn als Sprecher der Heimatvertriebenen. Er war in der Jahren 1948 und 1949 erster Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien und führte 1956 als Kulturreferent der Vereinigten Landsmannschaften die „Mitteldeutschen Kulturtage für den deutschen Osten“ durch.

Wesentlichen Anteil hatte Dr. Finn auch an der Wiederbegründung des Volksbunds für Deutsche Kriegsgräberfürsorge, dessen Erlanger Vorsitzender er durch eine Reihe von Jahren gewesen ist. Auch in hohem Alter gehört seine Schaffenskraft einer großen Zahl von Vereinigungen.

Einsatz für Stromversorgung

Als ein warmherziger Freund und Gönner der Stadt Erlangen hat sich stets Direktor Willy Först erwiesen, der seit mehr als 40 Jahren im Dienst der Überlandwerk Oberfranken AG in Bamberg steht. Er machte sich besonders um die Stromversorgung Erlangens verdient.

Direktor Först war schon bei der Gründung des Unternehmens im Jahre 1920 einer der ersten Mitarbeiter des damaligen Vorstandes und hat wesentlich dazu beigetragen, dass zunächst im Raume Erlangen - Forchheim die widerstrebenden Interessen der Stromverorgungsunternehmen und Genossenschaften durch eine Abgrenzung ihrer Interessensgebiete ausgeglichen wurden. In Erlangen war nach dem Ersten Weltkrieg ähnlich wie in ganz Bayern, der Ruf nach einer ausreichenden Stromversorgung laut geworden. Der Ausbau der Wasserkräfte bei Forchheim führte die beiden Städte Erlangen und Bamberg zusammen, und es gelang, eine vertragslose Lieferung durch das Überlandwerk Oberfranken das ebenfalls am Ausbau der Wasserkräfte interessiert war, abzuschließen.

Pädagoge und Politiker

Ein Mann, der sich um Erlangen sehr verdient gemacht hat, ist auch Studienprofessor a.D. Julius Vogel. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit als Lehrer an der Oberrealschule arbeitete er schon in jungen Jahren aktiv im Genossenschaftswesen mit. Politisch schloss er sich frühzeitig der Deutschen Demokratischen Partei an und wirkte seit 1918 in deren Rahmen auch im politischen Leben der Markgrafenstadt.

Seine politische Lauterkeit wurde auch von seinen Gegnern nicht in Zweifel gezogen. Auch in schweren Jahren stand er treu zur Demokratie und musste in der NS-Diktatur manche Unbill hinnehmen. Nach 1945 stellte er sich trotz seines vorgerückten Alters wieder für politische Aufgaben in der Stadt Erlangen zur Verfügung. Von 1948 bis 1952 war er Mitglied des Stadtrates. Seine politische Erfahrung und seine Personen- und Sachkenntnis kamen der gesamten Bürgerschaft zugute.

Studienprofessor Vogel wurde 1880 als Sohn eines Kaufmanns in Nürnberg geboren. Studienjahre führten ihn nach Erlangen, Leipzig, München, Würzburg und Jena, wo er Deutsch, Geschichte und Geographie studierte, 1910 kam er als Pädagoge nach Erlangen, das ihm nun zur zweiten Heimat wurde, 27 Jahre wirkte er - bis zu seiner Pensionierung 1937 - als Lehrer an der einstigen Realschule und späteren Ohm-Oberrealschule.

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