"Unermüdlicher Einsatz"
30 Jahre Intensivstation für Säuglinge am Uniklinikum Erlangen: Katrin Klein ist seit Beginn dabei
11.10.2023, 15:00 UhrEs war ein bedeutender Meilenstein für die Kinder- und Jugendklinik des Uniklinikums Erlangen: Aus einer allgemeinen Intensivstation für Kinder und Jugendliche in jedem Alter wurde im Oktober 1993 ein spezieller Bereich für Früh- und Neugeborene ausgegliedert. Seitdem versorgt ein interdisziplinäres Behandlungsteam intensivpflichtige Säuglinge rund um die Uhr auf der Station „Neonatologie 1“.
Anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens haben die Mitarbeitenden der Fachabteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin jetzt alle ehemaligen und aktuellen Patientinnen, Patienten und ihre Angehörigen sowie alle Mitarbeitenden zu einem Familiennachmittag eingeladen. Neben Spielen, Speisen und Getränken gibt es einen Rettungswagen des Bayerischen Roten Kreuzes - Kreisverband Erlangen-Höchstadt und historische Medizingeräte zu besichtigen.
"Unermüdlicher Einsatz"
„Wir feiern nicht nur ein Jubiläum, sondern auch den unermüdlichen Einsatz aller Mitarbeitenden, die hier jeden Tag ihr Bestes geben, um unsere kleinsten Patientinnen und Patienten zu versorgen und deren Familien unterstützend zur Seite zu stehen“, betont Prof. Reutter.
Katrin Klein, stellvertretende Stationsleitung der neonatologischen Intensivstation, kam 1993 als Kinderkrankenschwester für die damals neu geschaffene Station in die Erlanger Kinderklinik. In den vergangenen 30 Jahren hat sie nicht nur zahlreiche technische, medizinische und personelle Veränderungen miterlebt, sondern vor allem Tausende kleine Patientinnen, Patienten und deren Familien betreut. „Ich habe von Anfang an gerne hier gearbeitet und tue es nach wie vor. Babys intensiv zu betreuen, sie wachsen zu sehen und im besten Fall weitestgehend gesund nach Hause entlassen zu können, ist einfach schön. Auch die Eltern dabei zu begleiten, wie sie an ihrer neuen Aufgabe wachsen, bereitet mir viel Freude“, berichtet sie. „Ich freue mich jetzt auf den Austausch mit ehemaligen und aktuellen Familien bei unserem Jubiläumsnachmittag und darauf, ihren Weg bei uns gemeinsam noch einmal Revue passieren zu lassen.“
Verbesserte Versorgung und technische Modernisierung: Ab 400 Gramm Gewicht und ab der 24. Schwangerschaftswoche haben Babys heute dank fortschrittlicher Intensivbetreuung echte Überlebenschancen - manchmal sogar schon ab der 23. Schwangerschaftswoche. Doch das war nicht immer so: „Vor 30 Jahren waren Kinder, die überlebten, mindestens bis zur 27. Schwangerschaftswoche im Mutterleib“, erinnert sich Katrin Klein. Heute stehen hochmoderne, leistungsstärkere technische Geräte zur Verfügung und auch die pflegerische Versorgung der Kinder hat sich verändert. „Früher haben wir die Babys grundsätzlich jeden Tag gebadet und alle zwei bis drei Stunden gewickelt. Inzwischen liegt der Fokus viel stärker auf den individuellen Bedürfnissen jedes Kindes, sodass wir seine Entwicklung optimal fördern. Außerdem sorgen wir schon seit einigen Jahren für mehr Ruhephasen für die Neugeborenen. Früher war zum Beispiel das Licht durchgehend an und die Betten waren nicht abgedeckt. Jetzt passiert alles im Halbdunkeln. Das ist ein großer Unterschied zu den 1990er Jahren.“ Heute stehen auf der Station „Neonatologie 1“ 14 Inkubatoren - Brutkästen mit neuester Technik.
Eltern-Kind-Bindung fördern
Das interprofessionelle Team aus Neonatologinnen und Neonatologen, Intensivpflegekräften sowie Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten beobachtet stetig unter anderem den Flüssigkeitshaushalt, die Nierenfunktion sowie das Herz-Kreislauf-System der Kleinen. Vor allem aber brauchen die Neu- und Frühgeborenen Nähe und Körperkontakt: Deshalb sind die Mütter und Väter auf den beiden neonatologischen Stationen der Kinderklinik jederzeit zum „Kuscheln“ eingeladen: Das Känguruhen - wenn der Säugling Haut an Haut auf dem freien Oberkörper von Mama oder Papa liegt - fördert die Entwicklung des Kindes, die Eltern-Kind-Bindung und hilft allen durch die oft schwere Zeit.
Chance auf ein gesundes Leben: Nicht zuletzt spielen außerdem innovative Medikamente eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Versorgung Früh- und Neugeborener. „Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in der wir den ersten Kindern Surfactant, eine Substanz zur Auskleidung der Lungenbläschen, als Medikament verabreichen konnten“, berichtet Katrin Klein. Denn Frühgeborene können aufgrund ihres Surfactantmangels weder selbst atmen noch beatmet werden. „Wenn man diesen Kindern dann plötzlich zu einer Sauerstoffsättigung von 100 Prozent verhelfen kann, ist das wirklich im positiven Sinne einschneidend.“
Auf die Highlights der vergangenen 30 Jahre auf der neonatologischen Intensivstation blickend fügt Katrin Klein noch hinzu: „Am schönsten ist es, wenn Kinder ein bis zwei oder auch zehn Jahre später noch einmal zu Besuch kommen. Manche haben bei ihrer Geburt nicht einmal ein Kilo gewogen; um einige mussten wir sehr kämpfen. Dann zu sehen, wie gut sich die Kleinen im Laufe der Zeit entwickeln, weil wir es geschafft haben, sie aufzupäppeln, ist toll. Da wird uns jedes Mal aufs Neue vor Augen geführt, wofür wir diese Arbeit machen.“
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