Arbeitserleichterung
Am Uniklinikum Erlangen stellt ein Computer die Medikamente zusammen
19.10.2023, 06:00 UhrFür noch mehr Sicherheit in der Arzneimitteltherapie hat die Apotheke des Uniklinikums Erlangen jetzt das "Unit-Dose-Konzept" installiert, ein vollautomatisches Verpackungs- und Abgabesystem in der stationären Medikamentenversorgung. Mit der Einführung dieser Technologie schließt man als erste der sechs bayerischen Unikliniken die letzte Lücke im in sich geschlossenen digitalen Medikationsprozess für den stationären Bereich.
Der Prozess besteht aus insgesamt vier Schritten, wie die Uniklinik in einer Mitteilung beschreibt. „Auf Schritt eins - die elektronische ärztliche Verordnung eines Medikaments - folgt als zweiter Schritt dessen pharmazeutische Plausibilitätsprüfung etwa zu gegebenenfalls notwendigen Dosisanpassungen sowie zu eventuellen Wechselwirkungen oder Doppelverordnungen“, erläutert Prof. Dr. Frank Dörje, Chefapotheker an der Klinik.
Den dritten Schritt übernehmen künftig die beiden neuen Unit-Dose-Automaten: Aus ihren Ausgabeschächten kommen in Form eines handlichen Blisterschlauchs Kapseln, Tabletten und Dragees - unverwechselbar verpackt und etikettiert. Neben der verbesserten Arzneimitteltherapiesicherheit für Patienten entlastet die neue digital gesteuerte automatisierte Medikamentenlogistik zusätzlich das Pflegepersonal auf den Stationen und übernimmt dessen aufwendige Arbeit, die Medikamente täglich von Hand zu stellen.
„Im vierten und letzten Schritt händigen die Pflegefachkräfte die einzeln verpackten Medikamente an die Patientinnen und Patienten aus und dokumentieren dies elektronisch“, sagt Dörje.
Individuelle Versorgung für 2000 Betten
Nach dem Startbefehl am PC beginnt es im Inneren des etwa zwei Meter hohen weißen Automaten, in dem bis zu 320 verschiedene Standardmedikamente Platz finden, zu rattern. Wenige Augenblicke später gleitet aus dem Ausgabespalt der individuell bedruckte Blisterschlauch für „Testpatientin Andrea“ auf der Station B3-1 im Chirurgischen Zentrum: zwei weiße Tabletten und eine gelbe Kapsel sind jeweils separat in durchsichtigen Tüten verschweißt. Ein Barcode ergänzt das Datum und die Uhrzeit der Einnahme des Medikaments.
Zusätzlich lassen sich über einen QR-Code alle Informationen des Beipackzettels für die Arznei abrufen. „Die beiden neuen Unit-Dose-Automaten bieten Raum für jeweils Zehntausende einzelner Tabletten oder Kapseln“, berichtet Dr. Tobias Borst, der in der Apotheke des Uniklinikums die Installation der neuen Technologie leitet. „Ein Unit-Dose-Automat gibt etwa 60 Tüten pro Minute als Blisterschlauch aus. Insgesamt können wir mit den beiden Automaten etwa 2000 Patienten täglich mit Arzneimitteln versorgen.“
Apotheker überprüfen die Verpackung
Vor der Ausgabe an die Stationen überprüfen Apothekerinnen und Apotheker mit einem optischen Kontrollgerät, ob alle Kapseln und Tabletten von den Automaten korrekt und unversehrt verpackt wurden. Eventuelle Fehler können manuell korrigiert werden.
Um Platz für das neue System zu gewinnen, investierte das Uniklinikum in eine umfangreiche Baumaßnahme im laufenden Betrieb. „Um einen zusätzlichen Reinraum für die Aufstellung der beiden Automaten zu schaffen, wurde ein Areal im Erdgeschoss der Apotheke schrittweise geräumt und komplett umgebaut. Jetzt ermöglicht eine große Fensterfront den direkten Blick in den 60 Quadratmeter großen Reinraum und auf die Arbeitsplätze rund um das Unit-Dose-System", sagt Chefapotheker Dörje.
Mitte Oktober startet die Pilotphase des neu installierten Systems auf gleich zwei Stationen in der Chirurgischen Klinik und anschließend auf einer weiteren Station in der Medizinischen Klinik 5 - Hämatologie und Internistische Onkologie. Insgesamt werden somit 90 Betten versorgt. Ab Sommer 2024 soll das Verfahren dann schrittweise auf alle Normalstationen mit 1300 Betten ausgeweitet werden.
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