Asylsuche bewegt Eckentaler

3.12.2014, 15:11 Uhr
Asylsuche bewegt Eckentaler

© Isabel Krieger

In dem leerstehenden Gebäude sollen frühestens ab Januar 50 Menschen unterkommen. Die frühere Gaststätte muss erst umgebaut werden. Zudem sagte Tritthart, habe man in dieser Woche den Vertrag für die Klingenstraße 41 in Eschenau, wo 39 Flüchtlinge nach Umbaumaßnahmen einziehen sollen, unterzeichnet zurückbekommen. Tritthart warb um Verständnis, dass die Information zu den Unterkünften erst so spät die Bevölkerung erreiche. Man habe verhindern wollen, dass Druck auf Anbieter ausgeübt werde, sagte Tritthart. Alles in allem sei es nicht nur eine „rechtliche, sondern auch eine moralische“ Verpflichtung für den Landkreis, die Flüchtlinge außerhalb der zentralen Aufnahmeeinrichtungen in Zirndorf unterzubringen, betonte der Landrat.

Wie groß das Interesse an dem Thema ist, zeigte die Zahl der Zuhörer in der Eckentaler Mehrzweckhalle. Gut 250 Menschen waren gekommen, um sich von Bürgermeisterin Ilse Dölle, dem Landrat, Sachgebietsleiterin Annemarie Müller vom Landratsamt und dem Chef der Polizeiinspektion Erlangen-Land, Bernd Pakusch, Informationen aus erster Hand zu holen. Ilse Dölle betonte, man wolle eine „Willkommenskultur“ für die Menschen aufbauen und verwies darauf, dass die Zahl der zu erwartenden Asylbewerber für Eckental gerade mal ein Prozent der Bevölkerung ausmacht. „Ich bitte darum, die Menschen freundlich aufzunehmen“.

Landrat Tritthart nannte die aktuellen Zahlen für den Landkreis. Derzeit hat Erlangen-Höchstadt 430 Asylbewerber aufgenommen. Der Landrat rechnet damit, dass in den kommenden Monaten weitere 40 Asylbewerber pro Monat in den Landkreis kommen und untergebracht werden müssen. 80 leben derzeit in einer zentralen Unterkunft in Höchstadt. 140 wurden in einer Notunterkunft in Herzogenaurach, wo die Turnhalle der örtlichen Berufsschule geräumt wurde, untergebracht. 200 weitere Menschen sind auf dezentrale Standorte, in Privatunterkünfte, Wohnungen und Hotels im Landkreis verteilt.

Viele bleiben länger

„Ich denke, wir haben eine gerechte Verteilung“, sagte Tritthart. Leider reiche die Zahl der Unterbringungsmöglichkeiten bei weitem nicht aus, zumal viele der Flüchtlinge vermutlich länger bleiben würden. Als Aufgabe für den Landkreis werde sich im kommenden Jahr der noch zu erwartende Zustrom an jungen unbegleiteten Flüchtlingen erweisen, die eine andere Betreuung bräuchten als Erwachsene, sagte Tritthart. „Das wird eine richtig große Herausforderung“. Leider könne er nicht sagen, welche Flüchtlinge nach Eckental kämen. „Es kommt ein Bus und wir wissen nicht, wer drin sitzt“.

Bernd Pakusch betonte seitens der Polizei, mit den bisher im Landkreis lebenden Asylsuchenden gebe es nicht mehr Probleme als mit Deutschen. „Wir haben bisher keinen einzigen Vorgang im Zusammenhang mit der Flüchtlingsthematik“. Wenn es Auseinandersetzungen gebe, seien diese meist familiär bedingt oder es handle sich um Konflikte zwischen Bewohnern von Unterkünften. „Es ist nicht anders und nicht mehr als in deutschen Wohnsiedlungen auch“, sagte Pakusch. Die Nachbarschaft, betonte Pakusch, sei bei Konflikten „in der Regel nie betroffen“. Der Polizeichef verwies auf die 1990er Jahre, als im Landkreis und auch in Eckental schon einmal Flüchtlinge untergebracht waren. Er sieht einen gravierenden Unterschied zu damals. Heute würden sich überall Unterstützerkreise bilden. „Wir haben eine viel bessere Situation“.

Auch in Eckental ist einiges in Bewegung. Am 15. Januar will sich im Gasthaus Rotes Ross die Flüchtlingsinitiative FLEck. e. V. gründen, die Flüchtlinge beraten und betreuen will. Pfarrer Martin Irmer und Pastor Henning Hoffmann von der Landeskirchlichen Gemeinschaft stellten das Konzept vor und baten um Unterstützung. So sucht die Initiative Alltagsbegleiter, Hausaufgabenbetreuer und vieles mehr, um die Flüchtlinge gut zu integrieren. Am Stand der Initiative informierten sich etliche Bürger nach der Veranstaltung über die Ziele.

Die Info-Veranstaltung lief allen im allem ruhig und konstruktiv. Sorgen äußerten Anwohner der künftigen Flüchtlingsunterkunft in der Klingenstraße. „Wir bitten Sie, haben Sie uns im Blick“, sagte ein Anwohner. Ihm bot Polizeichef Pakusch an, Kontakt mit dem mit Asyl befassten Kollegen aufzunehmen. Bürgermeisterin Ilse Dölle betonte, sie sehe die Herausforderung und werde sich selbst um ein gutes Miteinander in der Klingenstraße bemühen. Zudem sei die neue gegründete Flüchtlingsinitiative nicht nur für die Flüchtlinge, sondern auch für die Anwohner da.

Dass auch bei den Anwohnern des Forther Diakonieheimes bereits manche bangen, wurde ebenfalls ersichtlich. Wie es dort mit den Verhandlungen mit der Regierung von Mittelfranken für eine Flüchtlingsunterkunft weitergehen wird, dazu nahm der Vorstand des Diakonievereins an diesem Abend keine Stellung.

„Es sind Menschen“

Die Verantwortlichen appellierten an die Eckentaler, den Flüchtlingen und Asylsuchenden offen zu begegnen. „Denken Sie daran, es kommen Menschen wie Sie“, sagte Landrat Tritthart. Einen guten Beweis, wie das Miteinander laufen kann, lieferte Else Preu-Merkel an diesem Abend. Die Eckentalerin betreut die Flüchtlingsfamilie, die in Forth untergekommen ist. In warmen Worten schilderte Preu-Merkel, wie sich aus der Betreuung eine persönliche Freundschaft entwickelt hat. Dass dabei nicht alles leicht ist, Behördengänge, Arztbesuche und Jobsuche nicht nur der Familie sondern auch ihrer Betreuerin manch schwierigen Tag in den letzten Monaten bescherten, verschwieg die alte Dame nicht. Als Kriegskind, das 70 Jahre in Frieden gelebt habe, empfinde sie es als Privileg, diese Menschen unterstützen zu können. „Ich finde es einfach ganz gut, wenn man mit anpackt und hilft“.

Das Landratsamt hat eine Broschüre zum Thema Asyl aufgelegt. Zudem gibt es eine Asyltelefonhotline. Alle Infos dazu unter www. erlangen-höchstadt.de Informationen liefert auch die Homepage des Marktes Eckental. Die Eckentaler Flüchtlingsinitiative ist unter www.fleck-ev.de zu finden.

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