"Der Berg ruht"

Bergkirchweih fällt aus: Das ist das Ersatzprogramm ab heute

Christoph Benesch

Erlangen

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20.5.2021, 15:30 Uhr
Bergkirchweih fürs Wohnzimmer: Ulf Thaler, Sonja Tonn und Thomas Wullschläger (v.li.).

© Harald Sippel, NN Bergkirchweih fürs Wohnzimmer: Ulf Thaler, Sonja Tonn und Thomas Wullschläger (v.li.).

Sogar der Oberbürgermeister hat zugesagt: Am Donnerstagabend um kurz nach 18 Uhr wird Florian Janik vor den Augen zahlreicher Erlangerinnen und Erlanger das erste Fass Steinbach-Festbier anzapfen - doch nicht etwa auf dem Bergkirchweihgelände wie gewohnt, sondern im Innenhof des Stadtmuseums.

Damit trotz der Pandemie und der vor Monaten abgesagten Bergkirchweih möglichst viele Menschen dabei sein können, kann man nun zu Hause mitzählen, wie viele Schläge Janik brauchen wird, bis der Gerstensaft spritzt: "Der Berg ruht", heißt die Plattform, ins Leben gerufen vom bekannten Liedermacherduo Wulli und Sonja und ihrem Marketer Ulf Thaler, die nun das ambitionierte Ziel haben, "das besondere Berggefühl so gut wie möglich raus zu den traurigen Menschen zu transportieren", wie Sonja Tonn sagt.

"Das ganze Drumherum"

Sicher, um sich wirklich wie auf der Bergkirchweih zu fühlen, dafür braucht es mehr. Oder wie Thomas Wullschläger sagt, "halt das ganze Drumherum": Fahrgeschäfte, der Duft nach gebrannten Mandeln, die Keller-Atmosphäre. Dort, wo man aber ansetzen kann, haben die Drei angesetzt. "Der Berg", sagt Wullschläger, "das sind vor allem die vielen Gesichter."

27 bekannte Berg-Gesichter haben sie nun eingeladen, um an zwei besonderen Tagen - am Anstich-Donnerstag und am Montag der traditionellen Bierfass-Beerdigung - digital ein wenig Bergkirchweih zu feiern. Denn, so das Motto: "Der Berg ruht - wir aber nicht!" Damit das auch so ist, spielen natürlich Wulli und Sonja ihre Songs, aber auch Klaus-Karl Kraus, Chiefoke, die Moskitos oder Overdrive haben zugesagt und, wie Sonja Tonn verspricht: "Einfach unglaublich viel Bock drauf, da was Großes auf die Beine zu stellen."

Online statt vor 2000 Feiernden

Das auch, wie Ulf Thaler, der mit seiner Agentur "KauriSpirit" die technische Umsetzung ermöglicht, um den Künstlern in dieser schwierigen Zeit zu helfen, ihnen eine Plattform zu bieten, "ein Lebenszeichen von sich zu geben", so Thaler. Nicht alle waren gleich begeistert, das geben die Drei zu, "manche haben wir locken müssen - weil hier oben auf einer der Kellerbühnen zu stehen und vor 2000 Feiernden zu singen natürlich etwas anderes ist, als ohne Publikum digital Stimmung zu machen", so Wullschläger. Manche hätten da zunächst Bedenken gehabt, ob ihnen das gelingt - also wird "Der Berg ruht" auch ein kleines Künstler-Experiment.

Ergänzt wird das Angebot auf der Website mit einem Berg-Quiz mit attraktiven Preisen wie einem Jahresabonnement der Erlanger Nachrichten, einem Songvoting, bei dem Besucher sich sechs Songs wünschen können, die dann am 31. Mai bei der zweiten Konzert-Liveübertragung aus dem Stadtmuseum gespielt werden sowie einer Fotocollage, die den Künstlern wie den Menschen zu Hause helfen soll, die Distanz zu überbrücken: Eingesandte Fotos erscheinen Sekunden später dann auf einer digitalen Leinwand auf der Bühne. "So kann man doch irgendwie noch näher dabei sein", sagt Ulf Thaler.

Neue Songs vom Berg

Wulli und Sonja indessen versprechen auch Überraschungen wie zwei bisher noch nicht erschienene neue Songs rund um die Bergkirchweih, einen jungen, überaus talentierten Musiker aus der Nähe von Weißenburg sowie einen Auftritt des "Crazy Fiddler" Christian Herzberger, der, entdeckt einst auf der offenen Bühne im Strohalm in der Erlanger Hauptstraße, schon mit Uwe Ochsenknecht oder den Söhnen Mannheims auftrat.

"Wichtig ist, dass man bei aller Vorfreude auf den virtuellen Berg keine Gartenpartys schmeißt, sondern sich an die Corona-Maßnahmen hält", sagt Ulf Thaler. Die echte Bergkirchweih, die gibt es dann ja schließlich 2022 wieder - hoffentlich.

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