Wirtschaft
Blankes Entsetzen bei Erlanger Wirtschaft: Fährt die Stadt die Innenstadt an die Wand?
13.2.2023, 10:05 UhrIn einer gemeinsamen Stellungnahme sprechen IHK-Gremium Erlangen, Einzelhandelsverband und Kreishandwerkerschaft Klartext. Hintergrund: Mehrere Entscheidungen der Stadt Erlangen zum Thema Mobilität und Erreichbarkeit des Stadtzentrums. "Es herrscht blankes Entsetzen im Handel über dieses Verhalten der Verwaltung und die Entwicklung der Erreichbarkeit im Zentrum", fasst Thomas Bühler, Vorsitzender Einzelhandelsverband Erlangen, die Stimmungslage der Erlanger Wirtschaft zusammen.
Schließung Parkhaus Innenstadt
Kritisiert wird unter anderem die Schließung des Parkhauses Innenstadt auf dem Großparkplatz. Die Verwaltung habe hier ohne Abstimmung und Koordination mit den Betroffenen gehandelt. Mit Ersatz, so die Befürchtung, sei mangels Planungskapazitäten in der Verwaltung sowie fehlender politischer Beschlüsse im Stadtrat, wohl in den nächsten Jahren nicht zu rechnen.
Stattdessen werden jetzt kurzfristig 130.000 Euro in die Hand genommen, um das gesperrte Parkhaus zutrittssicher mit Bretterwänden zu verschließen, während man sich von Seiten der Stadt neun Monate Zeit ließ, um ein kooperatives Projekt zur Wiederbelebung und Attraktivitätssteigerung der Innenstadt auf die Beine zu stellen, das nur die Hälfe dieses Betrag kostete.
"Das Vorgehen im Rathaus der Stadt Erlangen führt dazu, dass sich die Innenstadt nicht mehr zu einem Standortvorteil sondern zu einem Standortnachteil verkehrt, mit den mittlerweile nicht mehr zu verkennenden fatalen Auswirkungen", sagt dazu Carsten Dörfler, Vorstand im IHK-Gremium Erlangen.
Bargeldloses Parken in Erlangen
Überrascht worden sei man ebenso von der unabgestimmten Neuvergabe des Handyparkens in Erlangen. Zur Erinnerung: Der bisherige Anbieter PayByPhone, ein Erlanger StartUp und Marktführer auf diesem Gebiet, auf dessen System auch die umliegenden Städte in der Metropolregion setzen, erhielt nicht den Zuschlag für einen flächendeckenden Einsatz in Erlangen, für den sich zurvor IHK-Gremium, Citymanagement und Wirtschaftsförderung eingesetzt hatten.
"Ohne Beachtung all dieser Aspekte und ohne Einbindung der in dem Thema zuvor engagierten, an einer wirtschaftlichen Weiterentwicklung interessierten Akteure, wurde nun durch die Verwaltung ein Vertrag mit einem neuen und in der Region gänzlich unbekannten Anbieter geschlossen", heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme der Erlanger Wirtschaft.
"Wir sind als Vertreter der Erlanger Wirtschaft nachhaltig enttäuscht darüber, dass unsere ausgestreckte Hand und unser seit langem eingebrachter andauernder Einsatz für ein gemeinsames Vorankommen zum Wohle der Stadt Erlangen derart missachtet wird", so Johannes Hoffmann, Vorsitzender des IHK-Gremiums Erlangen.
Ende des Parkleitsystems in Erlangen
Auf völliges Unverständnis fällt bei den Erlanger Wirtschaftsverbänden darüber hinaus das Ende des 2007 eingeführten Parkleitsystems, das eigentlich dazu dienen sollte, freie Parkhauskapazitäten ohne belastenden Parksuchverkehr direkt anzusteuern. Das hätten Erlanger Wirtschaftsvertreter gerne im Rahmen des Konzepts "Smart City" weiterentwickelt.
Doch sei nicht nur das Projekt "Smart City" von Seiten der Stadt Erlangen nicht fortgeführt worden. Mit dem Abbau des Parkleitsystems werde in Erlangen auch die Digitalisierung insgesamt zurückgedreht. "Statt einer smarten Ausgestaltung und Lenkung der Individualmobilität im Zentrum werden wieder starre Beschilderungen aufgestellt...zum Verdruss der Innenstadtbesucher, zum Leidwesen der Umwelt, als Belastung für die Anwohner und Betriebe."
Diskussion Zollhausplatz
Stichwort Zollhausplatz: Nicht nur die Anwohner, sondern auch die umliegenden Betriebe rund um den Zollhausplatz seien jüngst von der Stadtverwaltung "mit politisch motivierten Planungen in eine ablehnende Haltung getrieben" worden. Zwar begrüßen alle Beteiligten die Umgestaltung des Zollhausplatzes zu einem Klimaplatz. Der Wegfall einer Mehrzahl an Parkplätzen sorgt aber für Unverständnis und Verärgerung.
Markus Protze, Vorsitzender der Kreishandwerkerschaft, zusammenfassend: "Das Vertrauen in die Zusammenarbeit mit der Stadt, welche das beiderseitige Ziel verfolgen sollte, uns als Stadtgesellschaft gemeinschaftlich weiterzubringen, geht mit solchen Entscheidungen zunehmend verloren. Für Handwerksbetriebe wird es zukünftig zur Herausforderung, Kunden und Standorte in der Innenstadt noch bedienen zu können."
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