Blinde Erlangerin liebt Bücher und Sport

15.8.2015, 19:00 Uhr
Blinde Erlangerin liebt Bücher und Sport

© Klaus-Dieter Schreiter

„Bücher waren schon immer meine große Leidenschaft. Denn sie bieten eine Menge mehr als nur flüchtige Zerstreuung“, sagt Daniela Preiß.

Die beiden Sätze sind nicht nur so dahin gesagt. Bücher bestimmen zum großen Teil das Leben von Daniela Preiß. Als Mädchen hat sie mit zehn Jahren Kurzgeschichten geschrieben und Gedichte. Nach ihrem Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Erlangen hat sie Buchwissenschaften studiert. Jetzt sitzt sie gerade an ihrer Doktorarbeit. Einen Roman hat sie inzwischen veröffentlicht, sie lektoriert Bücher, verfasst Biografien und bietet Seminare an (das nächste in Nürnberg am 29. August), in denen sie lehrt, wie man auch selbst Biografien verfassen kann.

Das alles ist allein schon bemerkenswert, besonders wird es aber, wenn man Daniela Preiß persönlich trifft: Daniela Preiß ist blind, seit 29 Jahren, seit ihrer Geburt. Sie liest Bücher in Brailleschrift, und mit einem Computer, der jeden Buchstaben, den sie tippt, auch ansagt, verfasst sie ihre Texte.

„Bücher können eine gute Hilfe sein, wenn man noch einmal auf persönliche Krisen und Konflikte zurückschauen will“, schreibt Preiß auf ihrer Internetseite, auf der sie andere ermutigen will, eine Biografie zu schreiben oder eine Biografie von ihr verfassen zu lassen.

Sie selbst — die Frau der Bücher, die Frau, die professionell Biografien schreibt — scheint mit ihrer persönlichen Herausforderung, mit dem Blindsein, gut zurechtzukommen.

Bücher sind ihre große Leidenschaft, Sport ist ihr aber ähnlich wichtig. Nach London ist sie schon geflogen, um Tennis in Wimbledon anzuschauen oder genauer: um es anzuhören. „Ich bekomme die Atmosphäre mit“, sagt Preiß. Und sie hört am Klang des Balles, wie er geschlagen worden ist. Ob es ein Cross ist oder ob der Ball die Linie entlang fliegt. So kann sie sich das Spiel vorstellen, quasi durch das Hören sehen, was auf dem Court passiert.

Preiß würde auch selbst gern mehr Sport machen. Blindentennis zum Beispiel. Aber das ist in Deutschland noch nicht etabliert. Oder klettern in der Kletterhalle — zusammen mit einer Gruppe. Aber dazu benötigt sie eine Begleitperson, oder sie muss extra einen Einzelbetreuer engagieren. „Es geht halt manchmal nicht, dass mich jemand begleitet“. Und ein Einzelbetreuer ist finanziell aufwendig.

Die Einschränkung setzt dann eher die Umwelt, die Gesellschaft, als das Blindsein. „Das ist schon ärgerlich“, sagt Daniela Preiß. Um dann gleich zu betonen, dass sie sich nicht beschweren möchte. Schimpfen oder klagen, das ist ihr fremd. Daniela Preiß hat ihr Blindsein akzeptiert.

Sie erzählt dann auch gleich ein Beispiel, das zeigt, wie es gut laufen kann. Im Erlanger Röthelheimbad etwa: Da darf sie alleine rein. „Mehr noch“, sagt Preiß, „das Röthelheimbad ist sogar behindertengerecht gestaltet mit Leitlinien am Boden und Beschriftung in Braille.“

Manchmal gelingt es ihr, ihre beiden Leidenschaften, das Schreiben und den Sport, zusammenzubringen: Sie hat ein Buch über einen stark sehbehinderten Läufer, über Harald Lange geschrieben. Sie beschreibt Lange, wie er an einem knallharten Hindernislauf teilnimmt, an der BraveheartBattle.

Tauchen musste Lange, der kaum etwas sieht, unter Stromzäunen durchkriechen und über Feuerstellen springen. Lange hat es geschafft, er hat den Braveheart überstanden, er hat das Ziel erreicht. „Willensstark“ heißt das Buch.

Daniela Preiß bewundert seinen Mut. „Wenn er hinfällt, steht er wieder auf“, sagt sie. Preiß hält Lange für ein gutes Vorbild: „Weil er besonders Behinderten zeigt, dass sie mehr erreichen können, als sie jetzt vielleicht noch denken. Sie müssen nur an ihr Potenzial glauben“.

Eigentlich genau wie Daniela Preiß. Sie steht auch immer wieder auf und geht ihren Weg.

 

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