Polizei ermittelt
Bluttat in Mittelfranken: 17-Jähriger tötet Schwester und verletzt Mutter schwer
6.1.2023, 16:07 UhrAm Freitagmorgen gegen 8.40 Uhr ging ein Notruf bei der Polizei ein - wer diesen abgesetzt hat, war zunächst unklar: Während eines Streits soll ein 17-Jähriger in Weisendorf, ein 6800-Seelen-Ort rund 35 Kilometer nordwestlich von Nürnberg, seine jugendliche Schwester und seine Mutter mit einem spitzen, scharfen Gegenstand angegriffen haben. Wie Sprecher der Polizei Mittelfranken Tobias Huthmacher erklärt, handelte es sich dabei vermutlich um ein Messer. Die Tat hatte sich einer Doppelhaushälfte in einem Wohngebiet abgespielt.
Die 14-jährige Schwester des Jugendlichen erlitt so schwere Verletzungen, dass sie noch vor Ort verstarb. Die 41 Jahre alte Mutter kam laut Polizei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Es besteht nach Polizeiangaben keine Lebensgefahr.
17-Jähriger festgenommen
Polizeibeamte konnten den Tatverdächtigen noch "in Tatortnähe" festnehmen. Nähere Angaben zu den Hintergründen des Streits machte der Sprecher zunächst nicht. "Der genaue Tatablauf ist Gegenstand der Ermittlungen", so Huthmacher. Die Kriminalpolizei Erlangen ist vor Ort und hat die Ermittlungen übernommen.
Erstaunlich ist, dass kaum jemand etwas von dem Drama am Rande des Dorfes mitbekommen hat. Nur die unmittelbaren Nachbarn bemerkten wohl, dass sich Schreckliches zugetragen haben muss. "Ich wollte gerade einen Ausflug unternehmen, da fiel mir auf, dass vor dem Haus, wo die Tat stattgefunden hat, ein mächtiger Aufruhr herrschte. Die Nachbarn waren ganz aufgelöst", erzählt eine Frau, die in derselben Straße wohnt.
Polizisten seien zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor Ort gewesen. Kaum waren die Beamtinnen und Beamten der nahe gelegenen Dienststellen eingetroffen, riegelten sie das Umfeld des Haues ab.
Immer mehr Anwohner wollten dann an diesem Morgen des Dreikönigtages mit dem Auto wegfahren, mussten wegen der Absperrung aber darauf verzichten. Erst dadurch erfuhren sie, welche Tragödie sich ereignet hatte.
Anwohner sind erschüttert
Eine Rentnerin, die in der Siedlung wohnt, zeigte sich sichtlich erschüttert: "In den Brennpunkten der Großstädte kommen solche Gewalttaten leider immer wieder vor. Aber in einem solch beschaulichen Ort wie Weisendorf, wo man am Morgen eines Feiertags fast nur das Zwitschern der Vögel hört, rechnet keiner damit."
In dem Areal mit Ein- und Zweifamilienhäusern leben die meisten Bewohner für sich. Einige kannten die Familie vom Sehen oder vom Straßenfest, das jedes Jahr veranstaltet wird. "Ein näherer Kontakt herrschte jedoch nicht", so eine 42-jährige Erzieherin. Ein Angestellter, der einige Häuser weiter wohnt, hat gehört, dass die schwerverletzte Mutter und der Vater getrennt leben sollen. Danach habe der 17-Jährige, der wegen der Tötung dringend verdächtigt wird, mittlerweile beim Vater gelebt. "Sicher bin ich mir da freilich nicht", fügt er hinzu.
Aus Betroffenheit über die Tat haben Bekannte der Opfer eine brennende Kerze an der Absperrung nahe des Tatorts aufgestellt. Die direkten Nachbarn, die offensichtlich als erstes registriert hatten, dass Schlimmes passiert war, wollten sich hierzu nicht weiter äußern. Sie schüttelten auf Nachfragen unseres Medienhauses lediglich stumm die Köpfe und verschwanden sofort wieder in ihrem Haus.
Hier finden Sie alle Informationen zu diesem Fall im Überblick:
- Etwas mehr als 24 Stunden nach der Bluttat in der mittelfränkischen Kleinstadt Weisendorf steht der kleine Ort unter Schock. Warum attackierte der 17-Jährige am Dreikönigstag mutmaßlich seine Mutter und verletzte seine Schwester tödlich?
- Bei einer Andacht nehmen zahlreiche Weisendorfer Anteil am Schicksal des 14-jährigen Mädchens. Die Pfarrerin spricht über "das große Warum", das die trauernden Menschen nun alle umtreibt.
- Es gibt ein erstes Ergebnis der Obduktion. Die Staatsanwaltschaft äußert sich auch, wie es mit dem mutmaßlichen Täter, dem 17-jährigen Bruder, weitergeht.
- Auch vier Tage nach dem Vorfall ist in Weisendorf und Umgebung nichts, wie es vorher war. An der Schule des Mädchens wird ein Raum eingerichtet, in dem die Mitschüler trauern können.
- Schock, Trauer und Wut: Nach der Bluttat in Weisendorf ist in der Schule des Opfers Krisenintervention angesagt. Dabei helfen Schulpsychologen mit einer Zusatzausbildung für den Notfall.
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