Bubenreuth: Fußgängerbrücke nicht barrierefrei
13.7.2016, 06:00 UhrIn der Bürgerversammlung im Juni hatte die Brücke, die offensichtlich ohne Vorwarnung gebaut worden war, bereits für Wellen der Empörung gesorgt. Jetzt haben die Wellen Berlin und München erreicht. So erklärt die Landtagsabgeordnete Alexandra Hiersemann, dass die Bahn eine „Nacht- und Nebelaktion“ durchgeführt habe, „diese erfolgte offenbar im vollen Bewusstsein der extremen Behinderungen für die Menschen in Bubenreuth.“
Die Brücke wurde Anfang Mai errichtet und sorgt seither für Unruhe in Bubenreuth. Knapp 100 Stufen sind zu laufen, wenn jemand vom Bahnhof Bubenreuth in Richtung Bamberg fahren will. In Richtung Nürnberg können Kinderwagen, Rollator-Benutzer oder Rollstuhlfahrer relativ problemlos mit der S-Bahn mitfahren. Richtung Bamberg nicht.
Martina-Stamm-Fibich hat deshalb an Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Bahn geschrieben. Mit der Antwort ist die SPD-Bundestagsabgeordnete nicht zufrieden. Denn Josel hatte die Fußgängerbrücke, die bis Herbst 2017 stehen bleiben soll, als „unumgänglich“ bezeichnet.
Die Deutsche Bahn baut zurzeit die ICE-Strecke von Nürnberg nach Ebensfeld (Landkreis Lichtenfeld). Dazu müssen die vorhandenen Gleise von zwei auf vier erweitert werden. Die beiden äußeren Gleise werden für den ICE mit Tempo 230 gebaut, die beiden inneren Gleise werden für die S-Bahn gebaut.
Aus Sicht der Bahn ist es deshalb notwendig in Bubenreuth zwei „provisorische Gleise und Bahnsteige zu errichten“, weil die bisherigen Gleise wegen des Neubaus außer Betrieb genommen werden müssen. Während dieser Bauphase werde auch ein neuer „barrierefreier“ Mittelbahnsteig gebaut, der über einen Aufzug erreicht werden kann.
Diese Auskunft der Bahn ist für Martina Stamm-Fibich „unbefriedigend“, denn die „Errichtung der provisorischen Brücke diskriminiert also einen Teil der Bevölkerung“. Die Brücke mache es nämlich unmöglich, dass gehbehinderte Menschen, Radfahrer oder Eltern mit Kinderwägen ohne fremde Hilfe von der einen Seite auf die andere zu kommen.
Deshalb wollen die SPD-Bundestagsabgeordnete und Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bildungs- und Forschungsministerium am Freitag, 22. Juli, am Bahnhof in Bubenreuth sich von Betroffenen die Situation schildern lassen und dann nach Lösungen suchen.
Alexandra Hiersemann will bei diesem Treffen auch dabei sein. Die SPD-Landtagsabgeordnete kann nämlich nicht verstehen, dass die Bahn argumentiert, bei einem Reiseaufkommen von weniger als 1000 Passagieren sei Barrierefreiheit nicht erforderlich und barrierefreie Bahnhöfe innerhalb eines Radius von 50 Kilometern ausreichend seien.
Diese Argumentation würde bedeuten, dass ein Betroffener mit dem Zug in Richtung Bamberg zum nächsten barrierefreien Bahnhof fahren müsste, dort wieder in eine S-Bahn Richtung Nürnberg einsteigen müsste, um dann endlich in Bubenreuth aussteigen zu können.
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