Comic-Salon: Manga ist mehr als große Augen machen
26.5.2016, 10:08 UhrSon Goku rettete die Comicbranche. Zumindest hatte der Held der Serie "Dragon Ball" damals seinen Anteil daran. Denn Manga boomen in Deutschland. Seit Jahren. Und immer noch. Längst gehören die japanischen Comics zum festen Bestandteil der Kultur. Doch bis heute gibt es Vorbehalte bei manchen Lesern. Warum Manga mehr als zu große Augen und zu kleine Höschen sind.
Ein Kampf gegen Riesen: In einer mittelalterlichen Welt stürzen sich Soldaten mittels 3D-Manöver-Appart in die Schlacht mit Titanen. Martialisch? Bis zum Gehtnichtmehr. Doch die Geschichte von "Attack On Titan" besteht nicht nur aus Kampforgien – sondern auch aus feiner Charakterzeichnung und herausragender Dynamik. Diese Mischung machte die Serie zu einem der erfolgreichsten Manga der letzten Jahre.
Verlegen entdecken Potential
Längst müsste jedem Verleger das Potential der japanischen Comics bekannt sein. Anfang der Neunziger erschien mit "Akira" zum ersten Mal eine Serie vollständig in Deutschland. Bis heute gilt dieser Manga als stilprägend, zahlreiche Zeichner loben die Bilder und die Atmosphäre des postapokalyptischen Tokio.
Ab 1998 begeisterte der Manga der Zeichnerin Naoko Takeuchi junge Leser in Deutschland und verkaufte sich sehr gut. Der Boom begann. Die zugehörige Fernsehserie trug zur Bekanntheit bei. Es folgte mit "Dragon Ball" die nächste Serie, die um die Jahrtausendwende eine riesige Anzahl an Fans hatte. Die Bände verkauften sich millionenfach.
Serien wie "Naruto", "One Piece" und "Death Note" stehen heute in den Regalen des Buchhandels. Der Markt? Wächst weiterhin. Zahlreiche Titel von unterschiedlichen Genres gibt es in Übersetzung, die Vielfalt der Manga hat längst Deutschland erreicht. Die Arbeit von Verlagen wie Carlsen, Egmont Tokyopop und Kazé trug ihren Teil dazu bei.
Erkennungsmerkmal für Manga sind dabei nach gängigem Vorurteil große Augen, Gewalt und Sex. Was nicht stimmt. Denn Manga waren von Anfang an so vielfältig in ihren Themen und Darstellungen wie westliche Comics. Die überproportionalen Augen gibt es zwar oft – doch sie sorgen vor allem für Empathie beim Leser. Große Augen, große Gefühle.
Diese leisen Töne geben beim 68-jährigen Mangaka Jirõ Taniguchi den Rhythmus seiner Werke vor. In "Der spazierende Mann" und "Vertraute Fremde" erzählt er von Alltagsbeobachtungen und Erinnerungen. Seine Werke zeigt der Comic-Salon in einer großen Ausstellung. Jüngere Zeichnerinnen wie Kan Takahama setzen ebenfalls auf einen unaufgeregten Stil. Mit "Stille Wasser" erscheint passend zum Comic-Salon erstmals ein Manga von ihr in deutschsprachiger Übersetzung. Sie wird an mehreren Tagen vor Ort signieren.
Deutsche Interpreten
Doch Manga sind nicht nur ein Kulturimport. Mehrere deutschsprachige Zeichner haben sich dem besonderen Stil verschrieben; Martina Peters, Nana Kyere und Melanie Schober dürften die bekanntesten Aushängeschilder der sogenannten Germangaka sein. Zahlreiche Webcomics, selbstpublizierte Werke und Serien zeugen von der Kreativität der Szene.
Wichtige Impulse für den Comic als Kunstform kamen vom Manga. Die besondere Leserichtung hat sich längst etabliert, es wird von hinten nach vorne geblättert, die Bilder von rechts nach links gelesen. Ihre Helden haben mehr als nur einmal die Welt gerettet. Und nebenbei damals die deutsche Comicbranche.
Am Donnerstag startet in der Ladeshalle das größte und wichtigste Festival für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum. Das Herz des Salons, der bis Sonntag dauert, schlägt auf der Messe. Über 150 Aussteller präsentieren hier ihr Programm, zahllose Neuerscheinungen werden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und annähernd 500 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt zeichnen live und signieren. Hinzu kommen Ausstellungen und Veranstaltungen in der gesamten Innenstadt. Als einer der Höhepunkte des Salons gilt die Max und Moritz-Gala mit der Vergabe der gleichnamigen Auszeichnungen am Freitag ab 21 Uhr im Markgrafentheater, moderiert von Hella von Sinnen und Christian Gasser. Mit der französischen Künstlerin Claire Bretécher wird erstmals eine Frau mit dem Sonderpreis für ihr herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet.
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