Corona und Starkregen: Beim Creativhotel Luise fällt der Jahresrückblick düster aus
27.12.2020, 16:30 UhrSehr nachdenklich wirkt Hoteldirektor Ben Förtsch in dem Video, das auf der Homepage seines momentan geschlossenen Creativhotels Luise zu sehen ist. Titel: "Das war 2020".
Für Ben Förtsch, der die Leitung des Hotels vor wenigen Jahren von seinem verstorbenen Vater übernommen hat, war es – wie für alle – ein besonders denkwürdiges Jahr. Für ihn aber nicht nur wegen Corona. Sondern auch, weil das Hotel bei Starkregen überschwemmt wurde. Und zwar sogar zweimal.
Dabei hatte er zum Jahresanfang noch gedacht: "2020, das wird unser Jahr". Denn nach einem mit sehr hohen Investitionen verbundenen Umbau sollte die Neueröffnung mit einer großen Feier stattfinden. Zu feiern gegeben hätte es auch "Zehn Jahre Klimahotels". Doch dann hat sich "alles ein bisschen anders entwickelt", sagt Ben Förtsch in seinem persönlichen Jahresrückblick.
Aktion mit Care-Paketen
"Ein bisschen anders": Das ist zugleich auch die Untertreibung des Jahres. Doch dem ersten Lockdown im Frühjahr hatte Förtsch, kreativ und nie um gute Ideen verlegen, noch etwas entgegen zu setzen. Über 430 "Care-Pakete" mit Waren lokaler Anbieter, von Blumen Böhmer bis Restaurant Muskat, fuhren Förtschs Mitarbeiter an dankbare Abnehmer aus, im Hotel stapelten sich die Kisten. "Wir waren so optimistisch", sagt Förtsch im Gespräch mit diesem Medienhaus. "Ich wollte meinen Mitarbeitern das Gefühl geben, dass wir alle die Möglichkeit haben, die Situation positiv zu beeinflussen."
Zugleich startete das Hotel-Team eine Nachbarschaftshilfe und übernahm zum Beispiel Botendienste.
Nach dem Lockdown kam jedoch, so wie auch bei anderen Hotels in der Stadt, nicht der große Aufschwung. Geschäftsreisende blieben weg und arbeiteten stattdessen im Homeoffice. Förtsch und seine Mitarbeiter nahmen die Herausforderung an, in Kooperation mit der Stadt Corona-positive Menschen in einem separaten Hoteltrakt aufzunehmen – mit allen damit verbundenen Hygienemaßnahmen.
"Es waren Wasserfälle, die runterkamen"
Und danach? Dann sollten eigentlich die Inlandsurlauber kommen, auf die man allerorten setzte. Allerdings ging diese Rechnung im Creativhotel Luise nicht auf. Denn stattdessen kam der Regen. In noch nicht gekannten Mengen. "Es waren Wasserfälle, die runterkamen", erzählt Förtsch. "Es war viel zu viel Wasser. So war es früher nie." Im Lauf von nur einer halben Stunde wurde das Hotel überflutet. Das Wasser stand auf der Straße, es kam zu den Fenstern und Türen herein, es überschwemmte den Frühstücksraum und den Wellnessbereich ein Stockwerk tiefer. "Es war der Tag, an dem auch das Rathaus abgesoffen ist", so Förtsch. Kein Trost allerdings. Auch viele von Förtschs Nachbarn traf es.
Im Hotel entstand ein Schaden in Höhe von 200.000 Euro, den Großteil übernahm die Versicherung. "Wenn das nicht gewesen wäre, gäbe es uns jetzt nicht mehr", sagt Förtsch. Der ersten großen Verzweiflung zum Trotz machte er sich mit großem Arbeitseinsatz an die Renovierung.
Auch ein "Wall" zur Straße hin wurde gebaut. Den zweiten Starkregen am 15. August konnte diese Maßnahme aber nur zum Teil abhalten. Und obwohl der neuerliche Schaden weitaus geringer ausfiel, war es "emotional viel schlimmer", konstatiert Ben Förtsch.
"Iglu" auf der Dachterrasse
Die Urlaubssaison jedenfalls war daraufhin für das Hotel, um im Bild zu bleiben, vollends ins Wasser gefallen. Die letzte Idee von Ben Förtsch wiederum ließ sich dann wegen des erneuten Lockdowns – den er angesichts der momentanen Situation grundsätzlich richtig findet – nicht durchführen: Ein gläsernes Gartenhäuschen und ein durchsichtiger "Iglu" sollte kleinen Gruppen – Familien und Freunden – vorweihnachtliche Treffen mit "Glühwein über den Dächern" ermöglichen.
Auch daraus wurde nichts. Bleibt die Hoffnung aufs nächste Jahr. Gutscheine jedenfalls für ein "Frühstück im Gartenhäusla" oder für die Erlanger Biermassage kann man über die Homepage schon erstehen. Und auch diverse Dinge vom Hotel-Honig bis zum "Messerhalter aus ehemaligem Teak-Tischbein".
Unterkriegen lassen will sich Ben Förtsch nicht. Die Situation sei für viele schwierig. Am meisten leid tue ihm, dass er seine Mitarbeiter momentan nicht beschäftigen kann. Das Video, sagt er, sei vor allem eine Absichtserklärung. Weiterzumachen. Gemeinsam. "Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch – und bleibt vor allem gesund."
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