Coronavirus: Diese Tipps hat ein fränkischer Experte
29.1.2020, 12:17 UhrProf. Dr. Armin Ensser ist Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie am Virologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen. Das Labor führt jährlich 120.000 Tests und Analysen wie etwa Erregernachweise und Antikörperuntersuchungen durch. Mit Prof. Ensser sprachen wir über das Coronavirus.
Angst vor dem Coronavirus: So reagiert Erlangen
Herr Prof. Ensser, welche neuen Erkenntnisse gibt es über die Ausbreitung des chinesischen Corona-Virus, wie schätzen Sie die Situation aktuell ein?
Man geht davon aus, dass die Inkubationszeit zwischen wenigen Tagen bis zu zwei Wochen liegt. Schwere Fälle weisen Symptome wie bei einer Lungenentzündung auf, zum Beispiel Fieber, Husten, und Auswurf, bis zum Lungenversagen. Es kommt darauf an, wie alt der Mensch ist und ob er schwere Vorerkrankungen wie Herzschwäche, Lungenerkrankungen oder eine fortgeschrittene Krebserkrankung hat, oder ob es ein junger Mensch ist, der die Viruserkrankung leichter wegstecken kann. Im Augenblick haben wir in Erlangen noch keine Verdachtsfälle. Sollte einer auftreten, haben wir seit Montag eine Diagnostik etabliert und sind in der Lage, entsprechend zu testen. Das Universitätsklinikum ist zudem vorbereitet, konkrete Isolationsmaßnahmen vornehmen zu können. Das tatsächliche Risiko, sich bei einem infizierten Patienten anzustecken, ist derzeit noch nicht sicher abzuschätzen.
Sind auch in Erlangen Krankheitsfälle zu erwarten?
Das hängt davon ab, wie viele Fälle es tatsächlich in China gibt, und wie viele schon unerkannt Infizierte nach Europa reisen. Nicht unerwartet ist nun bereits der erste Infektionsfall in Bayern diagnostiziert worden. Es gibt wahrscheinlich Patienten, die fast gar keine Symptome spüren, dadurch gibt es eine unbekannte Dunkelziffer. Wenn viele Menschen nur schwach erkranken, wäre das Coronavirus weniger gefährlich, aber auch schwerer einzudämmen. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten ein bis zwei Wochen in Deutschland vereinzelt weitere importierte Krankheitsfälle auftreten werden. Aus meiner derzeitigen Sicht ist die "echte Grippe", gegen die man sich impfen lassen kann, gefährlicher.
Corona-Virus: Wer ist bei Fällen in Franken zuständig?
Wie kann man sich vor Ansteckung schützen?
Genauso wie bei vielen anderen Erkältungskrankheiten auch: oft die Hände waschen, wenn möglich mit Seife. Das in China entdeckte neue Coronavirus ist von einer Hülle, die auch aus Fetten besteht, umschlossen und gelangt mit Hilfe von Proteinen in dieser Hülle in die Zellen. Seife zerstört diese Hülle. Genauso wichtig: darauf verzichten, jedem die Hand zu schütteln, mit den Händen nicht an die eigene Nase, Mund oder Augen fassen. Eine Mund-/Nasenschutzmaske halte ich in Deutschland für nicht nötig. Wer dennoch eine tragen möchte: eine gute Maske ist etwas dicker, sitzt besser und schützt neben Feinstaub auch vor Tröpfchenübertragung. Grundsätzlich gilt: Wenn man einen leichten Infekt hat, sollte man zuhause bleiben und sich auskurieren, bei mehr als 38,5 Grad Fieber oder Risikofaktoren wie Alter oder Grunderkrankungen aber doch zum Hausarzt gehen.
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